Die beiden vergessenen Lebensretter
Ulrike und Thomas Klein waren Ersthelfer bei einem Unfall auf der A 52. Geehrt wurde für den Einsatz ein anderer.
Düsseldorf. Diese Nacht werden Ulrike und Thomas Klein wohl niemals vergessen. „Ich habe lange gebraucht, um die Ereignisse überhaupt zu verarbeiten. Bis heute denke ich immer wieder an den Moment, als ich einen der verletzten Jungen im Arm hatte, er mich verwirrt anschaute und fragte: Wer bist du?“ Zu diesem Zeitpunkt saß Ulrike Klein mit dem jungen Mann auf dem Standstreifen der A 52, von oben bis unten voller Blut.
Wenige Minuten zuvor war das Krefelder Ehepaar nichts ahnend auf dem Weg vom Schwimmbad nach Hause. Als es an einer Tankstelle noch eine kurze Rast einlegte, passierte auf der Gegenfahrbahn ein Unglück. Zwei junge Düsseldorfer, gerade auf dem Weg nach Hause, rasten ungebremst in einen Lastwagen.
Der Wagen fing Feuer, der bewusstlose und schwerverletzte Fahrer drohte zu verbrennen. Geistesgegenwärtig reagierte sein Freund, schlug mit dem Ellenbogen die Scheibe ein, verletzte sich dabei selber, und zog seinen Freund ins Freie, in Sicherheit.
Einige Monate später wird Eric Herrforth bei der Preisverleihung „Düsseldorfer des Jahres“ in der Kategorie „Fairness & Courage“ ausgezeichnet, Polizeipräsident Herbert Schenkelberg hielt die Laudatio: „Was richtig verstandene Zivilcourage bewirken kann, hat er gezeigt. Er hat in einer äußerst kritischen Situation geistesgegenwärtig, selbstlos und besonnen gehandelt“, sagte er.
Von Ulrike und Thomas Klein war leider keine Rede. Obwohl die beiden ihr Leben riskiert haben, um den beiden Düsseldorfern zu helfen. „Als wir von der Tankstelle wieder auf die Autobahn fuhren, haben wir schon das Feuer an der Mittelleitplanke gesehen. Zuerst dachten wir, es sei nur ein brennender Reifen“, erinnert sich Thomas Klein. Dann die Gewissheit: Da laufen auch Personen auf der Bahn. „Der Beifahrer war verwirrt und rief ständig um Hilfe.“
Also überquerten die Kleins mit weiteren Helfern zwei Fahrstreifen. Während Thomas Klein und andere den verletzten Fahrer weiter von dem brennenden Auto wegzogen, versuchte Ulrike Klein den Beifahrer einzufangen.
„Ich habe ihn dann in Decken gepackt und im Arm gehalten, als ihm die Knie weggingen. Er wollte mich gar nicht mehr loslassen“, sagt sie. Gemeinsam haben sie auf den Krankenwagen gewartet. Welche Gefahr für sie selber bestand, haben die Kleins erst viel später erkannt. „Man überlegt nicht, man reagiert einfach. Zu Hause habe ich dann sehr geweint.“
Um so glücklicher waren die beiden, als sie aus der Zeitung erfuhren, dass es beiden Düsseldorfern wieder gut geht. „Ich habe dann versucht mit ihnen Kontakt aufzunehmen“, sagt Ulrike Klein. Doch es sei nur eine pampige Antwort gekommen.
„Später hat der Beifahrer, der dann für sein couragiertes Handeln ausgezeichnet wurde, wohl gesagt, es hätte niemand anderes angehalten, um ihnen zu helfen“, sagt Ulrike Klein traurig.
Auch auf WZ-Nachfrage kommt nur eine schriftliche Antwort von ihm: „Da sich der Unfall nachts abgespielt hat und keine weiteren Autos in Sichtweite waren, glaube ich wohl kaum, das sich irgendjemand Außenstehendes sachlich dazu äußern kann.“
Die Kleins wissen es besser. „Es hatten außer uns ja auch noch weitere Autofahrer angehalten“, sagt Thomas Klein. Zudem hat auch die Polizei am Unfallort die Kleins und andere als Ersthelfer ins Protokoll aufgenommen.
„Ich bin die Rike und wir stehen das jetzt hier gemeinsam durch.“ Damit hat Ulrike Klein noch versucht, dem jungen Mann Mut zuzusprechen. „Das werde ich nie vergessen“, sagt sie fassungslos.