Die Filmtipps für Düsseldorf

In den Programmkinos startet am Donnerstag das neue Programm.

Foto: Peter Hartwig/epd

Krieg in Absurdistan. Wenn es nicht so schrecklich wäre, könnte man sich kaputtlachen über die grotesken Szenen eines Krieges, der mittlerweile seit vier Jahren im Osten der Ukraine tobt. So undurchsichtig die Interessen der beteiligten Seiten sind, so schwierig ist es, hier zwischen Wahrheit, Lüge und Propaganda zu unterscheiden. Ohne in Parteilichkeit zu verfallen, schildert der ukrainische Regisseur Sergej Losnitsa Szenen einer Auseinandersetzung, in der niedrigste Instinkte an die Macht gelangen: Gier, Lüge und Gewalt. Korruption herrscht allerorten, Politiker suchen sich ihrer Widersacher schmutzig zu entledigen und selbst an den Hilfslieferungen bereichern sich noch die Ärzte. Zu leiden hat darunter die Bevölkerung, die zum Teil noch die Lügenmärchen glaubt, die ihr aufgetischt werden. Zu den Opfern gehört auch ein deutscher Journalist, der in seiner naiven Suche nach Wahrheit von der Soldateska herumgeschubst und instrumentalisiert wird. Ein eindrucksvolles Porträt eines schmutzigen Krieges, angesichts dessen Verfahrenheit die Welt langsam das Interesse verliert. Der Film wurde beim Filmfestival in Cannes mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.

Bambi, tgl. 21 Uhr bei den „Eine Welt Filmtagen“

Nach seinen engagierten Filmen, vor allem dem Kurzfilm über Straßenkinder „Quiero Ser“, der ihm 2001 einen Oscar einbrachte, und zuletzt „Colonia Dignidad“ versucht sich der Regisseur Florian Gallenberger an einem gefälligeren Sujet. Sein am Feel-Good-Sujet orientierter Film lehnt sich mit dem sperrigen Titel nicht nur an die süffigen Romane von Jonas Jonasson an, sondern richtet sich auch zielgenau auf die (mindestens) 50-Plus-Generation der Kinogänger. Gärtner Schorsch (Elmar Wepper) platzt der Kragen: Die Liebe ist abgekühlt, der eigene Betrieb praktisch pleite und dann hat er noch Ärger mit dem Golfplatz-Eigentümer. Da setzt er sich kurzerhand in seinen alten Doppeldecker und fliegt den Problemen in Richtung Norden davon. Unterwegs sammelt er die flippige Philomena (Emma Bading) auf und findet schließlich neben einer neuen Liebe auch den Mut, sein altes Leben zu ordnen. Statt Oscar-Kino bietet Gallenberger hier freilich eher TV-Abendprogramm.

Metropol, tgl. 16.15/18.45 Uhr (Mo. nur 16.30 Uhr)

Porträt der Familie Brasch, die im Westen höchstens durch den Film-Regisseur und Schriftsteller Thomas Brasch („Engel aus Eisen“) bekannt sein dürfte. Die Dokumentation erzählt die Geschichte einer Familie, deren drei Generationen von der Geschichte ganz unterschiedlich geprägt wurde. Vater Horst war vor den Nazis geflohen und wollte nach dem Krieg in der DDR ein neues Deutschland aufbauen. Sohn Thomas entfremdete sich vom Vater, der zum hohen SED-Funktionär aufstieg, und ging in den Westen. Auch seine Geschwister Klaus und Peter wurden Schriftsteller beziehungsweise Schauspieler. Die jüngste Schwester Marion arbeitet ebenfalls als Journalistin und Schriftstellerin.

Metropol, Sa./So. 14.15 Uhr

Mit Verlaub, aber das ist Teenie-Kino für Großmütter. Auf ihre (gut erh)alten(en) Tage kommen die „alten“ Freundinnen mit „Fifty Shades of Grey“ noch einmal auf gesichtsrötende Temperatur und kichern wie späte Backfische. Eigentlich geht es den vier Damen bei ihren literarischen Treffen um ein gutes Buch und einen guten Wein, schon längst nicht mehr um Männer. Doch als Vivian den SM-Bestseller vorschlägt, kommt so viel (Liebes-)Leben in die beschauliche Runde, dass sich die Töchter Sorgen um die frivolen Mütter machen. Die Damenriege (Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen und Mary Steenburgen) ist so penetrant wie die späte Love-Story seicht ist. Immerhin: Die Männerriege (Don Johnson, Andy Garcia) ist jünger als die Damen.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Der Beruf als Familienrichterin verlangt Fiona Maye alles ab, selbst ihre Ehe mit Jack leidet unter ihrem dienstlichen Engagement. Der Sohn eines Ehepaares ist an Leukämie erkrankt, doch eine dringend benötigte Bluttransfusion lehnen die überzeugten Zeugen Jehovas strikt ab. Auch der 17-jährige Patient hält „fremdes Blut“ für einen unzulässigen Eingriff in Gottes Schöpfung. Nun soll Fiona im Sinne des Kindeswohls die Entscheidung treffen, ob eine medizinische Behandlung erzwungen werden sollte. Im persönlichen Gespräch will sie dies ergründen, doch bald steht sie selbst vor der Frage, um welchen Preis das Leben sinnvoll ist. Richard Eyre fand für die spannende Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ian McEwan in Emma Thompson als Frau zwischen Karriere, Liebe und Lebenssinn eine überragende Besetzung.

Bambi, tgl. 16.45 u. 19 Uhr (Di. um 19 Uhr im engl. OmU)

Im Westen blieb Gerhard Gundermann weitestgehend unbekannt, in den Neuen Bundesländern war der „singende Bergmann aus der Lausitz“ bis zu seinem frühen Tod 1998 jedoch wegen seiner Authentizität beliebt. Nun hat Andreas Dresen dem Liedermacher eine Filmbiographie gewidmet, die dieser schwierigen Figur zwischen Freiheitsdrang und Stasi-Kooperation, zwischen Integrität und Unberechenbarkeit, gerecht wird. Der Sänger, der stets Bergmann blieb, um unabhängig zu bleiben und andererseits dem Geheimdienst MfS berichtete, und seine Musik: eine Künstlerfigur, gespielt von Alexander Scheer, wie sie im Westen auch im Kino schwer zu vermitteln ist.

Cinema, tgl. 16.15, 19 und 21.30 Uhr (Mo. nur 16.15. und 21.15 Uhr)