Bemerkenswerter Abend mit Schauspiel-Größe Ein „Feier-Abend“ für Tabubrecher

Düsseldorf · Moritz Führmann ist in diesem Jahr Verbündeter des EVK-Hospizes. Mit einer Lesung beim Sommerfest für die haupt- und ehrenamtlichen Sterbebegleiter zollte er ihnen Respekt für ihre Arbeit.

Im Bachsaal der Johanneskirche las Schauspieler Moritz Führmann für die Haupt- und Ehrenamtlichen des EVK-Hospizes aus „Tristan“ von Thomas Mann.

Im Bachsaal der Johanneskirche las Schauspieler Moritz Führmann für die Haupt- und Ehrenamtlichen des EVK-Hospizes aus „Tristan“ von Thomas Mann.

Foto: Döring, Olaf (od)

Moritz Führmann hat sich mit dem Hospiz des Evangelischen Krankenhauses (EVK) verbündet. Verbündete heißen die prominenten Unterstützer der Hospizarbeit des Hauses, und da ist Führmann als einer der derzeit besten deutschen Schauspieler eine gute Wahl.

„Ich habe mir das Hospiz angesehen“, sagte er sichtlich beeindruckt. „Die Leiterin hat mir so viel Unfassbares über das Leben dort und die Abschiede erzählt. Es gibt so unheimlich viele Aspekte, die man bei der Arbeit in einem Hospiz beachten muss. Ich habe riesengroßen Respekt vor dem, was die Ehrenamtlichen dort tagtäglich leisten.“ Beim Sommerfest für die Haupt- und Ehrenamtlichen des EVK-Hospizes zeigte er das, unterstützt von Pianist Christian von Gehren und Sopranistin Theresa Klose mit einer Lesung, die auch einen Einblick in seine schauspielerischen Fähigkeiten gewährte.

Ausgewählt hatte Führmann mit „Tristan“ einen Text von Thomas Mann aus dem Jahr 1901. „Es war klar, dass ich an so einem Abend keine Sketche vortragen kann. Der Text sollte schon literarischen Anspruch haben“, so der Schauspieler. „Ich liebe die leichte Ironie Manns, den humorvollen Blick auf die Welt. Dieser Text ist eine Einladung, sich mit dem Leben und dem Tod zu befassen. Eben wie man es auch in einem Hospiz macht.“ Mit der Idee zur Lesung war er anfangs nicht auf Begeisterung gestoßen. EVK-Hospizleiterin Barbara Krug hatte Bedenken, dass es zu schwermütig sein könne, wie sie bekannte. „Doch Moritz hat mich eines besseren belehrt.“ Und der kitzelte deutlich mehr die humorvolle, ironisch-lächelnde Seite aus Manns eloquenten Wortgebilden hervor.

Wie der Schauspieler allein durch ein wenig Stimmveränderung, mit hoher charakterlicher Intensität und zurückhaltender Gestik und Mimik die verschiedenen Protagonisten zum Leben erweckte, war ein Genuss.
Das alles wurde von von Gehren eindrucksvoll durch virtuoses Spiel am Flügel akzentuiert und unterstützt. Und immer dann, wenn Theresa Klose ihren glockenhellen und glockenklaren Sopran als Kontrapunkt des Mann-Rahmens erklingen ließ, war ein kongenialer Dreiklang für Augen, Ohr und Seele perfekt.

Besonders stimmig war die Zusammenarbeit des ungewöhnlichen Trios, weil vor allem Thomas Manns Zeitgenossen Debussy, Hugo Wolf, Alma Mahler und Richard Wagner zu Gehör gebracht wurden. So waren es drei kulturelle Events vereint in einem. Langanhaltender Applaus der ehren- und hauptamtlichen EVK-Hospiz-Mitarbeiter und ein „tausendfaches Danke“ von Barbara Krug waren der wohlverdiente Lohn für die Künstler auf der Bühne.

„Es ging mir darum, mal ein Licht auf die Hospizarbeit zu werfen“, sagte Führmann. „Und es hat auch mich dazu gebracht, weiterzudenken und das Thema Sterben zu enttabuisieren.“ Sowieso meint der Schauspieler, der 2013 und 2016 mit dem Publikumspreis „Gustaf“ der Freunde des Düsseldorfer Schauspielhauses als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, dass man in der Gesellschaft viel öfter über alles, was mit dem endgültigen Abschied aus dieser Welt zu tun hat, reden und informieren sollte. „Wenn ich mir anschaue, was es alleine für ein bürokratischer Akt ist, unter die Erde zu kommen“, meint Führmann. „Da kann man noch zu Lebzeiten vieles regeln.“

Die Hauptamtlichen am EVK planen weitere Projekte

Einiges zu regeln haben auch noch die Hauptamtlichen am EVK: „Wir haben Ziele für die Zukunft“, verriet Krug. Was das konkret bedeutet, führte er folgendermaßen aus: „Wir wollen in Kooperation mit Streetworkern Angebote für Obdachlose schaffen. Wir wollen unsere ‚Letzte Hilfe Kurse‘ ausbauen, um Unsicherheiten im Umgang mit unserem Thema abzubauen.Und wir möchten die hospizlich-palliative Arbeit in den Pflegeheimen durch Beratung und Schulung der Mitarbeiter verbessern.“

Zu einem solchen „Letzte Hilfe Kurs“ bei Barbara Krug hat sich der Schauspieler Moritz Führmann übrigens schon angemeldet.