Düsseldorf Der Tour-Start bleibt umstritten

OB Geisel spricht von Riesenschub für die Stadt, doch CDU und FDP wollen Sponsoren sehen.

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Düsseldorf. Auf Düsseldorf kommt mit dem Tour-de-France-Start 2017 ein sportliches Großereignis zu, wie es das seit den beiden Deutschland-Spielen bei der Fußball-WM 1974 nicht mehr gegeben hat. „Das gibt der Stadt einen Riesenschub“, frohlockte OB Thomas Geisel.

Insgesamt stößt der Zuschlag für die Landeshauptstadt auf viel Zustimmung, aber weiterhin auch auf Skepsis oder gar Ablehnung. Schon in der Ratssitzung im November wurde heftig gestritten, nur mit hauchdünner Mehrheit und mit Hilfe der Stimmen von Republikaner, AfD und Freien Wählern gab’s am Ende grünes Licht für die Tour-Bewerbung. Denn CDU, FDP und Linke sagten aufgrund der hohen Kosten für die Stadt Nein.

Und daran hat sich seit Dienstag auch nichts geändert, das machten die Fraktionsspitzen sogleich klar — zumal alle Beobachter die Entscheidung für Düsseldorf angesichts fehlender Mitbewerber erwartet hatten. „Wir waren und sind nicht gegen die Tour de France in Düsseldorf. Aber nicht zu den bislang bekannten finanziellen Bedingungen für den Stadthaushalt“, sagt Rüdiger Gutt (CDU). OB Geisel sei jetzt gefordert, Sponsoren aus der Privatwirtschaft zu gewinnen. Gutt wie auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) gehen weiter davon aus, dass die Stadt für Lizenzgebühr und Infrastrukturmaßnahmen elf Millionen Euro ausgeben muss.

Das tut auch Geisel, doch er rechnet direkte und indirekte Einnahmen von 4,8 Millionen Euro dagegen, womit unterm Strich ein Zuschussbedarf für die Stadt von 6,2 Millionen übrig bliebe. Doch auch der ist CDU und FDP bei weitem zu hoch: „Wenn die Stadt Geldgeber im großen Stil findet, dann kann die Tour ruhig kommen“, betont Strack-Zimmermann. Ob die Messe drei Millionen Euro spendieren darf, prüfen Rechtsgutachter gerade, freilich gibt es wohl im Aufsichtsrat keine Mehrheit dafür.

Ob und wann der Stadtrat über die Finanzierung abstimmen muss, ist noch offen, sicher jedoch noch in den nächsten Monaten.

Geisel kündigte am Dienstag nur allgemein an, dass man mit dem Tour-Veranstalter Regelungen vereinbart habe, „die attraktive Sponsoringpakete für die örtliche Wirtschaft ermöglichen“. Er sei sicher, dass viele Unternehmen da mitmachen werden. Genaueres, auch zum Streckenverlauf in Düsseldorf, werde am 14. Januar bekanntgegeben.

Allerdings haben nach WZ-Informationen Großunternehmen wie Henkel bereits abgewunken. Gleiches dürfte für Banken gelten, da die Credit Lyonnais ein Hauptsponsor der Tour (Gelbes Trikot) ist. Insofern wird wohl auch die Stadtsparkasse nur im kleinen Stil einsteigen, die Rede ist von maximal 50 000 Euro.

Eher positiv als negativ reagieren die Interessensverbände, allerdings nicht ohne kritische Untertöne. Lerke Tyra vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in Düsseldorf sagt: „Nichts gegen Fahrradbegeisterung in der Stadt, aber: Die Stadt sollte sie dann auch ernsthaft nutzen, um die ´richtigen Schritte für Alltagsradler einzuleiten.“ Auch beim Rheinischen Einzelhandelsverband herrscht nicht uneingeschränkte Freude. Hauptgeschäftsführer Peter Achten mahnt, „dass die Interessen des Handels gewahrt werden und nicht die ganze Innenstadt abgesperrt wird“. Unterm Strich sei es allerdings eine gute Nachricht, wenn durch den Tourstart Düsseldorf international als Einkaufsstadt wahrgenommen werde. „Es birgt eine große Vermarktungschance.“

Gemischte Gefühle herrschen bei Gastronom Giuseppe Saitta vor, der sowohl CDU-Politiker als auch Kreisvorsitzender des Hotellerie- und Gaststättenverbandes ist. Als Ratsmitglied betont er, dass es darauf ankommt, dass die Tour auch finanzierbar ist, als Dehoga-Vertreter „freue ich mich, wenn die Hotels und Restaurants voll sind“.