Die Uni-Klinik Düsseldorf bekommt den Hebammenmangel zu spüren
In einer Nachtschicht durfte die Feuerwehr keine Notfälle mehr einliefern. Neues Personal ist kaum zu finden.
Er ist bundesweit ein Problem und hat nach Informationen unserer Redaktion nun auch die Uni-Klinik in Düsseldorf erreicht: der Hebammen-Mangel. Im Kreißsaal der Uni-Klinik ist es deswegen in der jüngsten Vergangenheit immer schwerer geworden, vor allem in Nachtschichten ausreichend Personal einzusetzen.
Eine Hebamme ist auf Nachfrage unserer Redaktion anonym zu einem Gespräch bereit. Sie sagt: „Zuletzt habe ich nach einigen Schichten nur gedacht: Gut, dass nichts Schlimmes passiert ist.“ Wiederholt hätte das Hebammenteam so genannte Gefahrenanzeigen geschrieben. Das heißt, mehrere Verantwortliche werden informiert, dass eine aktuelle Situation Gefahren birgt, für die das Personal aufgrund der Umstände (Unterbesetzung) nicht zur Verantwortung gezogen werden kann.
Unabhängig davon mache sich der Stress körperlich wie seelisch bei den Hebammen bemerkbar. Und dadurch, dass die gebärenden Frauen nicht so intensiv betreut werden könnten, wie eigentlich vorgesehen, erhöhe sich auch das Risiko für Komplikationen bei der Geburt.
Grund für den Personalmangel sei das Fehlen an Bewerbern für neue Stellen auf der einen Seite und das Zusammentreffen von Elternzeiten beim Personal sowie von Kündigungen und Krankheitsausfällen auf der anderen. „Die Klinikleitung bemüht sich, neues Personal zu finden, es gibt aber keins.“
Vier bis fünf Geburten können im Kreißsaal der Uni-Klinik parallel stattfinden, 638 waren es in diesem Jahr bislang insgesamt. Mindestens zwei Hebammen sollen laut Klinik-Sprecher Stefan Dreising immer im Einsatz sein. Zuletzt war jedoch selbst das in der Nacht zu Sonntag nicht mehr möglich. „Aufgrund eines plötzlichen und extrem kurzfristigen Krankheitsfalls war nachts nur eine Hebamme im Dienst, was in anderen Kreißsälen übrigens der Normalfall ist“, sagt Dreising. Die Feuerwehr wurde ihm zufolge allerdings sogar gebeten, Notfälle aus dem Umland in andere Häuser zu bringen. Die Nacht selbst sei in der Uni-Klinik allerdings geordnet abgelaufen. Das bestätigt auch die Hebamme. „Die Kollegin hatte Glück, dass es im Kreißsaal ruhig war und die diensthabenden Ärzte mitgeholfen haben, wo sie nur konnten.“ Außerdem hätten Hebammen der Spät- und Frühschicht ihre Dienste in die Nacht ausgedehnt, um die Zeit zu minimieren, in der die Kollegin alleine war. Überstunden seien zuletzt immer häufiger nötig gewesen.
Einen Anstieg an Überlastungsmeldungen, also Gefahrenanzeigen, bestätigt Dreising hingegen nicht. „Aber natürlich wird auf jede Meldung reagiert.“ Auch Dreising verweist auf das grundsätzliche Problem des Hebammenmangels. Er kündigt Gespräche — auch mit den Hebammen — an, um neue Wege zu finden, das gesuchte Personal zu finden.