Geschichte in Tönisvorst Tacksee: Der verschwundene Badesee in Tönisvorst
St. Tönis · Der Tacksee war ein Baggersee, der in den 1960er-Jahren als Gefahr identifiziert wurde. So wurde er verfüllt und ist heute, komplett betoniert, eine Gewerbefläche.
(svs) Kulturlandschaften sind auch immer einem stetigen Wandel unterworfen. Aus Wäldern werden Felder, Baugebiete, Industriegebiete oder auch Sportplätze – oder umgekehrt. Dass ein ganzer See verschwindet, ist dabei allerdings eher eine Ausnahme. Gerade am Niederrhein ist es meist eher umgekehrt: Durch den Abbau von Sand und Kies entstehen in großer Zahl die bekannten Baggerseen. Und doch gibt es auch Beispiele für das Gegenteil. Ein solches stellt nun der Heimatbund St. Tönis in einer Ausstellung vor:
„Tacksee – Im Wandel der Zeit“ heißt sie und ist ab Samstag, 4. Mai, im Heimathaus des Heimatbunds, gelegen an der Antonisstraße 6, zu sehen. Darin stellt der Verein vor, was aus dem Tacksee geworden ist. Die Geschichte in ihrer groben Form ist dabei schnell erzählt: Nachdem im Gebiet Tack Kies und Sand abgebaut worden waren, war hier nach dem Weltkrieg ein See geblieben: der Tacksee. Wie jedes Baggerloch war er durchaus beliebt bei der Bevölkerung, doch die steil abfallenden Ufer und die große Tiefe machen viele Baggerlöcher für Schwimmer, zumal weniger erfahrene, gefährlich. So wurde auch der Tacksee in den 1950er-Jahren als Gefahr erkannt. Was tun mit diesem großen Loch, das nicht für den sommerlichen Ausflug geeignet ist? Das fragten sich die Verantwortlichen der Stadt Tönisvorst, und bald fand sich eine Lösung: „Das beantwortete ein Geschäftsmann in den 1960er-Jahren: Er kaufte das Loch, ließ es verfüllen, betonierte und asphaltierte die Fläche und errichtete darauf einen Verbrauchermarkt. In den vergangenen 50 Jahren breitete sich das Gewerbegebiet immer weiter aus. Der Tacksee wurde eine Geschichte von Verkäufen, Märkte kamen und gingen. Betonplatten blieben“, schreibt der Heimatbund in der Einladung zur Ausstellung. Einst, bis 1940, gab es hier sogar ein offizielles Strandbad. Sogar ein eigener Bahnhof gehörte dazu. Das Bad wurde aber während des Krieges durch einen Sturm zerstört und danach nicht wieder eröffnet. Heute ist das Gebiet den meisten St. Töniserinnen und St. Tönisern sehr gut bekannt, denn der frühere See, der nach dem Krieg trotz Absperrung und gelegentlicher Polizeikontrollen als wilder Badesee beliebt blieb, ist heute zentral für die Versorgung in der Stadt: Globus-Markt, Netto, Fressnapf, DM und weitere Geschäfte sind hier angesiedelt. Dem See trauert ohne Frage dennoch der ein oder andere Ältere bis heute nach, auch wenn das Baden nicht mehr erlaubt war.
Die Ausstellung ist im Heimathaus, Antonisstraße 6, zu sehen. Sie öffnet am Samstag, 4. Mai, um 11 Uhr. Geöffnet ist sie jeden Samstag im Mai von 10 bis 13 Uhr. Ab Juni bis Oktober bleibt sie zu den regulären Öffnungszeiten des Heimatbundes weiter zu sehen.