Bauprojekt in Düsseldorf Die berühmte Jauch-Kuppel steht noch im Freien

Düsseldorf · Die berühmte „Jauch-Kuppel“, bekannt aus dem Fernsehen, steht jetzt im Düsseldorfer Norden. Was der Innovationscampus bieten soll, der um sie herum entsteht – und was er für die Energiewende in Düsseldorf bedeutet.

Die Sonne strahlte beim Richtfest für die 21 Meter hohe „Jauch-Kuppel“, die aus Berlin nach Düsseldorf gezogen ist.

Foto: Euref-Campus Düsseldorf

So nah am Flughafen und in direkter Nähe zum zugehörigen ICE-Bahnhof – das hat eine Menge Vorteile, aber zumindest bei einem Baustellenfest des Euref-Campus am Freitag auch einen Nachteil. Denn die startenden Flugzeuge sind alle paar Minuten zu hören – was aber auch damit zu tun hat, in welche Richtung sie an diesem Tag starten. Für die Zukunft kann Bauherr Reinhard Müller jedenfalls Entwarnung für die Mieter geben, denn der Campus wird ja keine Open-Air-Veranstaltung bleiben: „Wenn erst einmal unser Dach drauf ist, dann hört man nichts mehr, das ist Schallschutzklasse 5.“

Gefeiert wurde nicht das Richtfest für den Innovationscampus selbst, in den nach der Fertigstellung zahlreiche Unternehmen rund um die Themen Elektromobilität und Energiewende einziehen sollen. Sondern für die stählerne 21 Meter hohe „Jauch-Kuppel“, die sein Wahrzeichen und Veranstaltungszentrum sein wird.

Geschaffen worden war der Nachbau der Reichstagskuppel anlässlich der Fußball-WM 2006 als temporärer Veranstaltungsort. Später stand er als Wahrzeichen auf dem Berliner Euref-Campus und wurde als Veranstaltungslocation genutzt, von 2011 bis 2015 auch für Günther Jauchs ARD-Talkshow. Den fortgeschrittenen Aufbau des aus 3000 Teilen bestehenden Wahrzeichens nahm die Euref AG zum Anlass, künftige Nutzer, Geschäftspartner, Nachbarn und andere Interessierte zusammenzubringen.

Das Land stehe vor großen Herausforderungen, sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in einem Video-Grußwort an die Gäste: „Der Klimaschutz ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit. Wir werden sie nur gemeinsam lösen können.“ Der Euref-Campus sei ein Beispiel dafür, wie man an diese Themen herangehen könne. Der Geschäftsführer des Großmieters Spie, Markus Holzke, pries die Vorteile seines künftigen Standorts. „Wir können hier Teil einer besonderen Community sein und uns gleichzeitig unseren Mitarbeitern als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.“ Spie mietet 8000 Quadratmeter auf dem Campus, die von rund 500 Mitarbeitern genutzt werden. Mehr Fläche hat dort nur das Unternehmen Schneider Electric.

Jörg Thadeusz kämpfte mit seiner Talkrunde gegen die Hitze an, die viele Zuschauer nach und nach aus den Sitzreihen in den Schatten vertrieb – von wo aus sie aber ebenfalls zuhörten. Die Gäste auf der Bühne mussten freilich sitzen bleiben. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) beteuerte auf Nachfrage, dass er sich auf den Campus sehr freue: „Das Wunderbare ist, dass wir einen echten Leuchtturm nach Düsseldorf bekommen, der uns bei unserem Ziel helfen wird, bis 2035 klimaneutral zu werden.“ (Der Campus selbst will dies nach Auskunft von Reinhard Müller übrigens von Beginn an erreichen.) Auf die Nachfrage, was der Neubau für die Nachbarschaft in Lichtenbroich bringen werde, stutzte er ein wenig – und bekundete dann, es handele sich um ein Projekt, das weit über seinen eigentlichen Standort hinaus wirken werde.

Euref-Vorstandsmitglied Karin Teichmann freut sich vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Hochschulen, die am Campus wirken werden. Und auf die Begegnungen: „Unser Konzept lebt stark von den Wo-ich-dich-grad-treffe-Momenten.“ Und Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube, der seine Frau Cornelia Poletto (wird für das kulinarische Konzept mit verantwortlich sein) begleitete, freute sich auf eine gute Location für Hauptversammlungen in Düsseldorf und schimpfte ein wenig über den seines Erachtens negativen Blick der Medien auf verschiedene Themen. Dass es dabei zwischenzeitlich hitzig zuging, mag am Wetter gelegen haben, aber spannende Debatten wünscht man sich schließlich von diesem Campus.

Das Bauprojekt direkt neben dem Flughafen-Fernbahnhof soll die höchsten Energiestandards erfüllen. Vermietet werden dort insgesamt mehr als 80 000 Quadratmeter Flächen an Start-ups, Firmen, Verbände und wissenschaftliche Einrichtungen, die sich mit der Energiewende befassen.

Zu den Besonderheiten des Campus gehört die Einbindung des benachbarten Baggersees in die Klimatisierung: Im Sommer soll das Wasser genutzt werden, um die Räume zu kühlen, im Winter wird es mithilfe einer Wärmepumpe zum Heizen genutzt. Ins Glasdach des Gebäudes eingesetzte Solarmodule liefern dazu Strom; zudem werden Bioreaktoren mit Algen am Gebäude Kohlendioxid binden und Sauerstoff und Wärme produzieren. Und, wie Stadtwerke-Chef Julien Mounier versicherte: Wenn dieses System einmal ausfällt, steht auch ein Anschluss ans Fernwärme-Netz zur Verfügung.