Ausstellung in Düsseldorf eröffnet Familienfotos schmücken das Schloss Benrath

Düsseldorf · In Benrath wurde die Ausstellung „Retrospektiv!“ mit einer Vernissage eröffnet. Viele Düsseldorfer haben sich auf eingereichten, historischen Schnappschüssen wiederentdeckt. Zu sehen sind auch Bilder namhafter Fotografen.

Sabine Gerth hat in der Ausstellung eines ihrer eingesandten Familienfotos wiedergefunden.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Roland liegt lässig auf einem der steinernen Löwen vor dem Schloss und blickt keck in die Kamera. Vermutlich, denn der Junge trägt eine dunkle Sonnenbrille. Der familiäre Schnappschuss aus den frühen 1960er Jahren ist eines der vielen Bilder der spektakulären Schau „Retrospektiv! Eine fotografische Geschichte von Schloss Benrath 1870 bis heute“ im Museum für Gartenkunst des Schlosses. Es gibt Fotos der Denkmalpflege, Werbebilder für den Tourismus, solche von politischen und öffentlichen Ereignissen bis hin zur Kunst am Bauwerk. Jetzt wurde die Schau mit einer Vernissage eröffnet.

Es sind die Arbeiten namhafter Fotografen zu sehen, mit professionellem Blick arrangierte Kompositionen wie auch historische Aufnahmen der Königlich Preußischen Messbild-Anstalt. Doch das Herzstück der Ausstellung sind die privaten Fotos, die Knipsereien vor und rund um das Schloss herum. Dem Aufruf, solche einzusenden, waren viele gefolgt. Rund hundert Menschen schickten mehr als 300 Schnappschüsse. Zahlreiche sind nun für alle zu sehen. Professor Stefan Schweizer, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath, der die Ausstellung zusammen mit Julia Fischer, Studentin der Kunstgeschichte, kuratierte, würdigte dies bei der Eröffnung und dankte für das Vertrauen, Privates öffentlich zu machen.

Immer mal wieder fällt ein Satz wie „Ich hab‘ mich gefunden“

Zu den Einsenderinnen gehörte auch Sabine Gerth. Die Ärztin aus Unterbach ist selbstredend zur Vernissage erschienen. In dem Begleitband, den alle Einsender geschenkt bekamen, findet sie gleich ihre Familienfotos wieder – und später auch in der Ausstellung. Der Junge auf dem Stein-Löwen ist ihr Bruder Roland. Das Foto müsse, so meint sie, 1962 entstanden sein. Roland, der heute in Nürnberg lebt, ist da fünf oder sechs Jahre alt. Er trägt an diesem Sommertag ein kurzärmeliges Hemd. „T-Shirts gab es noch nicht“, sagt Gerth.

Die Familie hatte damals einen Ausflug zum Schloss unternommen, weil Onkel Rolf mit Frau und Tochter zu Besuch war. Dieser, Jahrgang 1928, war nach Mexiko ausgewandert. Nun hatte ein Teil der Familie auf den Stufen vor dem Schloss Platz genommen und posierte gut gelaunt vor der Kamera. Und ein weiteres Foto zeigt, wie das Töchterchen von Onkel Rolf am Teich vor dem Schloss die Schwäne beobachtet.

Die Tafeln mit den Familienfotos sind ein buntes Kaleidoskop vergangener Jahrzehnte, auch wenn viele Aufnahmen noch in Schwarz-weiß sind: Familien im steifen Sonntagsstaat der 50er Jahre und in der Flower-Power-Mode der 70er, der Nachwuchs im Kinderwagen oder schon auf eigenen Füßen. Viele der zahlreichen Vernissage-Besucher zieht es zunächst dahin. Immer mal wieder fällt ein Satz wie „Ich hab‘ mich gefunden“. Deutlich wird, was die Gestalter der Schau zeigen wollen: Die Besucher wie Nutzer des Schlosses – und wie verwoben das alltägliche Leben der Benrather und mithin vieler Menschen im Düsseldorfer Süden mit dem barocken Ensemble ist.

Es finden sich überdies zeitgeschichtlich bedeutsame und gänzlich neue Dokumente. Eines ist das Foto, dass die Schäden am Schloss im Zweiten Weltkrieg zeigt. Der Treffer durch eine Luftmine war natürlich bekannt. Aber ein Foto fand sich bisher nicht, sagt Schweizer. Er aber hat es gefunden, nach über sechs Stunden mühsamen Suchens im Niederrheinischen Fotoarchiv.

Der Ostflügel, der heute das Gartenmuseum ist, beherbergte einst das Schloß-Gymnasium, als dies noch eine Anstalt für Knaben war. Und so sind viele Aufnahmen aus dem früheren Schulleben ausgestellt. Schüler beim Rudern, auf Exkursion im Schlosspark und präsentabel aufgestellt fürs Entlassungsfoto. Älter gewordene Jungs in Anzug mit Hemd und Krawatte, schnieke und adrett.

In der Nachkriegszeit entdeckte die Modestadt Düsseldorf das Schloss als geradezu ideale Kulisse. Zu sehen sind so Werbefotografien von 1953 für die Düsseldorfer Strickwaren GmbH oder eine noble Dior-Modenschau im Kuppelsaal aus dem gleichen Jahr. Viel Prominenz beehrte das Schloss in den all den Jahren. So kam 1965 die britische Queen Elizabeth II., die im Schloss mit Gatte Prinz Philip ein Geschenk der Landesregierung entgegennahm. 1969 war Bundespräsident Gustav Heinemann da, der um Feuer für seine Zigarre bittet.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. Oktober. Öffnunghszeiten sind im Internet zu finden unter
www.schloss-benrath.de