Interview: „Wenn man etwas will, bloß nicht aufgeben“

Jaqueline Spieß ist seit 2007 Mitglied, seit März die Sprecherin des Jugendrats. Bis heute hat sie vor allem eines gelernt: Geduld.

Düsseldorf. Der Jugendrat besteht seit 2007. Jaqueline Spieß (17) war von Anfang an als Mitglied dabei. Im März wurde sie zur Sprecherin der zweiten Legislaturperiode gewählt. Die WZ sprach mit der Schülerin des Marie-Curie-Gymnasiums.

Frau Spieß, warum hat es Sie schon mit 14 Jahren in die Politik gezogen?

Spieß: Das war eigentlich mehr Zufall als alles andere. Als der Jugendrat 2007 das erste Mal aufgestellt werden sollte, haben wir im Politikunterricht darüber gesprochen. Meine Klassenkameraden haben mich dann überredet, mich für die Bezirksvertretung 7 zur Wahl aufstellen zu lassen. Damit, dass ich gewählt werde, habe ich damals nicht gerechnet.

Welchen Einfluss hat das politische Engagement auf Sie?

Spieß: Seitdem ich in der Politik bin, habe ich unheimlich viel gelernt und mich weiterentwickelt. Anfangs war es eine Überwindung, mich bei Politikern vorzustellen. Heute bin ich viel offener, habe gelernt, vor Menschen zu sprechen und bin selbstsicherer. Während andere 14-Jährige im Kino waren, saß ich schließlich in der Bezirksvertreteung.

Was haben Sie über die Politik an sich gelernt? Haben Sie einen neuen Blick auf die Dinge gewonnen?

Spieß: Das Wichtigste ist, Geduld zu wahren. Wenn man etwas wirklich will, muss man hartnäckig dranbleiben, nachhaken und darf bloß nicht aufgeben. Manchmal hilft es auch, einfach mal in der Verwaltung nachzufragen. Jetzt weiß ich, dass ich selbst etwas verändern, etwas bewegen kann. Beim Verstehen der politischen Abläufe hat mir besonders mein Schülerpraktikum geholfen. . .

...das Sie Anfang des Jahres im Büro des Oberbürgermeisters absolviert haben.

Spieß: Genau, das war eine Wahnsinns-Erfahrung. In diesen drei Wochen habe ich erlebt, was im Rathaus wie zusammenhängt. Jetzt weiß ich endlich, welche Bedeutung die Stempel auf den Dokumenten des Jugendrates haben.

Welche Ziele und Projekte stehen während Ihrer Legislatur-Periode für Sie persönlich an erster Stelle?

Spieß: Mir liegt die Öffentlichkeitsarbeit sehr am Herzen. Die Verbindung zwischen dem Jugendrat und den Jugendlichen in der Stadt ist ja fast gleich Null. Dabei finde ich es so schade, dass manch Jugendlicher noch nie etwas von uns gehört hat. Deshalb wollen wir bald eine Wandzeitung in Schulen und Freizeiteinrichtungen anbringen und außerdem das Gespräch suchen und bieten.

Welche Projekte stehen sonst auf der Agenda des Jugendrats?

Spieß: Wir wollen das Cage-Ball-Turnier und das Projekt „So könnte/müsste Schule sein“ fortführen. Außerdem soll endlich wieder Bewegung in das Thema Skatepark kommen — ein perfektes Beispiel dafür, dass wir oft einen langen Atem brauchen. Darüber hinaus setzen wir uns noch für viele andere Themen ein.

Empfinden Sie die Arbeit in der Politik als undankbar?

Spieß: Eigentlich nicht. Mir macht die Arbeit einen Riesenspaß. Vor kurzem habe ich Briefe von Schülern einer sechsten Klasse bekommen, in denen sie sich für meinen Einsatz bedankt haben und mir Tipps für neue Projekte gegeben haben — darüber habe ich mich sehr gefreut. Trotzdem möchte ich nach meinem Abitur und einem anschließenden Auslandsaufenthalt lieber in die Richtung Eventmanagement.