Düsseldorf-Heerdt Benediktus ist wiederentdeckt

Am Freitag wird im Gottesdienst der Schützen ein strahlend schönes Bild vorgestellt, das eine wundersame Verwandlung erlebte.

So traurig sah das alte Gemälde mit dem vermeintlichen Quirinus noch vor drei Jahren aus.

Foto: Friedelt

Düsseldorf. Monsignore Herbert Schlömer hatte nach 30 Jahren die Pfarre St. Benediktus verlassen und war in seine Heimat nach Niederaußem zurückgekehrt. Zu seiner Hinterlassenschaft im Pfarrhaus gehört ein Bild auf einer dicken Holztafel, das gruselig aussah. Es zeigt den Quirinus, den Sebastian und die Katharina. Vor allem die schwarze Gestalt des Quirinus war nur noch ein Schatten ihrer selbst, weil so viel Farbe abgeplatzt war. Die Restauratorin Roswitha Friedelt holte das Bild ab. Am Freitag wird es beim Schützengottesdienst in St. Benediktus wieder zu sehen sein. Es erstrahlt nicht nur in neuem Glanz, sondern es hat auch eine völlig überraschende Hauptfigur.

Nun erstrahlt es mitsamt einem wiederentdeckten Benediktus in neuem Glanz.

Foto: Friedelt

Als Roswitha Friedelt das Bild im alten Zustand sah, war sie nicht nur entsetzt, sondern auch neugierig. Sie erzählt: „Ich konnte mir die abgeplatzte Farbe nicht erklären, bis ich erfuhr, dass es lange im feuchten Keller gelegen hatte. Dadurch zersetzte sich die Grundierung, sie hatte keinen Halt mehr. Durch die Übermalung in den 1950er Jahren gab es überall auf der Oberfläche Spannungen. Als Marc Peetz vom Landesamt für Denkmalpflege das Bild sah, ließ er es sofort legen, damit nicht noch mehr Farbe abbricht.“

Friedelt wollte partout mehr wissen über das Bild, und so beteiligte sie sich bei einer Ausschreibung mit einem Kampfpreis und bekam den Zuschlag für die Restaurierung.

Sie begann im Mai 2012 umgehend mit der Freilegung, also mit der Abnahme der Übermalung auf dem gesamten Bild. Die Katharina war „heftig übermalt“, so die Restauratorin. Beim Sebastianus entdeckte die Fachfrau eine Brandstelle und am Unterkörper auch Brandblasen. Sie meint, das komme in Kirchen häufig vor, wenn Kerzen davor stehen. Pfarrer Michael Dederichs erklärte stattdessen, das Bild könne auch aus der alten Heerdter Kirche stammen, die bekanntlich abgebrannt ist. Diese Frage wird man vermutlich nicht mehr klären können.

Nun aber kommt das Spannende an dem Bild. Die Restauratorin fing schon mit der Retusche an, also mit dem Wiederaufbau des Bildes nach seiner Zerstörung. Da hatte sie Probleme bei den Übergängen, vor allem beim Quirinus. Friedelt sah nicht nur ein Schild, sondern zwei; und plötzlich war da auch ein Stab. Sie ließ das Bild an der Fachhochschule Köln röntgen.

Da seien ein etwas runder Kopf, eine Schulter, ja sogar zwei Hände und auf dem Boden des Bildes eine Tiara hervorgetreten. Daraufhin nahm sie die Farbe bis zur untersten Schicht ab und wunderte sich über die Figur des Benediktus. Heerdt wurde bekanntlich von Neuss annektiert, und die Neusser wollten verständlicherweise keinen Benediktus aus Heerdt, sondern ihren Quirinus, den Stadtheiligen von Neuss, auf dem Bild sehen. Deshalb übermalten sie das alte Bild.

Dechant Michael Dederichs war begeistert über diese Entdeckung. Er erklärt: „Es besteht die Möglichkeit, dass unser Bild eine Altartafel der Vorgängerkirche war und auf dem Benediktus-Altar stand.“ Roswitha Friedelt gibt freimütig zu: „Eigentlich wusste ich bis vor ein paar Wochen gar nicht, wer der Benediktus ist. Aber ich fand ihn im Heerdter Wappen wieder. Und das habe ich Herrn Dederichs geschrieben.“