Analyse CDU: Intrigantenstadl vor dem Parteitag

Hinter den Kulissen tobt der Kampf um die Parteiführung. Da ist fast jedes Mittel recht.

Angela Erwin, Tochter des Ex-OBs.

Düsseldorf. Wie sehr Streit, Neid und Missgunst oft in politischen Parteien subkutan wuchern, hat Franz-Josef Strauß einst in einer berüchtigten Steigerungsform auf den Punkt gebracht: „Feind, Todfeind, Parteifreund“. In Düsseldorf konnte lange die SPD ein Lied davon singen, dass die fiesesten Intrigen in den eigenen Reihen gesponnen werden, danach war die FDP dran. Jetzt ist es die CDU. Dort stellt sich Parteichef Thomas Jarzombek am 22. Juni zur ersten Wiederwahl — und je näher dieser Parteitag rückt, desto mehr muss er sich vor Heckenschützen in Acht nehmen.

Peter Preuß hat sich offen gegen Parteichef Jarzombek gestellt.

Am Mittwochabend schickte Jarzombek an alle Funktionsträger der Düsseldorfer CDU eine Warnmeldung: „Leider muss ich Sie darauf vorbereiten, dass wieder Interna in der Presse erscheinen werden.“ Durchgestochen an ein überregionales Blatt worden seien vertrauliche Unterlagen, die am Abend davor nur an den geschäftsführenden Vorstand gegangen seien (siehe Kasten). Nach WZ-Informationen geht es um arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen mit zwei Mitarbeitern der Parteigeschäftsstelle. Als skandalträchtig erschien den Durchstechern offenbar, dass es sich in einem Fall um einen gelähmten Mann handelt, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die CDU will ihn als 400-Euro-Kraft nicht weiterbeschäftigen, weil es in den neuen Räumen der Partei im Altbau an der Wasserstraße u.a. keinen Aufzug gibt und der Mann dort nicht eingesetzt werden könne.

Sylvia Pantel fordert Jarzombek ebenfalls heraus.

Manch einflussreicher Christdemokrat sieht darin eine weitere Intrige von Sylvia Pantel und /oder Peter Preuß, den Stellvertretern Jarzombeks. Beide haben sich vor kurzem erstmals ganz offen gegen ihren Parteichef gestellt, als sie ihre Unterstützung für Heidrun Leinenbach (46) publik machten. Die Ex-Venetia und Abteilungsleiterin bei den Stadtwerken war ganz überraschend als Herausforderin von Jarzombek aufgetaucht, obwohl sie nicht mal zwei Jahre Mitglied in der Partei ist. „Wir müssen die totale Spaltung überwinden“, sagt Leinenbach und beteuert, keinesfalls eine Marionette von Pantel und Preuß zu sein, auch wenn sie beide sehr schätze.

Parteichef Thomas Jarzombek muss sich vor Heckenschützen in acht nehmen.

Doch für die beiden Vize wird die Luft jetzt dünn. Denn das Jarzombek-Lager hat ihnen mit Angela Erwin, der Tochter des Ex-OBs, die erste starke Gegenkandidatin schon vor die Brust gesetzt. Es wird damit gerechnet, dass sie Preuss aus dem Feld schlägt. Und für Pantel findet sich womöglich auch noch ein Gegner, so die nicht noch selbst zurückzieht. Zu unvorstellbar erscheint es CDU-intern, dass die Bundestagsabgeordnete nach all dem Knatsch einfach so weitermacht im Vorstand.