Düsseldorf Brutal zugetreten: Männer wegen versuchten Totschlags angeklagt
26-Jähriger gibt zu: „Ja, in dem Moment wollte ich ihn töten.“
Düsseldorf. Ein verbaler Streit zwischen zwei Männergruppen vor einer Düsseldorfer Bar ist am 23. August vergangenen Jahres eskaliert. Blut floss, ein am Boden liegender Mann wurde getreten und erlitt ein Schädelhirntrauma. Zwei Männer, 19 und 26 Jahre alt, müssen sich seit Freitag wegen versuchten Totschlags vor Gericht verantworten. Der 26-jährige Angeklagte hatte gegenüber der Polizei geäußert, er habe seinen am Boden liegenden Kontrahenten töten wollen.
Laut Anklage waren die zwei Männergruppen vor einer Bar am Worringer Platz aufeinandergetroffen. Es gab ein kurzes Wortgefecht, dann soll ein Mann mit dem scharfkantigen Hals einer Glasflasche auf den 26-jährigen Angeklagten losgegangen sein. „Er hat mich damit ins Gesicht geschlagen“, sagte der Angeklagte vor Gericht und zeigte auf seine linke Wange, über die sich eine rote Narbe zieht. Eine Dolmetscherin übersetzt für ihn vom Arabischen ins Deutsche. Der vermeintliche Angreifer, der ebenfalls Arabisch gesprochen habe, sei geflohen. „Ich bin hinterhergelaufen und habe ihn zu Boden gebracht“, sagte der 26-Jährige dem Vorsitzenden Richter. Dabei sei der Mann auf ein Metallgitter gefallen. Die Anklage geht aber davon aus, dass einer der Angeklagten den Kopf des Geschädigten packte und ihn mehrfach gegen das am Boden eingelassene Metallgitter schlug.
Weiter soll der 26-Jährige von oben und seitlich gegen den Kopf des Geschädigten getreten haben, auch als der schon nicht mehr schützend seine Arme heben konnte. Vor Gericht gab der 26-Jährige zu, den am Boden liegenden Kontrahenten getreten zu haben — allerdings nur gegen die Schulter. Erst als Zeugen dazwischentraten, ließ der Angeklagte vom Mann ab.
Laut Polizeiprotokoll hatte er kurz nach dem Vorfall gesagt, man solle in Haft nehmen, damit er nicht noch Schlimmeres mache: Wären die anderen Menschen nicht dazwischen gegangen, er hätte den Mann getötet.
Als der Vorsitzende Richter dem Angeklagten diese Aussagen vorhielt, relativierte er sie zunächst. Er sei aufgebracht gewesen. Womöglich habe der Dolmetscher falsch übersetzt. Auf Nachfrage einer Richterin, ob er denn in dem Moment, als er den Mann trat, ihn habe töten wollen, antwortete er dann jedoch: „Ja. Weil er mich verletzt hat. Das war schwer zu akzeptieren.“
Der mitangeklagte 19-Jährige äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Er machte nur Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen: Er habe früh sein Heimatland verlassen und sich in Spanien, Frankreich und Belgien durchgeschlagen, bevor er nach Deutschland kam. Wie der 26-Jährige wohnte auch er in einer Asylbewerberunterkunft, bevor er in Haft kam.