Forum Freies Theater Die Folgen des Patriarchats

Düsseldorf · FFT-Produktion „Take it like a man“ überspitzt gesellschaftliche Probleme mit einer dystopischen Zukunftsvision.

Eine Szene aus dem FFT-Stück „Take it like am man“ im Ergo Ipsum an der Herzogstraße 89.

Foto: Dirk Rose

An den ganz großen Rädern möchte das Künstlerkollektiv „The Agency“ mit ihrer neuesten Performance für das „Forum Freies Theater“ FFT Düsseldorf drehen, in der nahezu alle gesellschaftlichen Themen der Gegenwart angesprochen werden sollen. In „Take it like a man“, was am Donnerstag und Freitag aufgeführt wurde, sollen nicht nur unsere Geschlechterbilder hinterfragt werden, sondern auch der Leistungsdruck unserer kapitalistischen Gesellschaft entblößt, sowie dessen Zusammenhänge zu Umweltthemen und dem Erstarken rechter Bewegungen dargestellt werden. Das alles wird in der 140-minütigen Performance im Zwischennutzungsprojekt Ergo Ipsum an der Herzogstraße 89 versprochen.

„Take it like a man“ spielt in einem post-apokalyptischen vorangeschrittenen 21. Jahrhundert, in dem augenscheinlich die Umwelt weitgehend verseucht wurde. Hier werden direkt zu Beginn die Besucher Teil der Welt, wenn in der Runde Essen verteilt wird. „Das letzte unverseuchte Schwein der Region“ gäbe es hier und „es würde jetzt lange nichts mehr zu essen geben.“ Auch die Kulisse ist mit einfachen Mitteln sehr immersiv. Die karge Garage mit gelben flackernden Lichtern, herumliegenden Reifen, kaputten Autoteilen und abgerissenen Flaggen vermitteln gut das Bild dieser verseuchten Welt.

Auch die Kostüme der „Betas“, die Protagonisten der Geschichte, sind im richtigen Maße merkwürdig für diese nahe und doch verfallene Zukunft. Sie tragen mehrere Hosen übereinander und Tiermasken oder Helme. Die Betas sind die Abgehängten dieser Welt, die nicht in ihre zugeschriebenen Rollen reinpassen, und deswegen keinen Platz in der Gesellschaft haben und verelenden.

Leider wird das interessante Szenario nur unzureichend erklärt und der Besucher nicht weiter abgeholt. Die Figuren verwenden immer wieder neue Begriffe und Konzepte, reden zum Beispiel wie selbstverständlich von der „algorythmic alliance“, ohne das der Zuschauer die Möglichkeit hat, zu verstehen, worum es sich dabei handelt.

Sie erwähnen die Fraktionen dieser fragmentierten Welt, ohne ihre Zusammenhänge erkennbar zu machen. Auch wenn die Garage als Kulisse sehr gut funktioniert, erschwert der Hall das Verstehen der Dialoge, die im abgehackten, fast verstörenden Englisch performt werden, das nach und nach, aber ohnehin immer mehr in archaisches Grunzen übergeht.

Die zweite Hälfte des Stücks kommt fast ohne Dialoge aus

Die zweite Hälfte des Stücks kommt daher fast komplett ohne Dialoge aus. Minutenlange wirre Bewegungen sollen sich durch ihre Wiederholung einprägen, ziehen sich aber doch zu sehr in die Länge. Jeder dieser Abschnitte hätte auch bei halber Länge ihre volle Wirkung entfaltet. Hier begreifen die Betas, wie sie in Rollen gepresst werden und vermitteln das über ihre Gestikulierung. Die Erwartungen an Geschlechterrollen und die Erwartungen der kapitalistischen Gesellschaft, zu funktionieren, und nicht zu hinterfragen, werden hier in einen Zusammenhang gebracht und gleichermaßen kritisiert. Dieses Stück bietet den Besuchern also einiges an Interpretationen. Es versucht, gesellschaftliche Probleme zu verknüpfen, macht es aber schwer, ihm zu folgen und beinhaltet zu viel wirres Füllwerk.