Der WM-Traum ist aus, das Public Viewing geht weiter

Zwischen Hoffnung und Trauer. So erlebten die Fans das WM-Aus der deutschen Frauen.

Düsseldorf. Kaum war so etwas wie richtige WM-Stimmung aufgekommen, da war es auch schon wieder vorbei. Seit Samstag wissen wir: Das Sommermärchen 2011 wird es nicht geben. Die WZ hat sich trotzdem auf die Suche nach dem WM-Fieber gemacht.

Samstagabend, kurz vor 21 Uhr an den Kasematten. Die Fernseher sind eingeschaltet, alle Plätze sind belegt. In der ersten Reihe sitzen drei Frauen — mit dem Rücken zur Leinwand. Anspannung, Nervenkitzel, Gänsehautatmosphäre? Nicht bei diesen Damen.

Ihnen gegenüber sitzen die echten Fans. Frauen mit Deutschland-Fahnen auf den Wangen, die die Aufstellung auswendig herunterbeten können. Die Herren schauen sich dagegen das Spiel ganz entspannt an. Vermutlich würden sich einige von ihnen aber auch eine Aufzeichnung des DFB-Pokalfinales anschauen. Hauptsache Fußball.

So wie die beiden Männer aus Karlsruhe, die das Spiel mit einem Auge verfolgen. „Eigentlich ist es mir egal, wie das Spiel ausgeht“, sagt der eine. „Mich würde es schon freuen, wenn die deutschen Frauen das Spiel gewinnen würden“, sagt der andere. WM-Fieber? Fehlanzeige.

Etwas abseits sitzen Roswitha Negele und Erich Leicht. Er gibt zu: „Meine Frau begleitet mich nur zum Fußball gucken.“ Die genießt währenddessen die nette Atmosphäre. „Ob Fußball oder Song Contest, wir sind oft hier zum Public Viewing“, sagt sie. WM-Fieber? Ein bisschen.

Ganz anders dagegen bei Sascha und den beiden Melanies. Er trägt einen schwarz-rot-goldenen Irokesenschnitt und Trikot, und hat deswegen schon eine Menge verwirrte Blicke geerntet. „Viele Leute halten mich für verrückt und fragen sich, was mit mir nicht stimmt.“ Geballte Fußballkompetenz dagegen bei Melanie und Melanie. Ihre Lieblingsspielerin ist Alexandra Popp. „Die ist auf Abruf da und zieht auf dem Platz einfach ihr Ding durch“, sagen die beiden. WM-Fieber? Ausgebrochen!

Zur zweiten Halbzeit geht es in das Café Piranha. Das Szene-Lokal für Lesben und Schwule wird an den Spieltagen zur Fußballkneipe. An den Wänden hängen Mannschaftsposter und Steckbriefe der Spielerinnen. Wirt Hartmut kümmert sich um die Gäste.

„Ihr habt alles“, fragt er in die Runde. „Mach mir bitte ein 1:0“, antwortet ihm eine bereits leicht verzweifelte Frau. Aber offensichtlich zieht der Wirt am falschen Zapfhahn, denn kurz darauf fällt das Tor für die Japanerinnen. Ein kollektiver Aufschrei geht durch die Bar. Zwölf Minuten später ist der Titeltraum endgültig geplatzt, Enttäuschung macht sich breit.

Gast Dietmar ist dennoch zufrieden, denn er hat erstklassigen Fußball gesehen. „Das Spiel hatte alles, Dynamik, Esprit. Die letzte halbe Stunde war reines Powerplay.“ WM-Fieber im Café Piranha? Grassierend, aber leider ist Deutschland ausgeschieden.