Düsseldorf Doppelmord: Kripo-Beamtin sagt aus
Eine Mitarbeiterin des Kriminalkommissariates 11 soll als Zeugin beim Prozess um den Doppelmord an zwei Frauen in Bilk aussagen. Fahnder waren bei dem Prozess in Gießen schwer unter Druck geraten. Sie sollen wichtige Indizien übersehen haben.
Düsseldorf. Es gibt angenehmere Dienstreisen als die nach Gießen. Eine Mitarbeiterin des Kriminalkommissariates 11 soll als Zeugin beim Prozess um den Doppelmord an zwei Frauen in Bilk aussagen. In den vergangenen Wochen waren die Düsseldorfer Mordermittler schwer unter Druck geraten. Sie waren zunächst von einem erweiterten Suizid von Mutter und Tochter ausgegangen, obwohl vieles auf eine Gewalttat hindeutete. Ein Gutachter der Gerichtsmedizin hatte ausgesagt, dass man auch in zwölf weiteren Todesfällen nicht einer Meinung mit den Fahndern gewesen sei.
Am 10. Mai vergangenen Jahres waren in der Wohnung an der Karolinger Straße eine 58-jährige Frau und ihre 86 Jahre alte Mutter leblos aufgefunden worden, beide italienischer Abstammung. Weil die Tochter als depressiv galt, ging die Mordkommission lange von einem so genannten „erweiterten Suizid“ aus. Das heißt, die 58-Jährige soll zuerst ihre Mutter und dann sich getötet haben.
Dass aus der Wohnung zwei EC-Karten fehlten, fiel zunächst nicht auf. Sonst hätte man schneller festgestellt, dass bereits drei Tage vorher, am 7. Mai, eine vermummte Frau an einem Geldautomaten der Volksbank an der Aachener Straße einen dreistelligen Geldbetrag abgeholt hat. Das geschah offenbar unmittelbar nach der Tat.
Nicht das einzige Indiz, dass die Tatortspezialisten übersehen haben sollen. Denn in der Wohnung fanden sich deutliche Spuren eines Kampfes. Tochter Sylvia F. war in einer Blutlache gefunden worden. Die Mordermittler gingen davon aus, dass die 58-Jährige eine tödliche Dosis Tabletten geschluckt hatte und dann stürzte. An diesem Geschehen hatte der Gerichtsmediziner Zweifel.
Außerdem stand auf dem Tisch ein frisch zubereitetes Mittagessen, das nicht angerührt worden war. Und es lagen leere Geldbörsen herum. Trotzdem wurde der Doppelmord erst entdeckt, als bei den Ermittlungen in einem weiteren Mordfall die Wohnung der 35-jährigen Tuba S. in Gießen durchsucht wurde. Dabei fand die Kripo Schmuck und zwei EC-Karten aus dem Besitz der beiden Düsseldorferinnen. Warum die Düsseldorfer Fahnder danach nicht schon früher suchten, ist eine offene Frage in dem Prozess.
Vermutlich hatte man den Doppelmord nie entdeckt, wenn nicht im April vergangenen Jahres auch der 79 Jahre alte Erich N., bekannt als Zauberer „Riconelly“, tot aufgefunden worden wäre. Der Mann wurde erschlagen, anschließend soll die 35-Jährige auch noch ein Feuer gelegt haben. Am 24. Mai des vergangenen Jahres verhafteten die Fahnder dann seine ehemalige Nachbarin Tuba S., die den Zauberer auch schon einmal bestohlen haben soll. Erst danach wurde die Wohnung der 35-Jährigen durchsucht. Die Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.