Sicherheit in Düsseldorf „Das Bahnhofsumfeld ist jetzt unsere Priorität“

Düsseldorf · Es ist das Problemkind Düsseldorfs: das Viertel rund um den Bahnhof, inklusive Worringer Platz. Stadt und Polizei starten ein Sicherheitsprojekt.

 Immer wieder macht die Polizei größere Kontrollaktionen am Worringer Platz. Reine Ordnungsmaßnahmen reichen aber nicht aus.

Immer wieder macht die Polizei größere Kontrollaktionen am Worringer Platz. Reine Ordnungsmaßnahmen reichen aber nicht aus.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Das Viertel um den Hauptbahnhof, zu dem auch der Worringer Platz gehört, soll sicherer werden. Dafür haben die Stadt Düsseldorf, das Polizeipräsidium und die Bundespolizei eine neues Projekt unter dem Namen „Sicherheit im Bahnhofsumfeld“, kurz Sibu, gestartet. Am Dienstag unterzeichneten die Vertreter die Kooperationsvereinbarung, die bis zum Jahr 2028 andauert. „Das ist keine Problemlage, die man innerhalb von sechs Wochen in den Griff bekommt“, sagt Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). „Wir brauchen Geduld.“

Der Worringer Platz und das gesamte Bahnhofsumfeld gelten seit jeher als Treffpunkt für Obdachlose und Drogenabhängige. Streetworker drängen seit langer Zeit auf mehr Platz für die Menschen, die sich dort aufhalten. In den vergangenen Monaten haben sich die Zustände stark verschlechtert, unter anderem durch den Konsum von Crack, der die Abhängigen aggressiv macht. Anwohner berichten, dass sie sich nicht mehr sicher fühlen.

„Wir stecken nun mehr Kraft und Ressourcen in das Thema“, sagt der Oberbürgermeister. „Das Bahnhofsumfeld ist jetzt unsere Priorität Nummer eins.“ Finanzielle Aspekte seien bei der Umsetzung zweitrangig, hieß es aus dem Rathaus. „Die Probleme im öffentlichen Raum, insbesondere für die Anwohnenden, müssen zeitnah gelöst werden.“

Das Projekt soll alle Maßnahmen bündeln, die die Polizeien, das Ordnungsamt und die Träger der Sucht- und Wohnungslosenhilfe bereits angestoßen haben. Zudem sollen neue Lösungen entwickelt werden. Reine Ordnungsmaßnahmen reichen nicht, sagt Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Man müsse weg davon, alle Fälle einzeln zu bearbeiten und hin zu einer „ganzheitlichen Betrachtung der Problematik“, sagt Helge Scharfscheer von der Bundespolizei.

Die Projektleitung liegt bei Michael Hüttermann und Mejrem Imer von der Stadtverwaltung. Sie haben bereits Gespräche mit Anliegern geführt. Welche Schritte konkret folgen werden, ist aber noch nicht klar. Derzeit befinde sich das Projekt noch in der Analysephase, heißt es. „Wir wollen entscheidungsfreudig sein“, sagt Ordnungsdezernent Christian Zaum. Dazu gehöre auch das Trial-and-Error-Prinzip, also Versuche der Problemlösung, die auch Fehlschläge in Kauf nehmen.

Deutliche Steigerung der Kriminalität in der Stadtmitte

Es ist nicht das erste Mal, dass Düsseldorf ein solches Sicherheitsprojekt ausruft. Das Projekt „Sicherheit in der Innenstadt“ sei ein Kraftakt gewesen, wie es ihn zuvor in Düsseldorf noch nicht gegeben habe, sagt Keller. Maßnahmen wie ein Waffenverbot, bessere Beleuchtung und Streetwork hätten gewirkt und dafür gesorgt, dass sich die Sicherheit in der Altstadt und am Rheinufer verbessert habe. Die Zahl der Straftaten in dem Viertel ist gesunken. Eine gegenteilige Entwicklung gab es in der Stadtmitte. Dort sei eine deutliche Steigerung der Kriminalität zu beobachten, heißt es von der Polizei. Am Hauptbahnhof etwa registriert die Bundespolizei einen starken Anstieg an Gewalttaten. Am Worringer Platz kommt es immer wieder zu Drogenkriminalität.

Allerdings sei die Lage im Bahnhofsumfeld komplexer als in der Altstadt, sagen die Experten. In dem Partyviertel etwa hatte die Polizei analysiert, dass 75 Prozent der Störer gar nicht aus Düsseldorf kamen, sagt Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte. Dann könne man mit Platzverweisen arbeiten. Ein Mittel, das im Bahnhofsumfeld nicht ausreiche. Sauberkeit und Aufenthaltsqualität müssten sich verbessern, sagt der Oberbürgermeister, vor allem brauche es soziale und gesundheitliche Angebote für die Obdachlosen und Drogenabhängigen.

Den Anwohnern und Geschäftstreibenden am Worringer Platz geht das noch immer zu langsam. „Alle haben gute Ideen für den Worringer Platz. Die Frage ist, wie schnell die umgesetzt werden“, sagt Christian Tilg von einer Bürgerinitiative. Die Anwohner wünschen sich eine Videoüberwachung am Bahnhofsvorplatz, am Worringer Platz und am Mintropplatz. Zudem bessere Beleuchtung und mehr Sauberkeit. Sie hoffen zwar, dass das Projekt etwas bewegt, sagt Tilg. „Trotzdem fragen wir uns, warum nach all den Konferenzen und runden Tischen noch nichts geschehen ist“, sagt er und drängt auf ein schnelleres Handeln.