Installation im K 21 „Entschuldigung, ist das hier der Kletterpark?“

Düsseldorf · In luftiger Höhe unter dem Dach des K21 ist immer etwas los. „In Orbit“, das mit Drahtseilen nachempfundene Spinnennetz des argentinischen Künstlers Tomás Saraceno, testen manche sogar mehrfach. Auch unsere Autorin hat sich in das schwebende Gewebe begeben.

 Unsere Autorin Julia Nimführ im Orbit, der Installation von Tomás Saraceno im K21.

Unsere Autorin Julia Nimführ im Orbit, der Installation von Tomás Saraceno im K21.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Gähnende Leere im Erdgeschoss des K21, es ist ein kalter, regnerischer Ferientag. Eigentlich ideal für einen Museumsbesuch, doch es ist kaum jemand da. Ganz anders sieht es viele Meter höher aus, direkt unter dem Dach des Gebäudes. Im vierten und obersten Stock liegt auf einem großen Teppich eine Gruppe junger Leute, sie warten freudig, aber auch etwas ängstlich, bis sie die Installation von Tomás Saraceno betreten dürfen. Es geht dabei hoch hinaus, bis über das Atrium. Der Künstler hat mit „In Orbit“ im Jahr 2013 eine Konstruktion aus Drahtseilen geschaffen, die erst immer wieder verlängert und mittlerweile zur Dauerausstellung geworden ist. Sie lockt teils auch Besucher an, die mit Kunst ansonsten wenig am Hut haben.

Manche Besucher kommen immer wieder in die Ausstellung

Viele kommen und fragen ganz konkret nur danach, so die Erfahrung einer Mitarbeiterin an der Museumskasse. Manchmal muss sie sich dabei das Grinsen verkneifen. „Es gibt einige, die wissen wollen, ob sie hier richtig sind beim Kletterpark“, erzählt sie lachend. Schnell stellt sich heraus, dass sie tatsächlich „In Orbit“ meinen. Es gibt aber auch einige, die öfter da sind, begeistert sind und die Installation unbedingt anderen zeigen wollen. Dazu zählt auch die Autorin dieses Artikels. Dann gibt es noch Besucher, die „In Orbit“ zufällig beim Gang durch das Museum entdecken, und es gibt Kunststudenten, die fachlich interessiert sind. Dazu zählen auch die jungen Leute, die an dem verregneten Tag nach und nach auf das Netz gehen – oder den anderen einfach nur dabei zusehen. Die Studenten sind aus Belgien angereist, um unter anderem das K21 zu erkunden.

Insgesamt zehn Wagemutige dürfen zeitgleich in die Installation. Wenn einer wieder herausklettert, darf ein neuer Besucher hinauf. Vorgesehen sind zehn Minuten Aufenthalt zur Erkundung, um lange Warteschlangen von vornherein zu vermeiden. Wenn wenig los ist, kann man länger bleiben. Gerade bei Höhenangst macht sich das dann bezahlt, um sich überwinden zu können. Zunächst geht es allerdings hinein in in einen dicken Overall und feste Trekking-Schuhe, dann eine Treppe hinauf und durch eine Öffnung rein ins Netz und vorerst steil nach unten. Es ist ungewohnt, die Drähte geben sofort nach, schwingen bei jeder Bewegung mit – und zwar nicht nur bei der eigenen, auch bei der der anderen. Ein Vater ist mit seinem Sohn dabei, kaum unten angekommen, laufen sie sofort los. Die beiden dürfen ein zweites Mal hinauf, denn die Studenten sind fertig, niemand wartet. „Gewöhnungssache“, sagen sie und ihre Augen strahlen. Allerdings haben sie auch keine Probleme mit der Höhe, sie genießen das Gefühl, von den Drähten getragen zu werden.

Das Netz spannt sich über das Treppenhaus hinweg – und darüber hinaus, in den Abgrund: das Erdgeschoss. Das ist der Punkt, der sich für die meisten als kritisch erweist.

Nur Draht, ganz viel Luft dazwischen, und darunter viele, viele Meter bis zum Boden. Es gibt Mitarbeiter, die helfen, die Angst zu überwinden, und das bereits bei den ersten Schritten. Sie steigen selbst ins Netz, greifen die Hand des Besuchers, gehen sicher voran wie auf einem Spaziergang, passen das Tempo ganz individuell an.

Unter dem Dach staut
sich die Wärme

Die Ängste können dann tatsächlich weniger werden, Freude kommt auf darüber, es geschafft zu haben. Ins Schwitzen kommt man aber auch ohne Angstschweiß und auch ohne Sommerhitze, die Wärme sammelt sich unter dem Dach. Kissen, die überall verteilt sind, kommen da gerade recht, um sich etwas auszuruhen. Das machen auch Vater und Sohn, sie stopfen sie unter den Rücken und legen sich gemütlich zurück, blicken umher, blicken nach unten.

Und dann ist irgendwann doch die Zeit vorbei, es geht wieder hinunter, die meisten Besucher strahlen glücklich – und wollen gerne wiederkommen.