Bücherbummel: Schmökern unter den Kö-Platanen
Auf der Luxusmeile dreht sich bis Sonntag alles um Gedrucktes — ob alt oder neu.
Düsseldorf. Die Buchhändler hatten ihre Stände am Donnerstagmorgen noch gar nicht komplett aufgebaut, da waren schon die ersten Kinder da. Mit ihrer Kita-Pädagogin Chrisoula Strountzou steuerten sie das Kinderlesezelt am Ende der Königsallee an, wurden von Sandra Kügler mit Hallo empfangen und amüsierten sich über den karierten Elefanten Elmar. Sie tanzten vor dem Papiertier und machten Ringelreihen. Für sie war der Bücherbummel längst eröffnet, bevor sich die Offiziellen gegen Mittag einfanden.
Michael Serrer vom Literaturbüro freute sich über die eifrigen Bummler, die nach den schönsten Schnäppchen suchten. „Ich bin immer wieder verblüfft, dass Hunderttausende von Besuchern kommen. Die Kö, die sonst die Meile der Mode ist, erlebt einmal im Jahr für vier Tage die Literatur. Darauf freue ich mich das ganze Jahr über“, sagte er.
Derweil spazierte Grüffelo, ein stattliches, breitschultriges Fantasietier, durch die Auslagen der Bücher und Grafiken. Es begrüßte Bernd Gossens, den Sprecher der Buchhändler, der mit den Kulturpolitikern über die wunderbare Entwicklung von Deutschlands größtem Open-Air-Buchfestival fachsimpelte.
Der Bücherbummel ist beliebt. 400 000 Gäste werden bis Sonntagabend erwartet. Es gibt Fans, die auf bestimmte Händler schwören. So pflegen sie gezielt den Kartographen Joachim Lieske vom Vermessungs- und Liegenschaftsamt anzusteuern, der für sie unzählige Beispiele mit Motiven der Landeshauptstadt aus der Vogelperspektive bereithält. Die frisch gedruckten Stadtatlas-Bücher hat er sogar selbst geschaffen und ausgedruckt.
Viele Kulturinstitute mischen sich unter die Bouquinisten. Das Heinrich-Heine-Institut hält ein Gästehandtuch bereit, bedruckt mit des Dichters ironischer Aufforderung: „Ihr habt den Rhein, wascht euch!“ Ein paar Zelte entfernt können Goethe-Fans den Kopf des Dichterfürsten auf einem T-Shirt erwerben. Thorsten Rheindorf aus Flingern breitet lustige Stempel aus.
Es gibt Bücher über Bücher auf der Meile des Gedruckten, Altes und Neues, Gedichte und Reiselektüre, aber zwischendurch finden sich immer wieder Kuriositäten. Klaus Thomsen vom Kakadu-Verein etwa präsentiert CD’s, die er von alten Schellackplatten aufgenommen hat, mit internationaler Swing- und Tanzmusik der 30er Jahre.
Ein Unermüdlicher auf der Kö ist auch Florian Raeck. Seine „Welt der tausend Klänge“ mit Instrumenten aus Nepal wird von Kind und Kegel umlagert. Die Himalaya-Klangschalen sind seit Jahren sein Renner. Aus Bronze, mit Sand geputzt, gehen sie weg wie warme Semmeln.
Großes und kleines Theater wartet auf Interessanten. Anton Bachleitner lässt seine Marionetten zum neuen Stück von Michael Ende auffahren. Opernhaus, Schauspielhaus und Komödie weisen auf ihre Stücke hin. Und die Volkshochschule verteilt ihr aktuelles Programmbuch.