Die große Jagd auf Schwarzfahrer
Mit üppigem Aufgebot plus Polizei kontrollierte die Rheinbahn in der Nacht zu Samstag. 353 Fahrgäste hatten keinen Fahrschein.
Düsseldorf. Für viele Schwarzfahrer wurde es in der Nacht von Freitag auf Samstag recht teuer. Denn die Rheinbahn blies am U-Bahnhof Steinstraße/Königsalle zur sogenannten Schwerpunktkontrolle. 33 Kontrolleure, acht Sicherheitsmitarbeiter des Verkehrsunternehmens sowie zehn Polizeibeamte waren von 20 bis vier Uhr früh im Einsatz und fragten nach den Fahrausweisen. Die Bilanz liest sich dabei besser als in den vergangenen Jahren bei solchen Aktionen, denn die Quote der Schwarzfahrer ist deutlich zurückgegangen.
„Wir stehen an jeder Tür mit jeweils drei Kontrolleuren und wenn die Bahn hält, dann geht ihr rein und kontrolliert. Hat jemand keine Fahrkarte wird er nach draußen gebeten und wir stellen die Personalien fest“, gibt Einsatzleiter Michael Strothmann zunächst Anweisungen an die Mitarbeiter. Die sind überwiegend von einer Sicherheitsfirma und nicht von der Rheinbahn selbst. „Unsere Leute waren ja schon den ganzen Tag im Einsatz“, erklärt Strothmann.
Schnell sollte es gehen. Höchstens zwei bis drei Minuten soll jede Bahn im Bahnhof stehen, um die Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Auf dem zweiten Bahnsteig hat die Rheinbahn eine U-Bahn abgestellt. Dort müssen die ertappten Sünder warten, wenn es Schwierigkeiten bei der Personalienfeststellung gibt.
Auf der Anzeigentafel wird die nächste Bahn angekündigt und die Mitarbeiter positionieren sich. Türen auf und rein. Nur wenige Augenblicke später kommen sie schon mit Fährgästen aus der Bahn, die keinen Fahrausweis haben. Eine ist Lara und die ist mächtig sauer: „Ich hab doch ein Schülerticket dabei, warum soll ich jetzt 40 Euro bezahlen?“ Der Kontrolleur erklärt ihr geduldig, warum das Ticket hier nicht gültig ist: „Der Verkehrsverbund ist in Zonen aufgeteilt und dein Fahrausweis gilt hier nicht.“ Die 17-Jährige will das aber nicht einsehen und regt sich auf: „Ich werde mich über Sie beschweren.“ Die mitfahrenden Freundinnen können sie inzwischen aber beruhigen und nachdem sie ihren Ausweis vorgezeigt hat, zieht sie beleidigt davon.
In der U76 sitzen Bettina Stich-Withmore und ihr Mann Peter auf dem Weg nach Krefeld. Sie besuchen die Kunststoffmesse, besitzen zwar eine Fahrkarte für 5,10 Euro, haben aber nicht abgestempelt und sollen jetzt jeweils vierzig Euro bezahlen. „Wir kommen aus der Schweiz und wenn man da ein Ticket am Automaten kauft, dann braucht man nicht mehr zu stempeln“, sagt Peter Withmore, „das habe ich in den vergangenen Tagen immer so gemacht.“ Er zeigt die alten Fahrkarte vor, die alle nicht entwertet sind. Doch der Kontrolleur ist unerbittlich und bittet beide zur Kasse: 80 Euro wechseln den Besitzer.
„Ich hätte nicht gedacht, dass man in Düsseldorf so kleinkariert ist“, beschwert sich Bettina Stich-Withmore, „dann werden wir in Zukunft nur noch Taxi fahren oder uns gar nicht mehr in dieser Stadt aufhalten.“ Das Ehepaar steigt auch nicht mehr in die Bahn, sondern geht schnurstracks zum Taxistand.
Einsatzleiter Michael Strothmann meint, dass der Mitarbeiter richtig gehandelt habe: „Auf der Fahrkarte steht, dass man noch entwerten muss.“ Wenig später haben zwei russische Fahrgäste bei einer Kollegin jedoch mehr Glück. Bei ihnen wird auf das „erhöhte Beförderungsentgelt“ verzichtet, weil sie eine Eintrittskarte der Messe haben und die gilt ja als Fahrausweis.
In dieser Nacht werden schließlich 5634 Fahrgäste kontrolliert, 353 davon haben keinen Fahrausweis. „Das war schon mal schlimmer“ sagt Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander, „sonst liegt die Quote bei den Schwerpunktkontrollen bei etwa 10 Prozent, an normalen Tagen bei rund zwei Prozent.“
Auch die Polizeibilanz liest sich harmlos. Zwei Festnahmen gibt es wegen des Verdachts auf illegalen Aufenthalt. Drei Anzeigen werden wegen Angabe falscher Personalien geschrieben, hinzu kommt ein Platzverweis.