Düsseldorf Beuys tritt als Geist in Gaunerkomödie auf
Der Künstler Alex Wissel persifliert in einem Film Düsseldorf mitsamt der Szene um Helge Achenbach und Joseph Beuys.
Düsseldorf. Es ist Weihnachten 2009, Matthias Brandt, Sohn des verstorbenen Bundeskanzlers, sitzt am Schreibtisch in einem einfachen Büro und collagiert Rechnungen. Er klebt und schiebt, wie es Helge Achenbach bis zu seinem bitteren (Karriere-)Ende getan hat. Sein Gegenspieler ist Alex Wissel. Er hat sich mit goldener Creme das Gesicht geschminkt. Er spielt den Geist von Joseph Beuys. Dies ist die Eröffnungsszene einer Gaunerkomödie. Jan Bonny, „Tatort“- und Kino-Regisseur, inszeniert die Komödie derzeit. Und Wissel schwärmt schon davon, den WDR für den Streifen zu gewinnen. Es soll, sagt er, eine Art „Kir Royal“ im Rheinland werden.
Wissel erklärt: „Es soll eine Geschichte über Düsseldorf und das Rheinland werden. Es geht darum, wie der Gedanke von Joseph Beuys und seiner sozialen Plastik (Jeder Mensch ist ein Künstler) zum Neoliberalismus degeneriert.“ Bestes Beispiel sei die SPD, die sich von der Arbeiterpartei zur Freundin großer Firmen mausere, so dass man den sozialen Aspekt nicht mehr erkennen könne.
Wissel wörtlich: „Helge Achenbach war der berühmte Letzte, den die Hunde gebissen haben. Zuvor hat er nicht nur collagiert, sondern auch junge Künstler gefördert und sie nach Brasilien und Lanzarote mitgenommen.“ Jörg Immendorff und Gerhard Schröder will Alex Wissel frei nach der TV-Serie Kir Royal (Untertitel: Aus dem Leben eines Klatschreporters) auch erwähnen.
Die ersten Szenen sind fertig: Da liegt der Beuys mitsamt Hasen auf dem Sofa, und Helge fragt ihn, warum er nicht länger mit ihm spreche. Derweil singt Matthias Brandt Heine-Lieder über Düsseldorf, die „Träumereien“ von Robert Schumann und das Lied von der Loreley. Matthias Brandt/Helge Achenbach sitzt und macht Collagen, während Beuys/Wissel versucht, die soziale Plastik voranzutreiben.
Warum das Ganze? Wissel erklärt, Theater habe ihn schon immer interessiert. Er sagt: „Ich bin recht katholisch erzogen. Ich war zwölf Jahre lang Ministrant und habe ein Faible fürs Rollenspiel.“ Er hofft, dass er in drei Jahren so viel Geld zusammen hat, um den Film herauszubringen.
Bekannt wurde Alex Wissel mit Agi’s Bar an der Ackerstraße unweit vom Worringer Platz. Aus dieser Künstlerbar entstand gleichfalls ein Film. Auch er beginnt mit einer Szene, die aus dem Leben gegriffen ist. Es ist Wissels Trennung von seiner Freundin Magdalena. Der Film zeigt die beiden in vertauschten Rollen, präsentiert aber auch wirbelnde Szenen der Künstler in der Kellerbar.
Bei den nächtlichen Veranstaltungen feierten 600 bis 800 Leute so lange, bis das Ordnungsamt einschritt und die Bauaufsicht den Spuk verboten hat. Kurz zuvor tauchen der Künstler Andreas Gursky, die Sammlerin Julia Stoschek, der Kunstvereinsleiter Hans-Jürgen Hafner und die Rektorin Rita McBride auf, neben Hunderten von Jungkünstlern.
Dazu gibt es Reime wie: „Düsseldorf am Rhein, du sollst beachtet sein“ oder „Du leuchtest heller als die Sterne. Musst nicht schweifen in die Ferne. Du hast einiges parat von Beuys bis hin zu Tony Gard.“ Wissel ist sich sicher: „Düsseldorf ist die geilste Stadt am Rhein. Selbst in den tiefsten Stunden, heilst du alle meine Wunden.“ Das Künstlerduo Rühr & Fehr bringt eine große Wassermelone mit. Als die Gäste einfach abbeißen, sind ihre Gesichter so verschmiert, als hätte sie ein wildes Tier gerissen.