Neues Angebot des Hetjens in Düsseldorf Töpfern lernen im Keramikmuseum
Düsseldorf · Eröffnet wird die neue Werkstatt am 7. Dezember mit einem Tag der offenen Tür. Ob Vase oder Tasse, erlaubt ist, was gefällt.
Gekonnt formt die Keramikkünstlerin Naomi Akimoto mit ihren Händen aus einem unförmigen Tonklumpen ein kleines Gefäß. Dabei sitzt sie vor einer Drehscheibe, die sie mit dem Fuß in Gang hält. Die in Osaka geborene Bildhauerin und Malerin weiht mit ihrer Vorführung die neue Töpferwerkstatt des Hetjens Museum in der Citadellstraße 3 ein, die am 7. Dezember der Öffentlichkeit mit einem Tag der offenen Tür übergeben wird.
Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee, die Töpferwerkstatt aus dem Museum auszulagern, Realität wurde. Direkt gegenüber im Eckhaus der Citadellstraße hat sie eine neue Bleibe gefunden. Der frei werdende Platz im Museum soll bis 2026 zu einem Café mit barrierefreiem Zugang über den Kastanienhof umgebaut werden.
Der Museumsgründer Laurenz Hetjens ist in der Citadellstraße aufgewachsen, genauer im Haus Nummer 21. Zeitlebens war er der Keramikkunst als einem der ältesten Handwerke sehr zugetan. „Damit schlagen wir den räumlichen Bogen zwischen Museum und Geburtsort“, freut sich die Direktorin Daniela Antonin.
In Naomi Akimotos Heimat Japan hat die Keramikkunst eine lange Tradition und einen besonderen Stellenwert in den verschiedenen Kunstgattungen. Zur Eröffnung der neuen Töpferwerkstatt steht dieses ebenso kreative wie traditionelle Handwerk im Mittelpunkt, mit dem viele im Werkunterricht an Schulen vielleicht zum ersten Mal überhaupt in Berührung kommen. Der Umgang mit Tonerde, die in Verbindung mit Wasser auf einer Drehscheibe durch die Arbeit mit den Händen in Form gebracht wird, ist eine sehr sinnliche Erfahrung. Der Kreativität ist dabei keine Grenze gesetzt. Ob schmale Vase oder bauchige Tasse und flache Schale, erlaubt ist, was gefällt. Nach dem Trocknen, das mehrere Tage dauern kann, werden die Unikate gebrannt und glasiert.
Lange hatte das Team um Museumsdirektorin Daniela Antonin gemeinsam mit dem Gebäudemanagement des Kulturamtes nach den passenden Räumlichkeiten für den Umzug der Töpferwerkstatt gesucht. Als die endlich gleich gegenüber des Deutschen Keramikmuseums in der Citadellstraße 3 gefunden waren, ging es in eine monatelange Planungs- und Umbauphase. Die Finanzierung übernahmen der Freundeskreis des Museums, großzügige Spender und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) mit einer regionalen Kulturförderung.
Für die Reparaturen werden Goldlack und Staub verwendet
Erleichtert sieht die Museumschefin nun dem 7. Dezember entgegen, wenn das Kreativangebot mit modernster Ausstattung dem Publikum übergeben wird. Denn es soll dort tatsächlich gewerkelt werden. Geplant sind Kurse und Workshops. Anmeldungen sind ab sofort unter: www.hetjens-werkstatt@duesseldorf.de möglich.
Naomi Akimoto wird am Samstag live töpfern. Außerdem können Besucher die japanische Restaurierungstechnik Kintsugi mit der Keramikkünstlerin Masami Takeuchi kennenlernen. Ihre Kollegin Serife Durgu führt die traditionelle Iznik-Maltechnik vor, die dazu verwendet wird, Keramik zu verzieren. Kintsugi bedeutet übersetzt „goldene Tischlerei“, obgleich es sich dabei weniger um Holz, als um die kunstvolle Reparatur zerbrochener Teller, Tassen oder anderer Dinge aus Keramik handelt. Dafür werden Goldlack und Staub verwendet. Zwar wird oft von der „japanischen Goldreparatur“ gesprochen, doch wird für dieses uralte Handwerk auch Silber und Platin verwendet. Der Legende nach soll der japanische Militärherrscher Ashikaga Yoshimasa im 15. Jahrhundert zerbrochene Teetassen zur Reparatur nach China gesendet haben. Vom Ergebnis war er jedoch so enttäuscht, dass er örtliche Handwerker bat, eine ansprechendere Methode zu finden. Die schlugen dem Herrscher vor, die Risse in den Schalen nicht zu kaschieren, sondern vielmehr zu betonen. Damit war die Grundlage für Kintsugi gelegt.
Das in Westanatolien gelegene Städtchen Iznik ist bekannt für seine Fliesen, die dort seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hergestellt werden, und von Handwerkern ebenso wie die von dort stammende Steingutkeramik aufwendig dekoriert werden.