Poetryslam: Dichtkunst als Kampfsport
Pamela Granderath über die Rolle des Publikums im Dichter-Wettstreit.
Düsseldorf ist eine Hochburg im Wortsport, mit Dichtern als Kämpfern und Darstellern. Die Autoren sitzen nicht brav am Lesepult, sondern agieren vor dem Mikrofon, messen sich gegenseitig, reagieren aufs Publikum und warten auf ihre Noten. So eine Poesieschlacht, besser bekannt als Poetry Slam, besteht aus Poesie und verbalen Volltreffern. Seit 1997 hat die „Poesieschlacht-punkt-acht“ Kultcharakter. Wir sprachen mit der Moderatorin Pamela Granderath, Mitorganisatorin der Poesieschlacht im Zakk und des Slammer-Festivals, anlässlich der Literaturtage.
Wie erklären Sie den Erfolg eines Poetry Slams?
Granderath Das sind alles sehr talentierte, junge Lyriker und Prosaschreiber. Sie haben eine schöne Sprache und tragen aktuelle, zeitgenössische, junge Literatur vor. Oft äußern sie sich auch zeitpolitisch.
Spielt die schnelle Reaktion der Autoren eine Rolle?
Granderath Ja, sie stehen ja am Mikrofon und müssen in fünf bis sechs Minuten einen guten Eindruck hinterlassen.
Hat diese Art der Darbietung etwas mit der Hektik und Dynamik unserer Zeit zu tun?
Granderath Das Publikum fühlt sich angesprochen. Statt einem Autor eine Stunde lang zuzuhören, erlebt es in derselben Zeit zehn Autoren. Das Poetry Slam erinnert an das Wetten im Fernsehen oder ans Casting im Schnellverfahren.
Welche Rolle spielt der Besucher?
Granderath Er bestimmt, wen er hören will. Wer nicht gut ist, ist in der nächsten Runde nicht mehr dabei. Es ist eine basisdemokratische Veranstaltung. Wir wissen häufig nicht, wer da alles kommt, an Publikum und an Autoren. Das ist auch für uns eine Überraschung.