Düsseldorf Barbecue-Society grillt auch im tiefsten Winter

Schnee und Eis halten eine Gruppe aus zwölf Rheinländern nicht vom Grillen ab. In Hamm bereiten sie sich auf bundesweite Wettkämpfe vor.

Foto: N. Golsch

Düsseldorf. Es herrschen Temperaturen rund um den Gefrierpunkt an diesem Tag im Januar. Doch in Hamm gibt es einen Ort, an dem Sommer herrscht — zumindest gefühlt und zumindest dann, wenn keiner einen Blick durch die Fenster des geräumigen Pavillons wirft, den Christian Trapp und seine Freunde am Rande eines Gemüseackers aufgebaut haben. Drinnen brutzelt und raucht es — seit etlichen Stunden.

Den Namen „East-West-Barbecue-Society“ haben die zwölf Grillfreunde sich gegeben. „East“ wegen der asiatischen Geschmacksvorlieben der einen und „West“ wegen der amerikanischen Tendenzen der anderen. Die Männer und Frauen kommen größtenteils aus Düsseldorf, Neuss und den Städten darum. So kalt es auch sein mag, grillen können sie immer. „Grillen ist keine reine Sommertradition“, sagt Trapp, der die Gruppe vor drei Jahren ins Leben gerufen hat. Ganz im Gegenteil: „Im Winter hat das Grillen einen ganz anderen, vielleicht sogar größeren Reiz.“ Er habe auch schon im tiefsten Schnee gegrillt, bei ganz klarer Winterluft.

Jedes der Gruppenmitglieder grillt mindestens einmal wöchentlich zuhause, etwa 20 Mal im Jahr kommen sie alle zusammen. Vor drei Jahren fing alles mit Steaks und Rippchen an. „Das wurde irgendwann langweilig“, sagt Trapp.

Die Grillfreunde begannen, nach neuen Herausforderungen zu suchen. Sie wurden fündig und nahmen das erste Mal an einem Grillwettbewerb teil. Solche Wettkämpfe finden mehrmals im Jahr in ganz Deutschland statt. Chancen rechneten sich die Rheinländer erst keine allzu hohen aus. Meistens muss ein Menü aus mehreren Gängen auf dem Grill zubereitet werden. Dazu reicht ein einzelner Grill aber lange nicht aus — in der Regel ist die „BBQ-Society“ mit fünf bis sechs verschiedenen Grills unterwegs — im LKW.

Wer meint, ein solches Menü sei innerhalb weniger Stunden zubereitet, täuscht sich. Denn mit der Zeit haben die Grillfreunde eine Leidenschaft für ganz besondere Fleisch-Spezialitäten entdeckt. Beispielsweise für Rehrücken oder Schweinenacken. Letzterer braucht auf dem Grill etwa 24 bis 30 Stunden. Gegart wird das Fleisch nur bei 100 Grad, damit es nicht austrocknet. „Wir verbringen ganze Tage am Grill“, sagt Andreas Eyckeler aus Düsseldorf. „Das ist nicht einmal kompliziert, nur eben langwierig.“ Er und seine Frau Nadine entwickeln die Rezepte, die dann bei den Wettbewerben zubereitet und der Jury serviert werden. Dafür ist viel Vorbereitung notwendig. Zusammen probiert die Gruppe einzelne Gerichte aus, verändert sie gegebenenfalls.

Und es ist längst nicht alles Fleisch, was auf dem Grill landet. Auch für Kartoffelgratin und Antipasti braucht die Truppe keinen Backofen. Dazu reicht der Kugelgrill. Bis zu 1000 Euro gehen pro Meisterschaft drauf, Gewürze im Wert von 700 Euro lagern bei Eyckeler und vor allem Kohle kostet Geld. Davon hat Christian Trapp jüngst zwei Tonnen günstig ersteigert: Das reicht etwa für etwa ein halbes Jahr.