Brauchtum in Willich Klein-Jerusalemer Schützen feiern auch klatschnass

Neersen · Die 275 Mitglieder des Schützenvereins Klein-Jerusalem eröffnen die Schützensaison in Willich. Die Stimmung ist bestens, auch kleinere Probleme und wechselhaftes Wetter vermögen die Stimmung nicht zu trüben.

Viele Zuschauer säumen die Strecke als die Schützen durch die Stadt ziehen. Am Sonntag ist auch das Wetter schön, der Regen vergessen.

Viele Zuschauer säumen die Strecke als die Schützen durch die Stadt ziehen. Am Sonntag ist auch das Wetter schön, der Regen vergessen.

Foto: Norbert Prümen

Plötzlich ist im Schützenzelt in Klein-Jerusalem alles dunkel. Die Musik hört auf zu spielen, alles verstummt: Stromausfall. Die Schützen aber ficht das nicht an – im Gegenteil. Plötzlich erklingt Gesang. Aus voller Kehle schmettern die Schützen unterschiedliche Lieder, bis der Strom wieder da ist. Der Grund für den Stromausfall ist auch am nächsten Tag nicht vollständig aufgeklärt. „Vermutlich Überlastung. Aber so ganz genau kann ich es nicht sagen“, erzählt Wolfgang Peter, der Ehrenvorsitzende und Pressewart der Schützen.

Der Vorfall zeigt: Die Stimmung ist bestens. Daran ändert auch ein starker Regenfall während der großen Parade am Samstag nichts. „Eigentlich haben wir immer Glück mit dem Wetter. Wir scherzen immer, über die Kapelle haben wir einen guten Draht nach oben“, erzählt Peter augenzwinkernd. „Diesmal hat es nicht geklappt. Ich kann mich in all den Jahren nicht erinnern, wann wir mal dermaßen nass geworden wären. Es kam vor, dass die Parade verschoben wurde, aber irgendwie war es fast immer trocken. Trotzdem haben wirklich alle voll durchgezogen, alles ging wie geplant“, bilanziert er mit spürbarem Stolz.

„Nur das Platzkonzert am Seniorenzentrum haben wir dadurch etwas verkürzt. Die Senioren dort haben sich trotzdem sehr gefreut. Viele sind selbst ehemalige Schützen, zumindest ist es die Musik ihrer Jugend“, ergänzt der Vorsitzende des Vereins, Ralf Kivelip.

So begeistert die Senioren sind, auch die Jugend ist voll involviert. Erstmals gibt es einen Schülerkönig. Der wurde nicht ausgeschossen, sondern in einer Reihe kindgerechter Spiele ermittelt. Den Sieg holte sich der acht Jahre alte Magnus Brähler. Beim Frühschoppen am Montagmorgen ist er dabei. Er bekam eigens schulfrei. Als Kivelip ihn über das Mikrofon begrüßt, steigt er auf die Bank und winkt, über das ganze Gesicht strahlend, routiniert aber engagiert in die Menge. „Es macht mir riesig Spaß und die Kette zu tragen ist ein tolles Gefühl“, erzählt er stolz. Diese ist ein Geschenk eines aufgelösten Jägerzugs. Aus dessen gleichermaßen aufgelöster Kasse wurde sie finanziert. „Leider darf ich sie nicht behalten, sondern muss sie zurückgeben“, erzählt der stolze Jung-König.

Wesentlich älter, aber nicht minder begeistert ist Frank Kloth. Der ist König der Schützen und strahlt ebenso. „Zugegeben, heute Morgen bin ich etwas schwer aus dem Bett gekommen. Aber es macht riesig Spaß. Man macht sich ja vorher seine Gedanken, aber es ist noch toller, als ich mir das ausgemalt habe. Ich darf das eigentlich nicht sagen, damit meine Frau es nicht hört, aber ich würde es sofort wieder machen“, erzählt er lachend. Ehefrau Tina könnte dabei durchaus einverstanden sein. „Sonntagabend war ich schon ziemlich am Limit, das ist ja auch alles anstrengend. Aber sie wollte einfach nicht heim. Ich glaube, um halb zwei sind wir hier dann raus“, erzählt er. Die Königin hat ihre Rolle also nicht minder angenommen. „Ich freue mich jetzt auf die letzten Tage“, bilanziert Kloth. Immerhin bis Donnerstag dauert das Fest noch.

Auf der Bühne werden die Beförderungen vorbereitet

Unterdessen werden auf der Bühne bereits die Beförderungen vorbereitet. Am Vortag waren 20 Mitglieder und zwei Musikzüge für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt worden. Auf 70 Jahre kommen dabei Manfred Klimczak und Karl-Heinz Peters. Ob Schülerkönig Magnus solche Zahlen auch einst erreicht, steht aktuell in den Sternen. „Aber das ist natürlich das Beste, was wir machen können. Er hat Spaß, erzählt es in der Schule, die anderen kommen, das ist erfolgreiche Jugendarbeit“, sagt Peter.

Die steht bei den meisten Teilnehmern am Schützenfest aber derzeit im Hintergrund. Was zählt, ist die Stimmung im Zelt und die ist hervorragend. Daran können weder Regengüsse noch Stromausfälle etwas ändern. Passieren sie, dann wird eben hindurch gesungen, oder Musik gemacht. Die Kapelle im Zelt spielt immer wieder unterschiedliche Stücke an: Mal ein Lied aus dem Kölner Karneval, mal ein Weihnachtslied. Die Schützen singen aus voller Kehle mit. Der Spaß steht einfach im Vordergrund.