Pelze Schenkenbach: Ältester Betrieb in der Altstadt
Der Obermeister der Kürschnerinnung, Hans-Bernd Schenkenbach, führt das Pelzgeschäft in vierter Generation.
Düsseldorf. 1868 eröffneten Johann und Wilhelmine Schenkenbach einen Handel mit Fellen in der Altstadt und verlegten ihr Geschäft bald ins „Haus Düsselstern“ an der Mittelstraße 1. Dort führt der Urgroßenkel Hans-Bernd Schenkenbach den Betrieb noch heute. Wenn das Haus jünger aussieht, als es ist, so liegt das am großen Umbau von 1963, als der Vater die schöne Fassade abschlagen ließ, um einen moderneren Look zu haben.
Der Betrieb blieb im gleichen Haus, an der gleichen Adresse, bei der gleichen Familie. Heute führt Schenkenbach in der vierten Generation den ältesten noch existierenden Familienbetrieb in der Altstadt und stellt seine Pelze in der eigenen Werkstatt her. Er hortet die Goldmedaillen, neuerdings als Innungsmeister.
Er erinnert sich an seine Kindheit und Jugend: „Es war viel kälter im Winter als heute. Ich zog mit dem Schlitten los, um im Hofgarten zu rodeln.“ Der Großvater sei noch mit der Kutsche bei Eis und Schnee über den Rhein gefahren, der Vater über den Rhein gelaufen. Seitdem habe sich das Klima sehr verändert, meint Schenkenbach. „Noch vor zehn Jahren war es in Düsseldorf kälter, da holten die Leute schon im Oktober ihre Pelze hervor. Aber die Zeiten sind vorbei, als in der Altstadt ab November Schnee lag.“
In der Altstadt seiner Jugend gab es noch viele Familienbetriebe, sie stammten aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Es gab Juweliere, Lebensmittelläden, Schreibwarenläden, Fahrradreparaturen, Elektroläden oder das Kaufhaus Sorge. Schenkenbach: „Heute sind die Mieten so hoch, dass sich nur noch große Konzerne den Standort leisten können. Es gab noch viele Kinder in der Altstadt. Wir haben Ball und Murmel gespielt. Die Straßen waren voller Löcher, so dass wir die Kugeln gut in die Kuhlen schieben konnten.“
Wer Kind war, besuchte die Maxschule. Und zur Realschule ging es in die Luisenstraße. Straßenbahnen fuhren über die Königsallee. Zu Großvaters Zeiten zogen Pferde die Straßenbahnen sogar noch durch die Altstadt. Als jetzt die Altstadt piekfein gepflastert wurde, habe man die Schienen endgültig herausgeholt.
Der jetzige Inhaber des Pelzhauses wurde 1943 in Lindlar geboren, wohin die Familie im Krieg flüchtete. Nach einer dreijährigen Lehre zog er als Geselle durch die Welt, war in der Schweiz, in London und in Stockholm. Er machte 1967 die Meisterprüfung. Sein Gesellenstück bestand aus Fuchs mit Fuchsklauen und ausgearbeitetem Kopf, mit Augen, Nase und Ohren. Alles musste ganz natürlich aussehen. Es war die Zeit, als die Menschen nur das nötige Kleingeld für den Fuchskragen hatten. Der Vater wusste zu berichten, wie die Fuchsfelle waschkörbeweise gekauft wurden. Den Sommer über waren die Mitarbeiter damit beschäftigt, die Füchse auszuarbeiten.
Weil der Vater so streng war, wanderte Hans-Bernd nach Kanada aus, arbeitete in USA und Frankreich, lernte die kostbaren Nerze in Skandinavien kennen und war im Auktionshaus und im Großhandel tätig. Er kennt alle Facetten der Pelzwirtschaft, als er 1978 den Familienbetrieb übernahm.
Wie ist es heute mit den Rauchwaren? Schenkenbach sagt: „Ich habe selten so viele Pelze auf der Kö gesehen wie jetzt. Aber die Situation im Pelzhandel hat sich total verändert. Die Leute kaufen nicht mehr so häufig im Pelzgeschäft, sondern bei Designern und in Boutiquen. Wir stellen jedoch selbst her.“
Nun ist die Pelzindustrie verschrien. Wie kann man den Pelzhandel noch verteidigen? Schenkenbach: „Schweine, Hühner und Rinder werden in der Massentierhaltung schlechter gehalten als Felltiere. Das Fell sieht nur dann seidig aus, wenn die Tiere auf den Pelzfarmen gut gefüttert wurden.“
Und die besten Felle? „Sie stammen aus kalten Gegenden also aus Skandinavien, Kanada und Sizilien.“ Wer kauft noch Pelz? „Nicht die Männer, sondern die Frauen, die den Pelz lieben.“ Und die Preise? „Ein guter Stoffmantel ist auch teuer. Wir können preiswert anbieten, im eigenen Haus und ohne Zwischenhandel.“