Heimatverein St. Tönis Tacksee: Ausstellung über den verlorenen See ist eröffnet

St. Tönis · Früher war der Tacksee ein beliebtes Naherholungsgebiet. Heute ist er verfüllt und ein Gewerbegebiet, das viele Tönistvorster regelmäßig nutzen. Unter anderem findet sich hier der Globus-Markt. Eine Ausstellung zeigt den Wandel.

Die Besucher der Ausstellung sehen unter anderem dieses Gemälde des Sees.

Foto: Norbert Prümen

. (adzu) Im Heimathaus St. Tönis eröffnete Edgar Kohnen jetzt seine neue Ausstellung „Tacksee – Im Wandel der Zeit“. Damit möchte der Ausstellungsmacher die Entwicklung der Fläche von ursprünglicher Landwirtschaft zu einem Gewerbegebiet nachzeichnen. Auf über 30 Plakaten hat der Niederrheiner kurze Texte, historische Fotos und aktuelle Ansichten des Gebietes zusammengestellt.

Dabei wirft er erst einen Blick auf die Entstehung des Tacksees. Dieser entwickelte sich durch die Ausbaggerung von Sand und Kies für die Kalksandsteinherstellung. „Man hat damals wertvolles Land weggebaggert und es stellte sich die Frage, was macht man jetzt mit dem Loch“, erklärte Kohnen. So entstand die Idee, einen Teil des Geländes zum Strandbad Tacksee herzurichten, das 1927 eröffnet wurde. Ab 1962 wurde der Baggersee allerdings mit Abteufmaterial aus einer Zeche in Tönisberg verfüllt. Das Gelände wurde laut Kohnen zu einer wilden Müllkippe. „Um die Grube zu verfüllen, hat man alles Möglich reingeworfen. Unter anderem hat eine Metzgerei dort lange Schlachtabfälle entsorgt“, erklärte er. Der größte Teil der Ausstellung widmet sich allerdings der Entwicklung nach dem Ende des Strandbades Tacksee. Mit historischen Fotos zeigt Kohnen, wie aus dem Gelände ein Gewerbegebiet wurde. Auch die Ansiedlung von Globus und die Planungen der Wirtschaftsförderung Tönisvorst thematisiert er.

Der Auslöser, eine solche Ausstellung zu kuratieren, war für Kohnen ein Bild der Landschaft, das sein Großvater vor über 120 Jahren angefertigt hatte. Neben einem weiteren Gemälde aus dem Archiv wird dieses Bild ebenfalls in der Ausstellung präsentiert. Im Vergleich zu dieser frühen Darstellung böte das Gebiet heute keine Lebensqualität mehr, findet Kohnen. „Wer denkt schon an Lebensqualität, wenn es für den einen um Kaufen geht, während es für den anderen um das Arbeiten, also die Existenzsicherung geht“, heißt es einleitend zur Ausstellung. Der engagierte Heimatforscher möchte so die Menschen dazu anregen, sich selbst Gedanken zu machen, die über das Gezeigte hinausgehen.

Zudem soll die Ausstellung als Kritik daran verstanden werden, dass sich der Konsum auf die grüne Wiese verlagert. „Diese Verlagerung bleibt nicht ohne soziale und gesellschaftliche Folgen, letztlich stirbt dadurch der Ort“, macht der Geschichtsinteressierte deutlich.

Die Ausstellung ist jeden Samstag im Mai von 10 bis 13 Uhr im Heimathaus, Antoniusstraße 6, in St. Tönis, geöffnet.

(adzu)