Besuch beim Mental-Magier: Hypnose im Selbstversuch
Was ist wohl dran an der Bühnenhypnose? Unsere Autorin wollte es wissen und ging der Sache mutig auf den Grund – ein Erfahrungsbericht.
Düsseldorf. Spätestens seit der TV-Show "Das Supertalent" ist sie wieder in aller Munde: die Bühnenhypnose. Menschen, die solche Darstellungen sehen, sind fasziniert, skeptisch und auch verunsichert: Was ist dran, an der Sache? Geht das alles mit rechten Dingen zu?
Um das herauszufinden, treffe ich mich heute mit dem Düsseldorfer Mentalmagier Vincent van Dark. Er hat versprochen, mir Rede und Antwort zu stehen - und mich im Rahmen dieses Interviews auch einmal zu hypnotisieren. Mal sehen...
Um vorbereitet zu sein, habe ich mir im Vorhinein Rat beim Experten geholt. Was ist Hypnose eigentlich? Wo liegt der Unterschied zwischen Showhypnose und Hypnose im therapeutischen Rahmen? Lisa Kleinrahm, studierte Psychologin und Heilpädagogin: "Hypnose ist ein Zustand tiefer Entspannung, bei dem das Gehirn sich in der Frequenz befindet, in der es auch in der Phase zwischen Schlaf und Aufwachen ist. Also etwas eigentlich ganz Natürliches."
Dabei gibt es keinen großen Unterschied zwischen therapeutischer- und Showhypnose. Nur der Weg und die Absicht sind eine andere: Während die therapeutische Hypnose dazu genutzt wird, verdeckte Persönlichkeitspotenziale zu enthüllen, die eigene Entwicklung zu unterstützen (z.B. in der Raucherentwöhnung) oder Traumata aufzuarbeiten, dient die Showhypnose lediglich der Unterhaltung.
Und da Künstler üblicherweise deutlich weniger Zeit haben als Therapeuten, nutzen sie die Blitzinduktion, während die Therapeuten ihre Klienten langsamer in Trance führen. Das Ziel ist jedoch das gleiche: ein Zustand der Entspannung.
Doch was ist denn so beängstigend? "Es ist die Angst vor dem Kontrollverlust", sagt Vincent van Dark. "Hypnose ist ein Instrument. Wie ein Messer - das kann genutzt werden, um in einer Operation Leben zu retten, es kann aber auch eine tödliche Waffe sein. Deshalb ist Hypnose in erster Linie Vertrauenssache."
Gut, dieses Vertrauen habe ich, fühle mich in guten Händen. Also nehme ich auf einem Stuhl gegenüber von Vincent van Dark Platz. Er bittet um die Erlaubnis, meine Hand, die Schulter und vielleicht die Stirn berühren zu dürfen.
Dann nimmt er meine Hand, hält sie mir vor die Augen und führt sie langsam in Richtung meines Gesichtes, wobei ich mich auf einen Punkt in der Hand-Innenfläche konzentrieren soll. In diesem Moment beginnt alles vor mir zu verschwimmen, die Außenwelt rückt ein Stück weg. Als van Dark fordert "Schlaf!", entspannt sich mein Körper auf einen Schlag.
Jedoch nur kurzfristig, denn als er mir suggeriert, meine Hand klebe fest an meinem Oberschenkel, schaltet sich mein Kopf ein. Ich will nicht, irgendetwas wehrt sich in mir - und richtig, ich kann meine Hand frei bewegen. Vincent van Dark nimmt die Hypnose zurück. "So etwas passiert oft bei Menschen, die ungern die Kontrolle abgeben", sagt er. Ich fühle mich ertappt.
Dass das auch anders geht, beweist mein Kollege, Fotograf Stefan Arend. Van Dark lässt ihn sogar verschiedene Male die Arme heben und senken. Er soll sich nach dem Aufwachen so fühlen, als habe er vier Stunden tief und fest und erholsam geschlafen.
Der Kollege schlägt die Augen auf und macht ein Gesicht, wie ich es von mir nur kenne, wenn ich gerade aus dem Bett gekrochen bin. "Ich habe geschlafen, oder?" An mehr kann er sich nicht erinnern.