Bei ihren Müttern können Söhne nicht auf cool machen
Im Jungen Schauspielhaus zeigen Laiendarsteller, was in dieser besonderen Beziehung passiert.
Düsseldorf. Mit „Söhne wie wir“ wird am Samstag im Jungen Schauspielhaus ein Stück uraufgeführt, das sich einer besonderen, oft auch zwiespältigen und schwierigen Beziehung widmet: jener zwischen Müttern und Söhnen. Regisseurin Ines Habich hat das Stück mit elf Laiendarstellern aus Düsseldorf, fünf Frauen und sechs Jungen und Männern im Alter zwischen zwölf und 24 Jahren, entwickelt.
Alles, was auf der Bühne passiert, basiert auf Erzählungen der elf Protagonisten. „Es gab nur die Grundidee, ein Stück über Mütter und Söhne zu machen. Alles Weitere ist im Ensemble entstanden“, erklärt Ines Habich, deren Fortuna-Musical „95 olé — Heimspiel“ zuletzt im Großen Haus zu sehen war. „Ich war skeptisch, ob vor allem die Jungs so offen über ihr Mutter-Verhältnis sprechen wollen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass es kein cooles, aber ein schönes Thema ist.“
Ali Dilekci (15) war bereits bei Habichs Projekt „Almost lovers“ dabei, in dem eher der Vater im Fokus stand. „Über meine Mutter zu reden, war anfangs schwieriger. Das Thema ist viel sensibler, da kann man nicht immer auf cool tun.“ Was jetzt auf der Bühne passiere, treffe seinen eigenen Alltag gut. „Auch meine Mutter, die zur Premiere kommt, wird sich bestimmt darin wiedererkennen.“ Für die heiße Probenphase opferten er und die anderen ihre kompletten Weihnachtsferien. Doch Ali hat Blut geleckt: „Ich überlege, mich nach der Schule an einer Schauspielschule zu bewerben.“
Für einige Darsteller wie Julia Engelhardt, die Alis Mutter spielt, ist die Schauspielerei hingegen absolutes Neuland. „Ich hatte auf Facebook den Aufruf des Jungen Schauspielhauses gelesen. Worüber das Stück handeln sollte, machte mich neugierig. Jungs kann ich schließlich!“, erzählt die Mutter von drei Söhnen. Auch ihre vier Mitstreiterinnen sind Mütter von Söhnen. „Für mich, die keine Mutter ist, war es besonders spannend, die Erfahrungen der Frauen zu hören und sie einfließen zu lassen“, sagt Regisseurin Ines Habich.
Menschen zuzuhören, ihre Geschichten zusammenzufügen und unverfälscht auf die Bühne zu bringen, sei generell das, was sie am meisten an ihrer Arbeit reize, sagt die Regisseurin und Theaterpädagogin. „Ich habe keine Lust mehr, Shakespeare zu inszenieren. Das echte Leben da draußen finde ich viel spannender“, so die Essenerin. „Und ich bin überzeugt, dass diese authentischen Inhalte und diese alltägliche Sprache auch diejenigen ins Theater locken, die bisher nicht gekommen sind.“