Seit 1963 auf den Bühnen des Karnevals Der älteste Büttenredner in Düsseldorf
Düsseldorf · Vor mehr als 60 Jahren stand Manfred Klostermann zum ersten Mal auf einer Karnevalsbühne. Auch mit Ende 80 ist für ihn noch nicht Schluss.
Als Manfred Klostermann zum ersten Mal als Büttenredner auf einer Bühne stand, waren viele der heutigen Akteure im Karneval noch gar nicht geboren. Der damals 26-Jährige feierte sein Debüt 1963. Aufhören war für ihn in den vergangenen 60 Jahren keine Option, immer wieder „kribbelte“ es. Zum Gespräch kommt er leger gekleidet, von Karneval erst einmal keine Spur – bis Klostermann einen roten Hut und zwei große Orden aus seiner Tasche nimmt.
Im November feierte er seinen 87. Geburtstag. Am 10.11., um genau zu sein. „Die Nähe zum Karneval wurde mir quasi in die Wiege gelegt.“ Doch obwohl er fast am gleichen Tag wie der Hoppeditz das Licht der Welt erblickte, hat Klostermann mit dem Straßenkarneval kaum etwas zu tun. Dem Sitzungskarneval aber ist er seit vielen Jahrzehnten treu. „Meine Vorfahren mütterlicherseits kamen alle aus dem Karneval – zwar aus Köln, aber immerhin.“
Für den gebürtigen Düsseldorfer, der seine Heimat nie verließ, war aber klar, dass er vorrangig auf den Bühnen der Stadt stehen wollte. Er bewarb sich mit einer Rede beim Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), allerdings erfolglos. An den Sitzungen der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend (Kakaju) hatte Klostermann Spaß gefunden. 1963 stand er schließlich zum ersten Mal dort als Redner auf der Bühne.
Mit Lampenfieber hatte der damals 26-Jährige stark zu kämpfen – auch heute ist die Nervosität immer vor seinen Auftritten präsent. „Sobald ich am Mikrofon stand und gesprochen habe, war das Lampenfieber immer weg. Ich war aber auch immer froh, dass es vorher da war“, sagt er. In dieser Zeit gehörten jede Woche rund fünf Auftritte als Büttenredner dazu, bis Klostermann 1980 aus gesundheitlichen Gründen für eine längere Zeit aufhören musste.
Nach Ende der Session startet die Vorbereitung der nächsten Figur
Losgelassen haben Klostermann die Auftritte und der Karneval aber nicht. Einige Jahre später stand er wieder auf der Bühne und tut es auch heute mit 87 Jahren noch. Das sei allerdings nur noch im geringeren Maße möglich, da reiche ein Auftritt pro Wochenende.
In den vergangenen 60 Jahren, in denen Klostermann dem Sitzungskarneval treu geblieben ist, hätten sich die Art der Sitzungen und das Programm stark geändert. „Ich bedauere, dass es nur noch sehr wenige Büttenredner gibt. Der Großteil des Programms sind heute Musik- oder Tanzgruppen.“ Die Erwartungshaltung an ein Unterhaltungsprogramm sei größer geworden, das Programm und das Publikum habe sich gewandelt. Dass solche Programmpunkte weiterhin dabei sind, hält der Büttenredner für sehr wichtig: „Ich glaube, gerade in der heutigen Zeit, ist Humor sehr wichtig. Bei einem guten Redner vergessen die Leute mal alles andere, das sie gerade beschäftigt.“
Während heute bei vielen Auftritten ein Witz an den nächsten gereiht sei, stelle Klostermann in seinen Reden eine ganze Type dar. Zuletzt war das „De dröje Pitter“. Sobald eine Session endet, geht die Vorbereitung für die nächste Figur los. Ein Jahr lang sammelt Klostermann Ideen, um dann eine Session lang seine zwölfminütige Büttenrede vorzutragen. Von Anfang an war ihm wichtig, die Reden auswendig vorzutragen. Schwergefallen sei ihm das zum Glück nie. „Lernen kann man das nicht – entweder es liegt einem oder nicht.“
Auf die gemeinsame Zeit mit seinen Büttenredner-Kollegen bei der Kakaju blickt Klostermann gerne zurück. „Eine Zeit lang waren wir zehn Redner. Da haben wir auch privat viel zusammen erlebt.“ Er erinnert sich beispielsweise gerne an eine Reise nach Mallorca in den 1970er-Jahren zurück, bei der sie dort in einem Hotel als Redner aufgetreten sind.
Heute tritt er nicht mehr nur im Karneval auf, sondern manchmal auch im Sommerbrauchtum. Der beliebte Seniorennachmittag im Schützenzelt ist ein Termin, auf den er sich seit zehn Jahren immer wieder freut. Dort steht er mit den gleichen Rollen auf der Bühne, wie auch im Karneval. In diesem Jahr sei sein Auftritt wieder so gut angekommen, dass er sofort für dieses Jahr gefragt wurde. „So weit im Voraus will ich aber nicht planen. Ich bin schließlich nicht mehr der Jüngste.“