Ehemaliger „Amalfi“-Chef Ein Profi kocht ehrenamtlich im Zentrum plus in Düsseldorf
Düsseldorf · Pasqualino Palmieri bewirtete schon das Fußball-Nationalteam. Jetzt kocht er ehrenamtlich – Grund ist auch ein Vulkanausbruch.
Pasqualino Palmieri, den viele nur unter seinem Spitznamen Lino kennen, kann nicht anders: Er muss kochen. Dabei ist es ihm fast egal, wer seine Köstlichkeiten genießt. Der 76-Jährige hat schon für, Helmut Schmidt, Loriot, Thomas Gottschalk, Boris Becker, Claudia Schiffer, Peter Maffay, Peter Ustinov, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, Boris Jelzin, Francoise Mitterand, Johannes Rau und viele weitere Prominente gekocht. Mehr als 40 Jahre führte er den Gourmet-Tempel „Amalfi“ und machte ihn zu einem der angesagtesten „Italiener“ in der Gastroszene. Jetzt steht der Mann aus Süditalien, in der kleinen Küche des Zentrums plus an der Blumenthalstraße in Derendorf. Dort kocht er nicht für VIPs, sondern zum Beispiel für Peter und Natascha.
Die beiden Düsseldorfer wohnen in der Gegend und kommen jeden Dienstag um 12.30 Uhr ins Zentrum plus, aber nicht nur, um sich vom Profi nach allen Regeln der italienischen Kochkunst verwöhnen zu lassen. „Mitessen darf nur, wer auch mit gekocht hat“, sagt Palmieri lächelnd. Selbstverständlich greift der Spitzenkoch auf den reichhaltigen Küchenschatz der 21 italienischen Regionen zurück, wenn er ehrenamtlich für die Gruppe zur Tat schreitet.
Neben Peter und Natascha kommen meist sechs bis acht weitere Menschen, die über 60 Jahre alt sind, in die Zentrumsküche. „Mit diesem Angebot wenden wir uns an Menschen über 55 Jahre“, erklärt Kristina Binder, Leiterin des Zentrums plus in Derendorf. „Rentnern und diejenigen, die kurz davor stehen, in Rente zu gehen, bieten wir die Gelegenheit, durch das gemeinsame Kochen neue Leute kennenzulernen, Freundschaften zu schließen und auch noch etwas zu lernen.“
Palmieri gibt seine Rezepte freimütig weiter und verrät jede Menge Tipps und Tricks, aus mehr als 60 Jahren Küchenerfahrung. „Ich nehme immer Rezepte mit, um sie zu Hause nachzukochen“, sagt Peter. „Und ich habe auch gelernt, wie man Tomaten oder Zwiebeln richtig schneidet.“ Und auch den Tipp, dass man Knoblauch nie pressen, sondern immer schneiden soll, hat der 65-Jährige mitgenommen.
Peter ist seit Anfang Januar bei den Palmieri-Schülern dabei. Allerdings gibt es die Kochgruppe schon seit Oktober 2023. „Ich hatte Probleme mit einer Versicherung, weil ich telefonisch immer nur automatisierte und damit nicht zufriedenstellende Antworten erhielt. Beim Zentrum plus hat man mir direkt geholfen und in dem Gespräch auch von der Kochgruppe erzählt“, erklärt Peter. „Seitdem bin ich jedes Mal dabei und es hat jedes Mal sehr gut geschmeckt.“
Dass Palmieri an der Blumenthalstraße aktiv geworden ist, ist seiner Dankbarkeit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) gegenüber zu verdanken. Dieses betreibt das Zentrum plus. Zwar hatte der Kult-Koch im Jahr 2017 das „Amalfi“ für immer abgeschlossen, blieb aber weiterhin als Profikoch aktiv. So war er als Gastkoch auf Borkum tätig, gab sein Wissen in Kursen für Profi-Köche weiter und eröffnete auf der Kanaren-Insel La Palma ein Restaurant. „Und dann ist der Vulkan auf La Palma explodiert und die Lava kam fast bis auf die Restaurant-Terrasse. In dieser katastrophalen Lage hat das DRK unfassbar toll geholfen“, so der Koch. „Wir waren acht Monate evakuiert und das DRK hat uns die ganze Zeit über sehr gut behandelt. Jetzt, wo ich in Düsseldorf zurück bin, möchte ich davon etwas zurückgeben.“
Das klappt bestens, denn Palmieri kocht ohne Geld dafür zu verlangen. Er stellt die Rezepte zusammen und gibt die Einkaufsliste ans Zentrum plus weiter. „Wenn sie eine oder mehrere Zutaten nicht bekommen, dann bringe ich es mit“, so Palmieri. „Mir macht es richtig Spaß, mit der Gruppe zusammen zu kochen, sonst würde ich es auch nicht machen.“
Spaß und auch das außergewöhnlich gute Essen sind zwei Gründe, warum Peter, Natascha und die anderen immer dabei sind. Palmieri hat sich mal wieder eine treue Anhängerschaft erkocht. „Der Termin ist zum Fixpunkt meiner Woche geworden. Ich achte darauf, dass dienstags um 12.30 Uhr nichts anderes bei mir anliegt“, erklärt Natascha, die seit Oktober 2023 dabei ist. „Am Anfang waren mir die Menschen alle fremd, jetzt habe ich viele weitere persönliche Kontakte in meinem Leben“, sagt sie.