Akademie für Mode und Design Diors neuer Look mit einem Augenzwinkern
Die Akademie für Mode und Design präsentierte ihre Abschlussarbeiten in den alten Hallen des Areal Böhler.
Düsseldorf. Lena Anders entwirft jetzt für Adidas: „Wenn man am Anfang nicht fliegen darf, kann es am Ende schwer werden, den Kunden für sein Produkt zu begeistern“, schreibt sie im Programm zur Abschluss-Präsentation der Absolventen der Düsseldorfer Akademie für Mode und Design — seit Jahren der kreative Höhepunkt der Modemessetage in der Stadt. Und? Im schulischen Bereich verleiht die Mode der Phantasie noch Flügel.
Ein starker Jahrgang mit intelligenten Statements. Auch sozialen und politischen. Globalisierung und Flüchtlingsbewegung sind Themen, ebenso Upcycling. Also Wiederverwertung, arbeiten mit dem, was schon da ist, Ressourcen nutzen. Das Motto hieß diesmal schlicht: Schau. „Eine Aufforderung“, erklärt AMD-Leiterin Christine Kubatta. Und, so Studiendekanin Claudia Eber-Hesse: „Mode ist Kunst plus Zeit.“
Wie zum Beweis zeigt Lara Lou Belenky in ihrer Kollektion „Revery — Wanderlust of Phantasy“ weiche, fließende Formen. Was man zum Modemachen braucht? „Vor allem Leidenschaft“, sagt sie. Und eine Aussage: Yeliz Kus lässt mit subtiler Symbolik Kraniche („Crane“) ziehen über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. „Nisa“ bedeutet auf Arabisch Frau. Die kleidet Büsra Acar in üppige, pastellfarbene Hüllen — ohne sie zu verschleiern. Mit „Saffron“ zeigt Julia Hariri eine farbsüffige, von Londons indischer Vintage-Kitsch-Kultur inspirierte Mode, die einfach Spaß macht.
Den Blick nach vorn in der Mode wagt Anna vom Berg mit ihrer Outdoor-Kollektion im modifizierten Stil der 70er. Englische Elemente, nicht steif, sondern schön fließend. Noch weiter zurück, in die 50er Jahre, geht Dilara Dogan mit „The Gentle (Wo)Man“: Schürzen und Schluppenbluse, Bubikragen und Puffärmel, überhaupt nicht piefig, vielmehr Diors New Look mit Augenzwinkern.
Futuristisch dagegen Laura Rörig „Bipolar Vibes“. Streetstyle mit — oft unsichtbarer — Poesie. Eine Ansteckblume heißt „Fighter“, das Innenfutter ist ein persönlicher Brief, Sturmmasken wirken wie Blütenstempel. „Kaizen“ ist die japanische Formel von Selbstoptimierung in der Arbeitswelt. In der Mode kann sie auch einfach Verzicht bedeuten, zeigt Elisa Schlüter.
Manche Kollektionen muten wie Kostümbilder an — Schau eben. Ninia Werners kombiniert superelegant Leder und Feder, Perlen und Pailletten mit technischen Elemente. Da verwirrt die Elfe als Roboter. Mit Kevin Götzelman war diesmal nur ein Mann dabei, der aber gut mit- und gegenhalten konnte.
Besonders beeindruckend: „Lift off“ zum Finale. Orientiert an der Raumfahrt: Die Mode kommt vom Mars. Überdimensionierte Entsorgungs-Karrikatur: Steppmantel aus Abfallsäcken zum Kuscheln im kalten Weltall. „Beklatscht ist noch nicht verkauft“, mahnte einst Düsseldorfs Mode-Papst Hanns Friedrichs. Das gilt auch heute noch, und manche Kollektionen verraten den Blick auf die kommerzielle Vermarktung. Cristine Kubatta: „Die Schau ist immer auch eine kleine Jobbörse“. Und kann spontan Kauflust auslösen. So erweckte Marina Roters, die den Megatrend Globalisierung verarbeitet, mit ihrer Männermode sogleich Begehrlichkeiten in den ersten Sitzreihen in der alten Federnfabrik im Areal Böhler.