Sanierung in Düsseldorf Energetische Haussanierung steht wegen Denkmalschutz auf der Kippe
Düsseldorf · Ein Mietshaus im Bereich der Denkmalerhaltungssatzung in Oberkassel soll energetisch saniert werden, die Eigentümer erhalten für ihre Pläne aber nur eine Teilgenehmigung. Nun steht das Projekt ganz auf der Kippe.
Wenn es um die Beurteilung energetischer Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Denkmalschutz geht, wendet die Untere Denkmalbehörde nach Auskunft der Stadt konsequent die Richtlinie des Landes an. An der Leostraße führt dies nun dazu, dass ein Mietshaus mit 14 Wohneinheiten, das sich im Bereich der Denkmalerhaltungssatzung für den Stadtteil Oberkassel befindet, nicht nach den Vorstellungen der Eigentümer klimafreundlich saniert werden darf.
Der seit 2020 existierende Plan der Eigentümergemeinschaft sieht vor, das Dach mit einer Aufsparrendämmung zu versehen, die mehr als 30 Jahre alte Ölheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen und auf dem Haus eine Fotovoltaikanlage zu installieren. Der von der Anlage erzeugte Strom soll für den Betrieb der Wärmepumpe genutzt werden. Nach einer Berechnung würden die geplanten Maßnahmen pro Jahr mehr als 22 Tonnen CO2 einsparen. Allerdings ist der Bauantrag nun von der Bauaufsicht in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde „nur als teilweise zulässig angesehen“ worden. Die Eigentümer, mehrere Mitglieder einer Familie, sind von der Entscheidung der Stadt enttäuscht und erwägen, Klage beim Verwaltungsgericht einzureichen.
Eigentümer wollten im letzten Jahr mit der Sanierung fertig sein
Wenn alles nach den Vorstellungen der Eigentümer gelaufen wäre, wären die Sanierungsarbeiten im vergangenen Jahr abgeschlossen gewesen und hätten rund 350 000 Euro gekostet. So berichtet es Michael Wehrle, der für seinen 102 Jahren alten Schwiegervater und Miteigentümer spricht. Der Plan sollte schnell umgesetzt werden, doch weil für das Haus die Denkmalbereichssatzung gelte, seien ein Bauantrag und die Einbeziehung der Denkmalbehörde verlangt worden. „Das betroffene Gebäude ist aber kein Denkmal, genauso wenig sind es die Nachbargebäude, auch wird keine Sicht auf ein denkmalgeschütztes Gebäude beeinflusst“, berichtet Wehrle. Als Grund für die Teil-Verwehrung nennt er die geplante Fotovoltaikanlage auf der Straßenseite, die nicht gestattet worden sei. „Stattdessen wurden Solarziegel vorgeschlagen. Sie sind aber deutlich teurer, liefern viel weniger Strom und sind fehleranfälliger als die üblichen PV-Module. Solarziegel sind für uns unwirtschaftlich“, sagt Wehrle. Aus seiner Sicht verhindert somit die Satzung, dass die Klimaziele der Stadt und des Landes, die Klimavorgaben des Bundes und die Ziele zur Energiewende erreicht werden können.
Die Stadt bestätigt, dass die vorgeschlagenen Alternativen – PV-Anlagen auf den Gauben und/oder PV-Ziegel – vom Bauherrn abgelehnt worden sind. Deshalb sei eine teilweise Ablehnung erfolgt, jedoch zugleich eine denkmalrechtliche Erlaubnis in Aussicht gestellt worden, wenn der Antragsgegenstand modifiziert werde. „Eine Kompromisslinie, die die Interessen des Klimaschutzes und des Denkmalschutzes vereint, ist aufgezeigt“, sagt ein Stadtsprecher. Wehrle sieht das anders und wird deutlich: „Der Amtsschimmel und die überbordende Bürokratie blockieren Bürger, ihren Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende zu leisten. Ein Verständnis für die notwendige Klima- und Energiewende scheint bei den involvierten Dienststellen und Mitarbeitern nicht zu bestehen. Alle Denkmalbereichssatzungen müssen dringend überarbeitet werden.“
Wehrle kündigt an, dass er sich mit einem Fachanwalt berät und dass gegebenenfalls eine Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht wird. Ihn ärgert es zusätzlich, dass die Denkmalbehörde mitgeteilt habe, „dass die PV-Anlage und die damit verbundenen Maßnahmen ,voraussichtlich eine negative Vorbildfunktion entfalten‘ würde“. Wenn eine Sanierung, die wegen der Preissteigerungen nun nicht mehr 350 000 Euro, sondern rund 500 000 Euro koste, nicht irgendwann erlaubt werden, würde wohl eine neue Ölheizung eingebaut. Er sagt: „Da wir ja kein negatives Vorbild sein wollen, steigen die Nebenkosten der Mieter weiter, emittieren wir weiterhin schädliche Abgase und nutzen weiter fossile Brennstoffe. Wer braucht schon Klimaschutz und Energiewende, wenn er im Bereich einer Denkmalerhaltungssatzung der Stadt Düsseldorf lebt?“