Kirchen in Düsseldorf Die Geschichte der Thomaskirche endet

Mörsenbroich. · Das Gotteshaus stand für Innovationen. Jetzt soll es abgerissen werden.

 Die Thomaskirche wurde in den 1960er Jahren gebaut und auf vielfältige Weise genutzt.

Die Thomaskirche wurde in den 1960er Jahren gebaut und auf vielfältige Weise genutzt.

Foto: bernd (bs)/Schaller, Bernd (bs)

(brab) Die Umzugskartons stehen bereit. Am Sonntag, 1. November, wird die Thomaskirche, die später abgerissen werden soll, entwidmet und dann einige Gegenstände in die Matthäikirche gebracht. Heute und morgen besteht aber noch die Möglichkeit zwischen 11 und 18 Uhr das Gotteshaus in der Eugen-Richter-Straße zu besuchen und Abschied zu nehmen. „Der Bedarf dafür ist da. Ganz verschiedene Menschen kommen vorbei, um sich an ihre persönlichen Geschichten zu erinnern, die sie mit der Thomaskirche verbinden“, sagt Küsterin Susanne Dühr. Dabei hilft auch eine kleine Ausstellung, die die spannende Geschichte der Gemeinde präsentiert.

Ernesto Cardenal sprach in den 1970er Jahren in der Kirche

Die evangelische Thomaskirche ist vor 60 Jahren aus der Matthäigemeinde hervorgegangen. Diese war nach dem Krieg stark angewachsen, da dort viele Vertriebene aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien eine neue Heimat fanden. In den 1970er Jahren erreichte die Thomaskirche Aufmerksamkeit in ganz Deutschland, als mit den Beat-Messen und der Nicaragua-Hilfe moderne Gottesdienstformen und politisches Engagement zusammen kamen. In dieser Zeit sprach dort auch der Dichter und Priester Ernesto Cardenal.

Die Gemeinde setzte immer wieder neue Zeichen. Im Jahr 1975 entstand dort beispielsweise der erste Dritte-Welt-Laden in Düsseldorf, der zum Vorbild wurde für zahlreiche Eine-Welt-Läden, wie man inzwischen diese Geschäfte bezeichnet. Und 1998 wurde die Kirche zum ersten Gotteshaus in der Landeshauptstadt mit einer Solaranlage auf dem Dach. Mit ungewöhnlichen Aktionen, wie beispielsweise Tangotanzabende in der Kirche, Reimpredigten zu Karneval und Gottesdienste für Rettungskräfte oder Biker, machte die Kirche immer wieder auf sich aufmerksam.

Inzwischen stellt sich die Situation aber anders da. Wie bei fast allen evangelischen Gemeinden sind sowohl die Anzahl der Mitglieder und damit auch der Ehrenamtlichen als auch die Höhe der Einnahmen stark zurückgegangen. Die Thomasgemeinde musste zunächst mit Matthäi in Grafenberg aber auch mit der Christuskirche in Oberbilk und der dazugehörigen Versöhnungskirche in Flingern zur Emmaus-Kirchengemeinde fusionieren. Jetzt wird sie entwidmet und abgerissen. An ihrer Stelle soll ein Quartier errichtet werden.