Düsseldorf Was wird aus dem Gründgens-Platz?
Die Erben von Theater-Architekt Pfau fürchten, dass der Platz zum Hinterhof des Ingenhoven-Tals verkommt. Montag gibt es ein Treffen mit Intendant Schulz.
Düsseldorf. Mit dem Ingenhoven-Tal ist es derzeit ein bisschen wie seinerzeit bei den Libeskind-Bauten: Während hinter den Kulissen Investoren, Stadtverwaltung und Grundstückseigentümer Nägel mit Köpfen machen, kennt die Öffentlichkeit nur einige am Computer erstellte Hochglanzansichten, wie der ganze Komplex später mal aussehen soll. Zu sehen sind darauf viel Himmel, viel Grün, schicke Menschen. Bei den Libeskind-Bauten folgte eine gewisse Ernüchterung: die begrünten Gebäudeeinschnitte sehen völlig anders aus als in den ersten Simulationen. Auch die Baumasse wird bisweilen kritisiert.
Auch beim Ingenhoven-Tal könnte der Teufel im Detail stecken. Das fängt mit der Frage an, ob die geplante Gebäudebegrünung durch Hainbuchen in der Realität je so aussehen wird wie in der Simulation. Vor allem aber geht es um die Frage, was aus dem Gustaf-Gründgens-Platz wird. Bleibt er Vorplatz des Theaters? Oder verkommt er zum Hinterhof des Ingenhoven-Tals?
Klar ist: Der Platz selbst soll, zumindest laut aktueller Planung, kleiner werden. Der Neubau rückt im Verhältnis zur jetzigen Bebauung deutlich näher an das Schauspielhaus. Und dann soll es noch eine Anlieferstraße entlang des Neubaus geben — das würde den Platz noch kleiner machen. Nötig ist die Straße für Warenanlieferung, Müllabfuhr etc.
Für die Pfau-Erben sind diese Aussichten völlig inakzeptabel: Sie sind der Ansicht, dass ihr Urheberrecht nicht nur das Theatergebäude selbst, sondern auch die Tiefgarage und den Platz umfasst. Demnach dürften Stadt und Investor dort nichts ohne Zustimmung verändern.
Die Stadt sieht das anders: Sie glaubt, dass Platz und Tiefgarage nicht durch das Urheberrecht geschützt sind, das hätten Juristen bestätigt. Womöglich pokere die Familie Pfau nur.
Dem widerspricht Melanie Plaizier, Sprecherin der Pfau-Erben: „Uns geht es darum, dass das Baukunstwerk sowie der Platz in seiner Größe und in seiner Form, die den Umriss des Schauspielhauses widerspiegelt, erhalten bleiben. Wir haben niemals eine finanzielle Forderung gestellt.“
Nein. Dass sich die Stadt nicht um eine einvernehmliche Lösung mit der Familie bemüht, könnte allerdings noch problematisch werden: Zum einen könnte die Pfau-Familie vor Gericht ziehen, wenn die Bauarbeiten starten — und versuchen, einen Baustopp zu erwirken. Doch auch wenn es nicht gleich hart auf hart kommt: Die Stadt braucht das Entgegenkommen der Familie auch, um die vom künftigen Intendanten Wilfried Schulz beabsichtigten Veränderungen im Theater durchzubekommen.
Der möchte nämlich — quasi als Kompensation dafür, dass er das Haus wegen der Bauarbeiten davor nicht wie ursprünglich schon ab Sommer 2016 bespielen kann — ein paar Umbauten im Innern vornehmen. Kassenhaus, Garderobe, Toiletten, all das will er erneuern lassen. Dazu auch den Durchgang zwischen Großem und Kleinen Haus.
Schulz sieht in dieser Hinsicht die Stadt in der Pflicht, die rechtlichen Fragen zu regeln. Dies wird sie aber ohne die Pfau-Erben nicht können. Denn für den Baukörper und die Innengestaltung gilt das Urheberrecht zweifellos. Das musste die Stadt inzwischen auch beim Kassenhaus einsehen. Die Idee, das alte Kassenhaus abzureißen, wurden zu den Akten gelegt (siehe Text rechts).
Vielleicht auch deshalb sucht Wilfried Schulz nun den Kontakt zur Familie Pfau. Am kommenden Montag will man sich treffen. Es heißt, Schulz wolle seine beabsichtigten Umbauten und Modernisierungsmaßnahmen vorstellen.
Weder Eigentümer noch Investoren noch Architekt Ingenhoven wollen sich zu dem ungelösten Konflikt zwischen Stadt und Architekten-Familie äußern. Sie verweisen auf die Stadt.