Neubau in Düsseldorf Handwerkskammer baut für 62 Millionen Euro neuen Meister-Campus
Düsseldorf · Die Handwerkskammer rüstet im Kampf gegen den Fachkräftemangel auf – mit einem modernen Schulungszentrum für junge Talente.
Wie eröffnet man einen Friseursalon, was macht Tischler zu gefragten Ladenbauern, wie sieht die perfekte Schweißnaht aus? Solche Fragen ganz praktisch im Beruf zu beantworten – das lernen ambitionierte Handwerker an den Meisterschulen bei der Handwerkskammer (HWK) in Düsseldorf. Das Gebäude D aber, in dem Schulungen für sieben verschiedene Gewerke angeboten werden, ist bisher so gar nicht meisterlich. „Ein alter Schuppen“, sagt Kammergeschäftsführer Axel Fuhrmann. Deswegen heißt es am Georg-Schulhoff-Platz in Bilk schon bald: einstürzen, neubauen.
Die Akademie der Handwerkskammer bekommt ein modernes Schulungszentrum, das den Gebäudeteil aus dem Jahr 1980 ersetzen wird. Insgesamt wird die HWK 62 Millionen Euro investieren, um diesen wichtigen Teil des Campus zu erneuern. Die Hälfte des Budgets trägt die Kammer selbst, 20 Millionen Euro kommen vom Bund, rund neun Millionen Euro vom Land NRW.
Vor Kurzem war Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) persönlich vor Ort, um den Förderbescheid an Handwerkspräsident Andreas Ehlert und Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann zu übergeben. „Angehende Handwerksmeisterinnen und -meister sind entscheidend für die Zukunft ihrer Zunft“, so Laumann. Ehlert betont, man brauche „modernste Bildungszentren“, um jungen Menschen „hochwertige Fortbildungsangebote“ zu machen. Vereinfacht gesagt ist das neue Gebäude also eine Investition in die Fachkräfte-Formel: Meister statt Master.
In Deutschland gehen zu viele Menschen nach der Schule studieren und zu wenige im Handwerk arbeiten. Der bundesweite Fachkräftemangel macht sich bei den helfenden Händen besonders bemerkbar: Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft fehlen allein in NRW 12 000 Handwerker. Privatleute und Bauplaner kennen dieses Problem aus ihrem Alltag. HWK-Geschäftsführer Fuhrmann sieht als Teil einer möglichen Lösung das neue Schulungsgebäude – schließlich gebe es einen Wettbewerb der Ausbildungssysteme: „Wir müssen uns gegen Einrichtungen wie die Hochschule Düsseldorf behaupten, und dort ist auch alles auf dem modernsten Stand.“
Die Akademie der Düsseldorfer Kammer ist nach eigenen Angaben die größte Fortbildungseinrichtung des Handwerks in Deutschland. 4000 Menschen besuchen dort jährlich die Kurse. Allein im Jahr 2023 bereiteten sich knapp 1000 junge Talente aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf auf dem Campus am Georg-Schulhoff-Platz auf ihre Meisterprüfung vor.
Ein wichtiger Teil der Akademie ist das Gebäude D. Dort sind die Gewerke Schweißtechnik, Kfz-Technik, Tischler, Friseur/Kosmetik, Gebäudereiniger, Elektrotechnik und Orthopädieschuhmacher untergebracht. Der bestehende Bau aber ist 44 Jahre alt, bietet innen nur wenig Tageslicht und verschwendet jede Menge Heizenergie.
Bis Ende dieses Jahres soll abgerissen werden, dann geht es an den Neubau. „Wir werden uns energetisch enorm verbessern“, sagt Axel Fuhrmann. Das Gebäude wird von der Fernwärme abgekoppelt, „dadurch sparen wir erheblich ein.“ Das Klima im Neubau wird durch Geothermie reguliert: Drumherum werden mehr als 30 Erdwärmesonden errichtet, die Flüssigkeit durch das Gebäude zirkulieren und bis 150 Meter unter die Erde führen. So wird der Fußboden im Winter erwärmt und der Neubau im Sommer gekühlt. Aufs Dach kommt eine Solaranlage, diese Technologie gibt es auch schon auf dem Gebäude C – dieser Teil der Akademie wurde schon vor Jahren erneuert. Perspektivisch will die Kammer ein Viertel des verbrauchten Stroms auf dem gesamten Campus durch die Sonne erzeugen lassen.
Innen soll der 11 000 Quadratmeter große Neubau heller und freundlicher werden, Ende Dezember 2026 ist die Eröffnung geplant. In der obersten Etage wird es dann auch 34 Einzelzimmer geben für Meisterschüler, die vom Niederrhein oder aus dem Umland kommen und in Düsseldorf unter der Woche übernachten möchten, damit sie nicht bis zum Schulstart um 7.30 Uhr täglich anreisen müssen.
„Auch das sehen wir als Standortvorteil“, sagt Kammergeschäftsführer Fuhrmann.