Unter dem Motto „Umverteilen statt Milliardenoper?“ Ökonomen und Bürger diskutieren über Opern-Neubau

Düsseldorf · Die Linke hatte eine Runde organisiert, bei der die Düsseldorfer mitdiskutieren konnten. Armutsforscher Christoph Butterwegge und Ökonom Maurice Höfgen waren dabei.

Unter dem Motto „Umverteilen statt Milliardenoper?“ diskutierten Christoph Butterwegge (v. l.), Moderatorin Cornelia Benninghoven, Friederike Habermann, Heike Herold und Maurice Höfgen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Kaum ein Thema polarisiert in Düsseldorf aktuell so, wie der Neubau der Oper. Geplant ist der auf dem Grundstück des ehemaligen Kaufhofs am Wehrhahn. Im Gegensatz zu CDU, SPD, Grünen und FDP hatte sich die Linke bereits klar gegen den Neubau ausgesprochen. Unter dem Motto „Umverteilen statt Milliardenoper?“ veranstaltete die Partei nun eine Diskussionsrunde, bei der sich die Düsseldorfer auf Augenhöhe in die Debatte einbringen sollten. Rund 200 Zuhörer waren dafür am Samstag ins Zakk gekommen.

Gemeinsam mit Armutsforscher Christoph Butterwegge, Ökonom Maurice Höfgen, Friederike Habermann (Volkswirtin und Historikerin) und Heike Herold (Geschäftsführerin LAG Soziokultureller Zentren NRW) wurde das Thema besprochen. Gleich zu Beginn machte Sigrid Lehmann, Ratsmitglied der Linken, darauf aufmerksam, dass die Fraktion nicht gegen eine Oper, aber für Verteilungsgerechtigkeit und Vielfalt sei. Die Gelder seien endlich und es gebe keine Vielfalt, wenn das Geld nur in eine Kulturstätte investiert werde.

Das Kernthema sei, warum Schulden für die Oper gemacht werden könnten, aber nicht für den sozialen Wohnungsbau oder Brückensanierungen, fasste Ökonom Maurice Höfgen zusammen. „Es nervt die Leute, dass für Vorschläge der breiteren Mehrheit kein Geld da ist, aber für die Oper schon.“ Dass die Menschen merken, dass es an anderen Stellen für sie nicht laufe, sorge für Unzufriedenheit. „Sie fragen sich dann: Warum dafür, aber nicht für mich?“

Gerade die steigenden Mieten und der nicht bezahlbare Wohnraum seien Themen, die viele beschäftigen. „Wenn man seine Miete nicht mehr bezahlen kann, ist es schwer, zu verstehen, wieso eine Stadt wie Düsseldorf Geld für die Bedürfnisse von materiell bessergestellten Menschen ausgibt“, fasste auch Armutsforscher Christoph Butterwegge zusammen.

1

Das Besondere an der Runde war, dass zwei Stühle frei blieben, auf die sich im Verlauf der Diskussion wechselnde Zuhörer setzen konnten. So sollten die Themen, die die Düsseldorfer beschäftigen, auf Augenhöhe diskutiert werden. Dazu gehörte auch, Kulturangebote für alle kostenlos zugänglich zu machen. Und zwar ohne die Scham, wenn man nicht so schick gekleidet in die Oper geht. Das zu erreichen, würde die Gesellschaft wieder mehr zusammenbringen, sagte ein Düsseldorfer.

Für Häuser, die auf die Eintritte angewiesen sind, stelle dieser Ansatz jedoch ein Problem dar, entgegnete Heike Herold. Für diesen Ansatz müssten alle Einrichtungen bei der Förderung gleich behandelt werden. Der freie Zugang zu Kulturhäusern könnte nur über Steuergerechtigkeit erreicht werden, ergänzte Butterwegge.

Ein weiterer Düsseldorfer kritisierte die Ressourcenverschwendung, die durch den Neubau am Standort Wehrhahn entstehe. Stattdessen solle das dortige Kaufhaus umgebaut und für die Oper umstrukturiert werden. Ein anderer Zuhörer ergänzte, dass die Oper nicht nur für alle Bereiche zugänglich, sondern auch interessant gestaltet werden müsse.

Die Linke-Ratsfraktion hatte sich bereits dafür starkgemacht, dass die Bürger der Stadt mit einem Bürgerentscheid über das Milliarden-Großprojekt entscheiden sollen. Inhaltlich soll es um die Frage gehen, ob es einen Neubau geben soll oder nicht. Abgestimmt werden würde am Tag der Kommunalwahl am 14. September. Der Erfolg dieses Antrags scheint aber unwahrscheinlich, denn zwei Drittel der Ratsmitglieder müssten zustimmen.

(anbu)