Herr van Leyen, Sie wohnen in Unterbach, wo die Stadt gerade die Öko-Siedlung mit dem Umweltpreis ausgezeichnet hat. Sind Sie stolz darauf?
Ausblick „Der Wunsch nach einem Bürgersaal ist offen“
Düsseldorf · Interview Bezirksbürgermeister Gerwald van Leyen (Eller, Vennhausen, Lierenfeld, Unterbach) sieht die Entwicklung von Wochenmarkt und Verkehr mit Sorge.
Die Bürger im Stadtbezirk 8 (Eller, Vennhausen, Lierenfeld und Unterbach) fühlen sich offenbar glücklicher, als manch ein Bezirkspolitiker denkt. Das wurde erst kürzlich beim OB-Dialog in Vennhausen deutlich, als niemand über die Auswirkungen der Umweltspuren murrte. Auch in Eller ist man stolz, gibt es doch einen schönen Marktplatz und ein schönes Schloss, den besten Skatepark sowie eine gut funktionierende Werbegemeinschaft. Die Lierenfelder werden von den Wohnungsbaugenossenschaften gut betreut. Und die Unterbacher halten wie Pech und Schwefel zusammen, wenn es um den Breidenplatz geht.
van Leyen: Diese Siedlung besteht seit über 30 Jahren. Sie wurde von Anfang an als ökologisch, gemeinschaftlich und autofrei konzipiert. Teile der Häuser sind aus Holz gebaut und alle Gebäude haben Grasdächer. Die Wege haben sogar Kopfsteinpflaster. All das gilt heute als vorbildlich. Daran sehen Sie, wie richtungweisend der Stadtteil ist.
Ärgert es Sie, dass der Weg aus der Innenstadt nach Unterbach beschwerlich ist und aufgrund der ÖPNV-Spur noch beschwerlicher wird?
van Leyen: Meine Frau muss mich oft an der Haltestelle Vennhauser Allee abholen, weil der Bus nach Unterbach nicht kommt. Durch die neue ÖPNV-Spur wird der Weg für Autofahrer nicht gerade schneller. Man bräuchte nur die Ampelschaltung Gatherweg, Am Stufstock etwas günstiger zu stellen, dann wäre die Einspurigkeit in der Erkrather Straße überflüssig. Problematisch ist es schon, dass die Anlieger, die aus der Stadt kommen, kaum mehr links in ihr Lierenfelder Wohngebiet gelangen.
Wie sehen Sie die Einrichtung der Umweltspuren in der Innenstadt?
van Leyen: Die Autofahrer weichen vermehrt über unseren Stadtbezirk aus, wo sie sich alternative Routen suchen, über die Bernburger Straße, die Königsberger Straße und die Vennhauser Allee. Immer mehr Autofahrer versuchen auch, durch das Wohnviertel in Lierenfeld zu gelangen. Oder sie fahren über die Harffstraße nach Eller Süd und verärgern die dortigen Bewohner. Wenn das neue Wohngebiet an der Königsberger Straße, Ecke Tulpenweg fertig ist, wird die Verkehrsbelastung noch weiter zunehmen.
Das Herzstück von Eller ist der Gertrudisplatz mit dem Markt, der Kirche und dem Rathaus. Die Werbegemeinschaft ist aktiv, es gibt den Oster- und den Künstlermarkt sowie das Gumbertstraßenfest. Das ist doch wunderschön. Ist da etwas zu verbessern?
van Leyen: Es wäre schön, wenn die Anlieger auch tatsächlich auf dem Markt einkaufen würden. Aber das wird immer weniger. Wer einmal an einen Supermarkt gewöhnt ist, verlässt ihn nicht, um bei den Händlern open air zu kaufen. Das ist natürlich traurig.
Wie ist es mit dem Wochenmarkt auf dem Freiheitsplatz, den die Bürger mit so viel Elan ins Leben gerufen haben?
van Leyen: Der Wochenmarkt gehört der Vergangenheit an. Der Umsatz blieb aus. Ein wichtiger Grund für das fehlende Publikum ist der Supermarkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der die Kunden abgezogen hat.
Wie ist es mit der Waldschänke, deren Abriss von einem Proteststurm in der Bevölkerung begleitet wurde?
van Leyen: Es herrscht Ruhe, die neue Wohnbebauung entsteht gerade.
Zu Vennhausen gehört der Kulturbahnhof Eller, der endlich saniert werden müsste. Machen Sie sich noch Hoffnung, dass das geschieht? Oder kommt es tatsächlich zum Verkauf?
van Leyen: Wir haben in der Bezirksvertretung einstimmig empfohlen, die notwendigen Mittel zumindest für die Vorplanung der Gesamtsanierung zu etatisieren. Erfolg haben wir damit nicht. Es heißt lediglich, die Kulturverwaltung komme ihrer Verkehrssicherheitspflicht nach, so dass Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung durchgeführt werden. Das sagt leider nichts über konkrete Baupläne.
Ihre Sitzungen im Rathaus Eller sind die längsten in allen Bezirken. Sie stellen immer wieder erfolglos dieselben Anträge, etwa nach barrierefreien Haltestellen. Wurmt Sie das?
van Leyen: Wenn man schon die Anlieger vom Auto in Bahnen und Busse holen will, muss man für den öffentlichen Verkehr mehr tun. Wir wären zufrieden, wenn man jede zweite Straßenbahn-Haltestelle barrierefrei ausbaut. Aber an so wichtigen Haltestellen wie an der Vennhauser Allee wollen wir nicht bis zum Nimmerleinstag warten.
Und was ist mit den Bushaltestellen?
van Leyen: Am Eller Schloss und am Offenbacher Weg entstehen jetzt barrierefreie Haltestellen. Am Schloss muss dafür die Haltestelle verlegt werden, damit zwei Bäume erhalten bleiben. Und am Offenbacher Weg kommt sie nun auch in Gegenrichtung.
Was ist mit Flüsterasphalt in Eller?
van Leyen: Für die Bernburger Straße und für Klein Eller stehen die 1,3 Millionen Euro, die die Maßnahme kosten soll, inzwischen im Etat 2020 und 2021.
Wirbel machte vor wenigen Jahren das Logistikzentrum Dillenburger Weg. Und nun?
van Leyen: Man hört derzeit nichts davon.
Kommen wir zum Hotspot, der Skateanlage an der Heidelberger Straße. OB Thomas Geisel nannte sie die geilste Anlage der Republik. Wie sind Ihre Erfahrungen?
van Leyen: Sie wird von allen Altersklassen angenommen. Die deutschen Skateboard-Meisterschaften waren ein voller Erfolg. Es gibt keinerlei Beschwerden. Der Park entspricht den verschiedenen Leistungsanforderungen. Das jahrelange Warten auf den Bau hat sich tatsächlich gelohnt.
Da müssten Sie ja eigentlich im Namen der Bezirksvertretung wunschlos glücklich sein. Ist das so?
van Leyen: Eller ist mit über 31 000 Einwohnern der drittgrößte Stadtteil Düsseldorfs. Das Bürgerhaus an der Jägerstraße wird vorrangig unter soziokulturellen, integrativen und familienfördernden Aspekten vermietet. Ein Wunsch, der noch offen ist, ist der nach einem multifunktionalen Bürgersaal für Feierlichkeiten, Sitzungen, kulturelle Veranstaltungen und offene Angebote.