Arbeitsleben in Düsseldorf Ein Ort für Kreative und Handwerker
Düsseldorf · Im Hinterhof der Birkenstraße 23 ist jetzt das „Maschinendorf“ in die Hallen der Schreinerei Otto Kunze eingezogen.
Über dem Torweg der Birkenstraße 23 erinnert noch der Firmenname Kunze an die Schreinerei, die dort fünf Jahrzehnte lang Anlaufstelle für alles rund um das Thema Holz war. Vor wenigen Monaten ist dort das Maschinendorf eingezogen – ein Co-Working-Space der besonderen Art. Denn dort sind nicht die üblichen Schreibtische zu mieten, vielmehr stehen Maschinen und Arbeitsflächen für unterschiedlichste kreative und handwerkliche Bereiche zur Verfügung. Ob Holz- und Metallbearbeitung, Textilwerkstatt, Siebdruck, ein Elektronikraum, ein Brennofen für Keramik oder Ton – für die Zielgruppe ist es, als öffne sich ein wahres Paradies an Möglichkeiten.
„Wir können hier eine Fläche von 2500 Quadradmetern verteilt auf drei Etagen nutzen. Es gibt sogar einen Lastenaufzug, in den man mit einem Lkw fahren kann“, zählt Geschäftsführer Markus Lezaun auf, der das Projekt Maschinendorf gemeinsam mit Andreas Knapp von Küssendenfrosch realisiert hat. „Wir haben das komplette Materiallager von Otto Kunze übernommen“, sagt Architekt Knapp bei einem Rundgang durch die weitläufigen Räume. Im Keller wartet tonnenweise Holz darauf, dass Kreative etwas daraus machen und nicht nur das: „Wir sind gerade dabei, mit ehemaligen Mitarbeitern von Kunze das Material zu erfassen“, fährt Knapp fort und zeigt auf unzählige Kisten und Kartons in langen Regalreihen, angefüllt mit Scharnieren, Türblechen, Griffen und Verzierungen und Winkeln. Otto Kunze hatte auch ein Faible für Lampen. „Wir finden immer wieder neue Schätze“, sagt Lezaun und bleibt vor einer der alten Maschinen stehen, die immer noch gut in Schuss sind.
Material zur Reparatur
lagert im Dorf selbst
„Anfangs dachte ich, was machen wir, wenn die kaputtgehen? Dafür gibt es bestimmt keine Ersatzteile mehr“. Die Handwerker, die das Maschinendorf für sich entdeckt haben, beruhigten ihn. „Das können wir selbst reparieren, hier ist genug Material dafür vorhanden“.
Im Raum nebenan entsteht gerade die Metallwerkstatt. Robert Oberer packt gemeinsam mit einem Kollegen an. „Wir wollten mal sehen, was hier alles möglich ist und haben entschieden, mitzumachen“, erzählt er. Genau das ist die Philosophie hinter dem Maschinendorf. „Die Flächen für Werkstätten sind in der Stadt rar und meist unbezahlbar“, weiß Markus Lezaun. Handwerker, die zum Beispiel in Flingern einen Auftrag haben und vor Ort feststellen, es fehlt ein Werkzeug oder eine Maschine, haben oft gar nicht die Zeit, in irgendein Gewerbegebiet zu fahren, weil sie nur dort noch eine Werkstatt unterhalten können. In diese Lücke stößt das Maschinendorf. Doch die Macher haben noch mehr im Blick: „Es ist ein niederschwelliges Angebot im Stadtteil, der Raum für Teilhabe bietet“, bringt Andreas Knapp die Idee des Konzepts auf den Punkt. Und das kommt an. Schon wenige Tage nach Eröffnung kamen die ersten Nachbarn vorbei, froh darüber, dass im Hinterhof wieder Leben ist und die Gewerbeflächen nicht wie so oft abgerissen werden, um Platz für Townhouses zu schaffen. „Wer Lust hat, kann Teil des Vereins werden, der inzwischen schon rund 400 Mitglieder hat oder auch einfach so vorbeikommen und hier arbeiten“, umreißt Lezaun die Möglichkeiten des Co-Working-Spaces.
Neben den verschiedenen Werkbereichen ist außerdem reichlich Platz für kreative Angebote, wie zum Beispiel Upcycling-Workshops, Fahrradreparaturen, das inzwischen schon zur festen Institution gewordene Repair-Café und vieles mehr. „Wir sind offen für alles und freuen uns über Ideen und Menschen, die mitmachen wollen“, wirbt Knapp und betont: „Solche Räume wie das Maschinendorf möchten wir fest in der Stadt etablieren, weil wir sie als so genannten dritten Ort einfach brauchen“.
Zum Maschinendorf gehört auch die ehemalige Kantine der Schreinerei Kunze. Das haben auch die Macher der Kunstpunkte schon entdeckt und bei der letzten Veranstaltung die Kantine im Hinterhof an der Birkenstraße 23 entsprechend bespielt.