Ladenaufgabe nach 50 Jahren 97-Jährige löst „ihren“ Allerweltsladen in Angermund auf

Düsseldorf · Für das Trödellädchen im Gemeindehaus von St. Agnes in Angermund hat die 97-Jährige keinen Nachfolger gefunden. Zum Abschied gibt es einen großen Räumungsverkauf.

Die 97-jährige Hetti Henke löst das von ihr gegründete Allerweltlädchen jetzt auf.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Irgendwann muss halt Schluss sein. Und eigentlich hatte Hetti Henke auch mehr als 50 Jahre Zeit, sich darauf vorzubereiten. Dennoch merkt man schnell, wie schwer es der 97-Jährigen fällt, ihr langes soziales Engagement aufzugeben – und das von ihr gegründete Allerweltlädchen endgültig zu schließen. „Ich hänge sehr daran und mache das so gerne, aber ich bekomme das körperlich nicht mehr hin“, sagt Henke. Wer aber sie und ihre Helferinnen, ebenfalls jenseits der 80, im Keller des Pfarrheims der katholischen Gemeinde St. Agnes in Angermund wirbeln sieht, könnte das Allerweltlädchen für einen Jungbrunnen halten, so einen fitten Eindruck machen die Damen.

Zurzeit packen sie die Waren des Lädchens in Kisten ein, um diese besser transportieren zu können. Denn ein großer Ausverkauf steht als Abschluss der Trödelladen-Geschichte an. Diese begann 1972, als Hetti Henke zur neuen Vorsitzenden der kfd Angermund (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) ernannt wurde und einen Handarbeitskreis gründete. Rund 20 Frauen trafen sich über viele Jahre, um gemeinsam hochwertige Artikel für den Basar herzustellen.

Das ausgiebige Werkeln hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen. So erinnert sich beispielsweise Thea Goossens noch ganz genau, wie sie 33 Faltenröcke aus gespendetem Stoff genäht hat. „Und die wurden alle verkauft“, sagt die 88-Jährige. Sie hat besonders die gute Gemeinschaft in dem Kreis genossen, dem sie seit der Gründung angehört. Der wurde allerdings in den Neunzigerjahren aufgelöst, als das Interesse nach gemeinsamen Werken nachließ und lieber individuell Zuhause für den Basar gearbeitet wurde.

Hetti Henke gründete daraufhin das Allerweltlädchen, in dem gespendete Dinge verkauft wurden und in dem sie selbst immer einmal in der Woche stand. „Anfangs hat man mich für verrückt erklärt“, sagt Henke und lacht.

Im Lädchen gibt es eine
große Bandbreite an Waren

Das Angebot umfasst eigentlich alles, was man in einem Haus finden kann: Kleidung, Spiele, Bücher, Schallplatten, Dekoartikel, Küchenutensilien, Weihnachtsschmuck und Bilder gehören dazu. „Es gibt eigentlich nichts, das man nicht verkaufen kann“, ist Henkes Devise.

Und damit die Ware den Käufer anspricht, wurde diese ordentlich in Regale einsortiert. Beim großen jährlichen Basar, den die Damen mit Trödelware ergänzten, waren sie manchmal Tage beschäftigt, um im Gemeindesaal die Artikel schön zu präsentieren. „Das Dekorieren, die Beschäftigung mit dem Krimskrams, all das hat mir immer sehr viel Freude bereitet“, sagt die 84-jährige Elke Sonnen, die seit „nur“ zehn Jahren dem Ladenteam angehört.

Der Laden, aber auch das Handarbeitsteam waren über die Jahre sehr erfolgreich. Henke spricht von mehreren Hunderttausend Euro, die erwirtschaftet wurden. Die Gelder flossen weltweit in Hilfsprojekte, wurden aber auch in Düsseldorf, im Stadtteil Angermund und in der eigenen Gemeinde eingesetzt. „Uns war es immer wichtig, dass wir das Spendenziel selbst bestimmen konnten“, sagt Henke. Sie wurde 2018 für ihr langjähriges Engagement mit dem Martinstaler der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet.

Helfer habe sie immer genug gehabt, sagt Henke. Bloß einen Nachfolger konnte sie nicht finden. Deshalb wird das Lädchen nun aufgelöst. Das soll mit einer großen Aktion passieren, bei der die Frauen noch einmal auf ordentliche Einnahmen hoffen. Allerdings ist auch das Ziel, möglichst viel Ware zu veräußern, deshalb kündigen die Organisatoren Schnäppchenpreise an.

Traditionell wird es dann wieder Matjes geben. Den hat Henke immer eimerweise aus dem Urlaub in Ostfriesland mitgebracht. „Es ist schon sehr, sehr traurig, dass nun Schluss ist“, sagt Henke. Und das finden ihre Helferinnen auch.