Lesung und Live-Coaching im Zakk Wie man es schafft, die eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu äußern

Düsseldorf · Casy M. Dinsing ist psychologische Beraterin, Autorin und Youtuberin. Im Zakk liest sie aus ihrem ersten Buch und gibt dem Publikum viele Tipps.

Wer kennt es nicht: Man ist in einer Beziehung und eigentlich glücklich, wäre da nicht die besitzergreifende Mutter, das Date, das zu allem ja sagt, obwohl die Person gerne einen Gegenvorschlag machen möchte, oder der Mann, der nicht auf Diskussionen eingeht, weil die Frau einen Monolog hält. Casy M. Dinsing kennt diese Probleme aus ihrer Arbeit als psychologische Beraterin und Coach zur Genüge. Im Zakk liest sie aus ihrem ersten Buch „Warum bist du nicht, wie ich dich gerne hätte? Wie die Liebe den Beziehungsalltag überlebt“, das sich typischen Beziehungsfragen widmet.

Im Buch schildert sie den Fall der 60-jährigen Cordula. Diese hat Schwierigkeiten, ihrer 80-jährigen Mutter mitzuteilen, dass sie deren Wunsch, sie täglich um 8.30 Uhr anzurufen, nicht mehr nachkommen will. Doch anstatt dies ihrer Mutter genau so zu sagen, stehe Cordula jeden Morgen, selbst im Urlaub, für das Telefonat parat. Dinsing rät Cordula, die beispielhaft für eine ihrer Klientinnen steht, für ihre Bedürfnisse einzustehen und sich abzugrenzen. Ein weiteres Kapitel erzählt von Natalie, die sich nicht traut, ihrem Date zu sagen, dass sie statt zum Griechen viel lieber zum Italiener essen gehen will. Dinsing skizziert Natalies Gedanken: Sie wolle nicht „schwierig“ sein, denn sie habe Angst vor Ablehnung. Sie erklärt: „Die Angst trennt uns von uns selbst und von unseren Bedürfnissen.“ Es sei nicht grundsätzlich schlecht, mal dem anderen die Entscheidung zu überlassen, doch die Dosis mache das Gift. Bei Natalie sei der Antreiber, „es allen Recht zu machen“, vorherrschend. Sie müsse üben, nein zu sagen. Dinsing stellt Kapitel für Kapitel einen Fall vor, benennt das Problem, gibt Ratschläge.

Manch einer blickt sie direkt an, andere stützen gedankenversunken ihren Kopf auf die Arme, als würden sie ihre Beziehung mit dem Gesagten vergleichen, andere machen sich Notizen. Von rund 40 Gästen sind circa 98 Prozent weiblich. Die jüngsten Zuhörer sind Anfang 20, die ältesten an die 70 Jahre alt.

Beim anschließenden Live-Coaching stellt das Publikum viele persönliche Fragen. Ein junger Mann, Anfang 20, erzählt, dass er nie eine Beziehung hatte und nun eine Angst und Torschusspanik spüre. Dinsing hört konzentriert zu, macht sich Notizen, hakt nach und fragt, „mit welchem Recht behauptet deine Angst, dass du nie eine Beziehung kriegen wirst“. Dann rät sie ihm, über die Art von Beziehungen nachzudenken, die ihm vorgelebt wurden, und über die eigene Angst, „nach Beweisen zu fragen“. Der junge Mann scheint zufrieden mit seinem kurzen Coaching zu sein.