Caviar Creator: Der unendliche „Stör“-Fall
Die Ermittlungen unter anderem wegen Anlagebetrug und Untreue laufen seit sechs Jahren – bisher ohne Ergebnis.
Düsseldorf. Seit sechs Jahren ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen die Chefetage des Kaviarproduzenten Caviar Creator. Anlagebetrug, Untreue - so und so ähnlich lauten die Vorwürfe gegen die Köpfe der amerikanischen Firma, die ihre Europa-Zentrale in Düsseldorf hat.
Jetzt sollte das Verfahren endlich abgeschlossen werden: Bis Ende Oktober solle es ein Ergebnis geben, kündigte Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen gegenüber der WZ im Sommer an.
Und so wurde es auch dem Petitionsausschuss des Landtages zugesagt, den das Unternehmen eingeschaltet hat. Doch der Chefermittler ist in den Ruhestand gegangen, ohne seine Unterschrift unter eine Anklage oder eine Einstellung des Verfahrens zu setzen. Der Stör-Fall bleibt eine schier unendliche Geschichte.
Für die Rechtsvertreter der Firma ist das Verfahren längst ein Justizskandal. Georg Heinrich Pott, der Strafverteidiger des Vorstandschefs Frank Schaefer: "Ich habe zwei Monate mit dem zuständigen Staatsanwalt über eine Einstellung verhandelt. Er sagte mir, die Kripo sei angewiesen worden, ihre Arbeit einzustellen."
Noch vor seiner Verabschiedung habe er das Verfahren abschließen wollen - wohlweislich mit einer Einstellung gegen Auflagen. Mit dieser Lösung würde Caviar Creator automatisch das Recht verlieren, wegen etwaiger Verluste durch die langwierigen Ermittlungen auf Schadenersatz zu klagen.
Doch dann war der Staatsanwalt nicht mehr da. Auf die Frage, warum das Verfahren nicht wie geplant vor dessen Ruhestand abgeschlossen wurde, gibt Pressedezernent Michael Marx-Manthey an, das Unternehmen habe neue Unterlagen eingebracht, die so schnell nicht zu prüfen gewesen seien.
Das soll ab Dezember ein Nachfolger übernehmen. "Ein Abschluss steht nicht unmittelbar bevor", sagt Marx-Manthey.
"Wir werden jetzt seit Jahren hingehalten", sagt Caviar-Creator-Vorstandschef Schaefer. Die hartnäckigen Ermittlungen hätten die Entwicklung der Firma zurückgeworfen, der Schaden belaufe sich inzwischen auf rund 100Millionen Euro.
Und auch der Petitionsausschuss sei seit dem Sommer von der Staatsanwaltschaft mit der Zusage hingehalten worden, im Herbst werde das Verfahren beendet.
"Der Ausschuss hat bis heute nicht den geforderten Bericht der Ermittler", sagt Schaefer. Er fordert: "Egal ob Einstellung oder Anklage - nach sechs Jahren muss man mal zu einem Ergebnis kommen."
Das sehen Aktionäre von Caviar Creator ähnlich. "Mich regt es auf, wie dieses Verfahren in der Schwebe gehalten und so dem Unternehmen geschadet wird", sagt Hans Jürgen Heeren aus Hannover.
Laut Klaus-Dieter Baier aus Wachtendonk hätten die Ermittler sogar Aktionäre wie ihn mit falschen Behauptungen kontaktiert. "Ich wurde im Frühjahr von der Kripo angerufen", sagt Baier.
"Da ging es direkt los: ,In drei Monaten ist der Laden zu, dann haben Sie Ihr ganzes Geld verloren’." So sei bewusst Unsicherheit geschürt worden. Baier: "Die Staatsanwaltschaft stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus."
Kriminalhauptkommissar Jürgen Weigelt bestätigt zwar, dass Aktionäre im Frühjahr kontaktiert wurden, um zu ermitteln, ob Caviar Creator weiterhin Aktien zum Kauf anbiete.
Dass dabei allerdings solche Behauptungen aufgestellt worden sein sollen, dementiert er. Die Kripo hat inzwischen ihre Ermittlungen abgeschlossen, auch dort wartet man jetzt nur noch auf eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Ob das Verfahren eingestellt oder Frank Schaefer angeklagt wird.