„24-Stunden-Kontrollen sind nicht möglich“
Der Fall Educon zeigt, wie schwierig es ist, Misshandlungen zu verhindern.
Düsseldorf. Die Vorwürfe gegen 17 ehemalige Mitarbeiter der Graf-Recke-Stiftung werfen Fragen auf. Etwa die, wie die Misshandlung von Schutzbefohlenen, wie es im Gesetz heißt, zu verhindern ist.
"Eine 24-Stunden-Kontrolle von Mitarbeitern ist nicht möglich", sagt Thomas Pütz, Bereichsvorstand Soziale Dienste bei der Kaiserswerther Diakonie, die neben ambulanten auch stationäre Hilfen für Kinder und Jugendliche anbietet.
Regelmäßige Fortbildungen von Betreuern, Erziehern und Psychologen, interne Leitlinien und Augenmaß bei der Personalauswahl sollen in Kaiserswerth helfen, Vorfälle wie bei Educon zu verhindern.
"Es gibt zudem sehr dichte, externe Kontrollen", sagt Adolf-Leopold Krebs, Vorstand bei der Düsseldorfer Diakonie, die im Stadtsüden rund 80Kinder und Jugendliche in 13 Wohngruppen betreut.
Dafür seien Jugend- und Landesjugendamt zuständig. Zudem gebe es ein ebenso enges internes Kontrollsystem. Halb- oder in Einzelfällen auch vierteljährlich werde der so genannte Hilfeplan für einen Jugendlichen in Wohngruppen überprüft und, wo nötig, angepasst.
Daran seien Betreuer, Kinder und deren Eltern oder Erziehungsberechtigten beteiligt. Zudem habe die Erziehungsleitung "unangemeldet, zu jeder Tages- und Nachtzeit" die Möglichkeit, in den Wohngruppen nach dem Rechten sehen.
Dass Misshandlung von Schutzbefohlenen in der Regel hinter verschlossenen Türen geschieht, weiß Krebs. Dass die Übergänge zwischen Erlaubtem und Verbotenem fließend sind, auch. "Es gibt immer wieder Situationen, die grenzwertig sind. Was machen Sie mit einem Siebenjährigen, der ausflippt? Da hilft manchmal nur, ihn ganz fest in den Arm zu nehmen."
Klar sei aber, dass das Strafrecht die Grenzen vorgebe. "Körperliche Züchtigungen darf es nicht geben." In den 17 Jahren, in denen er bei der Diakonie ist, habe er nur einen derartigen Fall erlebt. Der Mitarbeiter sei fristlos entlassen worden. Selbst Abmahnungen bei Fehlverhalten von Erziehern seien "äußerst selten".
Kontrolle sei zwar ein negativ besetzer Begriff, Kontrolle schützer aber auch Mitarbeiter. Im Sinne einer systematischen Qualitätssicherung. "Letztlich muss ich aber dieses System kontrollieren."