Düsseldorf Wann wird’s mal wieder richtig Winter?
Heute könnten ein bis zwei Zentimeter Schnee fallen. Doch der Winter gibt hier nur ein kurzes Gastspiel. Erinnern Sie sich noch, wann es das letzte Mal viel Schnee gab?
Düsseldorf. Von wegen: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ Derzeit möchte man den Rudi-Carrell-Schlager aus den 70ern lieber auf Winter umdichten. Denn der aktuelle hat nicht viel von dem zu bieten, was man sich so vorstellt. Frost? Schnee? Pustekuchen! Der Dezember 2015 war satte sechs Grad wärmer als ein Durchschnittsdezember. Und der bisherige Januar ist auch zu warm, bisher um 3,1 Grad.
Das freilich kann und wird sich noch ändern: Ab heute gibt der Winter in Düsseldorf ein kleines Gastspiel. „Wo genau Schnee fällt, ist schwer vorherzusagen“, erklärt Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst. Er hält es aber für möglich, dass es in Düsseldorf heute „mal ein oder zwei Zentimeter Schnee gibt“. Der freilich hält sich nicht lange. Es gibt jetzt maximal zwei bis drei Tage Dauerfrost, dann gehen die Temperaturen schon wieder deutlich über die Null-Grad-Marke.
Das soll Winter sein? Läppisch, möchte man meinen, wenn man sich etwa an legendär schneereiche Winter erinnert wie 1978/79. Damals lagen locker 20 bis 30 Zentimeter Schnee im Aaper Wald. So schön Schlittenfahren war selten in Düsseldorf. Oder? Trügt der Rückblick? „Ja, wahrscheinlich romantisiert die Erinnerung“, meint Malte Witt.
Denn die Klimadaten sagen, dass es immer mal wieder kalte und schneereiche Winter gab. Zuletzt 2012/13, damals waren es 29 Schnee- und 14 Dauerfrosttage. Das ist ordentlich. Der kälteste Winter seit der Jahrtausendwende war 2009/10 mit 19 Frosttagen.
Die Kindheitserinnerung an den Winter 78/79 ist übrigens nicht bloß pure Fantasie, sie findet ihre Entsprechung in den Daten: Mit 45 Schneetagen war das der schneereichste Winter in Düsseldorf seit 1969.
Über so was können Berliner nur milde lächeln: Ihr Schneerekord liegt bei 119 Tagen. Und sogar in diesem Winter hat die Hauptstädter schon böser Frost heimgesucht mit Temperaturen zwischen minus 10 und minus 20 Grad. Doch warum ist es am Rhein so viel milder als im nicht mal 500 Kilometer entfernten Berlin? Laut Malte Witt vom Wetterdienst kommen zwei Faktoren zusammen. Erstens: „In Düsseldorf macht sich die Nähe zum Atlantik bemerkbar. Dort erwärmt der Golfstrom die Luftmassen, die bei Westwind hierher strömen. Umgekehrt ist es in Berlin: Wenn dort kalte Luft von Osten kommt, hat sie es nicht sehr weit.“
Aber auch der Rhein hat seine Wirkung. Durch eingeleitetes Ab- und Kühlwasser ist er wärmer als früher, seit 50 Jahren war er nicht mehr zugefroren. Den Effekt konnte Malte Witt Freitagnachmittag auch an den aktuellen Temperaturen ablesen: „Im Saarland haben wir gerade Werte um den Gefrierpunkt, im Rheingraben von Mannheim bis Koblenz sind es drei Grad mehr.“
Übrigens: Wer meint, die Winter würden immer milder, täuscht sich nicht. Im langjährigen Mittel (also der Durchschnitt der Jahre 1961-1990) bringt es der Winter auf 3,1 Grad. Dazu im Vergleich der Durchschnittswert seit 2005: Der liegt bei 3,4 Grad.