Berufe: Wo Männer Exoten sind
Am Internationalen Männertag schildern drei Düsseldorfer, wieso sie sich gegen den Trend entschieden haben.
Düsseldorf. Es ist zwar kein offizieller Feiertag, doch am Mittwoch dürfen sich alle Männer der Welt trotzdem feiern lassen — denn dann ist der „Internationale Männertag“, der aber nicht mit dem Weltmännertag am 3. November zu verwechseln ist. Anlässlich dieses Tages hat sich die WZ mit Männern unterhalten, die in (vermeintlichen) Frauenberufen arbeiten und sie gefragt, wie es in der Frauen-Domäne zugeht.
Julian Cremer arbeitet als Rechtsanwalts-Fachangestellter. In Düsseldorf ist er einer unter 208 Männern, als Rechtsanwalts-Fachangestellte sind in der Stadt jedoch 1976 Frauen tätig. „Als Mann habe ich gute Aufstiegschancen in meinem Beruf. Und der Draht zum Chef ist auch besser“, sagt der 27-Jährige, der während seiner Ausbildungszeit am Arbeitsplatz fast nur von Frauen umgeben war. „Dumme Sprüche kassiert man eigentlich selten. In den Mittagspausen kann ich bei den Gesprächsthemen nur meistens nicht mitreden“, sagt Cremer.
In Düsseldorf der erste Mann in seinem Beruf war vor 34 Jahren Ulrich Geduldig. Der heute 58-Jährige war 1980 der erste Erzieher in einem Kindergarten. Heute arbeiten 476 Erzieher und 5174 Erzieherinnen in der Stadt. „Begonnen habe ich in einer Einrichtung an der Grenze zwischen Lierenfeld und Eller. Natürlich gibt es bei uns die klassische Zuordnung“, sagt Geduldig. „Wenn die Kollegin gesagt hat: ,Du machst offenbar nicht gerne das Waschbecken sauber’, habe ich dann gefragt, wie oft sie denn schon auf einer Leiter gestanden hat.“
Probleme in seinem Beruf hatte Geduldig aber nie. 1989 wurde er in Stockum sogar erster männlicher Leiter einer Düsseldorfer Kita. „Fußball, toben, werken — die männliche Rolle muss eben auch in meinem Beruf vorgelebt werden“, sagt Geduldig mit einem Augenzwinkern.
Moritz Melzer (23) hat mit Maler und Lackierer zunächst einen klassischen Männerberuf gewählt, nach der Ausbildung aber umgesattelt: auf MFA — Medizinischer Fachangestellter. In einer Praxis für Schlafmedizin hat er vor wenigen Monaten seine zweite Ausbildung begonnen und ist ganz froh, dass der Beruf nicht mehr wie früher „Sprechstundenhilfe“ heißt.
Dass in Düsseldorf in seinem Job 19 Männer arbeiten und 3417 Frauen, stört den jungen Mann nicht. „Hahn im Korb zu sein, ist gar nicht schlecht.“ Die Kolleginnen seien froh über den männlichen Kollegen und wissen, wen sie fragen können, wenn mal ein Spiegel aufgehängt werden müsse. Die Perspektiven für Fortbildung und Aufstieg seien besser als in seinem vorherigen Beruf. Alle Ärzte würden daher annehmen, er wolle anschließend Medizin studieren, was aber gar nicht stimmt.
Und die Reaktionen? Moritz Melzer erlebt wenig Verwunderung oder gar Spott, sagt er: „Dafür sorge ich selber und sage zum Spaß manchmal, ich bin Arzthelferin.“