Das gläserne Gericht ist eröffnet

Am Dienstag konnten Besucher erstmals das neue Gerichtsgebäude erkunden. An vielen Ecken arbeiten noch Handwerker.

Düsseldorf. Im Treppenhaus hängt eine Mischung aus Kleber und Farbe in der Luft, am Geländer warnt ein Papierschild "Frisch gestrichen". Noch ehe die Farbe getrocknet und die Richterstühle von der dichten Schutzfolie befreit sind, öffnet am Dienstag das neue Gerichtsgebäude am Oberbilker Markt für neugierige Besucher.

Im Foyer wird um kurz nach neun Uhr noch die Schutzpappe von den Treppenstufen entfernt, derweil bildet sich vor der Sicherheitsschleuse am Eingang bildet eine lange Menschen-Schlange. Die Kontrollen sind streng.

Ein Wachtmeister versucht, die erhitzten Gemüter zu beruhigen - Besucher hatten sich den Eintritt ins neue Gebäude des Amts- und Landgericht einfacher vorgestellt. "Es klappt alles noch nicht reibungslos. Aber das wird ja noch", sagt er. Das ist auch der Tenor der meisten Mitarbeiter, die seit Montag ihre Büros an der Werdener Straße beziehen und sich einen Eindruck von ihrer neuen Arbeitsstätte machen.

Dort, wo bald ein Informationsschalter stehen soll, sind zwei Schreibtische provisorisch zusammengeschoben worden, an denen Beamte Orientierungshilfe geben. Die elektronischen Hinweistafeln sind noch nicht in Betrieb. Franz Hansmann und Karl-Heinz Beiering (beide 74) lassen sich davon nicht abschrecken. "Wir haben uns durchgefragt und können uns mittlerweile auch schon ganz gut orientieren", sagt Hansmann.

Auch der Präsident des Amtsgerichts, Ingolf Dick, weiß die klare Struktur des neuen Gerichtsgebäudes zu schätzen: "In diesem Haus kann man sich nicht verlaufen und die Wege zu den Kollegen sind kurz." Durch die übergroßen Fenster, die verglasten Treppenhäuser und die Glasdecke dringt viel Licht ins Innere des Gebäudes. Das ist kein Zufall: Die Architektur soll zeigen, dass sich die Justiz als bürgernah und transparent versteht.

In den Sitzungssälen tönen Anweisungen der Handwerker aus den Lautsprechern, an einigen Toilettenräumen fehlen die Türen. Die einen können darüber nur den Kopf schütteln, andere Mitarbeiter freuen sich über ihre neue Umgebung.

"Die Ausstattung ist eine wesentliche Verbesserung zum alten Gebäude", sagt Amtsrichterin Nina Weitzel und lehnt sich gegen ihre terracottafarbene Bürotür. Die 29-Jährige hat im vierten Stock ihr Zimmer bezogen - mit Blick auf die gläsernen Verbindungsgänge zwischen den Gebäudeteilen. Die Einrichtung ist neu, nur ihren Bürostuhl hat sie aus der Altstadt mitgebracht.

Auch die neue Kantine, in der Küchenchef Detlef Preetz den Kochlöffel schwingt, hat sie bereits getestet - und für gut befunden. Andere Kollegen sind skeptischer und ziehen das Café "Ohme am Markt" der Kantine vor.

"Das wird ja noch alles", ist ein häufiger Satz in diesen Stunden. Andere sind pessimistischer: Es gibt Zweifel, ob das Haus-Gefängnis ist Betrieb gehen kann - und dass, obwohl für Mittwoch die erste Verhandlung angesetzt ist.