„Die Feuerzangenbowle“ in der Komödie: Auch ohne Rühmann eine Gaudi

„Die Feuerzangenbowle“ wird an der Steinstraße wieder eingeschenkt.

Düsseldorf. „Sätzen sä säch!“ gebietet Professor Crey erhobenen Hauptes. Die in altertümlichen Anzügen und Knickerbockern steckenden Oberprimaner nehmen Platz, brav, aber heimlich feixend. Denn die „Schöler“ haben wieder einmal einen Plan ausgeheckt, den Unterricht zu torpedieren - etwa mit Papierkügelchen.

Der 1944 mit Heinz Rühmann verfilmte Roman „Die Feuerzangenbowle“ des Düsseldorfer Autors Heinrich Spoerl ist in der Bühnenfassung von Wilfried Schröder mal wieder in der Komödie an der Steinstraße zu erleben.

Viele Szenen erinnern an den Film, doch das Bühnenstück und die Umsetzung besitzen eine sehr eigene Atmosphäre und Suggestivkraft. Ulrich Meyer-Horsch unternimmt erst gar nicht den Versuch, auf Rühmann zu machen, sondern hat seinen ganz eigenen Stil, den Hans Pfeiffer zu spielen, jenen Schriftsteller, der zum Spaß sein Abitur ein zweites Mal macht.

Meyer-Horsch markiert nicht den Witzbold, sondern den jugendlichen Intellektuellen. Er hat aber immer den Schalk im Nacken, verbunden mit trockenem Witz und geistiger Überlegenheit. Der Schauspieler spricht eher langsam und dezidiert, wirkt dabei aber keinesfalls lahm, sondern blitzgescheit und süffisant.

Die Produktion kommt auch durch die agile Spielweise der ganzen Schulklasse kräftig in Fahrt. Hauptattraktion sind indessen die altern Herren Studienräte mit ihrer verknöcherten Schulmeisterei, allen voran Heinz Lieven als Professor Bömmel.

Den rheinischen Tonfall der Figur musste sich der aus Blankenese bei Hamburg stammende Theater- und Filmschauspieler erst aneignen — und das gelang ihm mit Bravour.

Der Bömmel ist ja schon von Autor Spoerl herrlich erfunden. „Da stelle mer uns erstmal janz dumm“ — so die rheinisch-pragmatische Herangehensweise an vielerlei Probleme — von der Funktionsweise der „Dampfmaschin’“ bis zur Lösung des Dilemmas mit dem falschen Baustellenschild, das ein Schüler heimlich ans Schultor hängte.

In einer skurrilen Doppelrolle glänzt Hannelore Droege. Sie verkörpert zuerst die fürsorglich belagernde Zimmervermieterin Frau Windscheid, die den armen Pfeiffer fast schon hysterisch bemuttert und bevormundet.

Zum Schluss tritt sie als gestrenge Oberschulrätin auf, die den Tick hat, jedes zuletzt gesagte Wort zu wiederholen. Beide Damen stellt Hannelore Droege mit Mut zur Überzeichnung und Sinn fürs Groteske dar.

Durchweg überzeugt die rasante Regie von Axel Schneider, der auch das schlichte, aber stimmungsvoll urige Bühnenbild gestaltete. Ein gleichermaßen nostalgischer wie erfrischender Komödienabend ohne Längen.