Auf dem Weg zur Klimaneutralität Stadt startet Fernwärme-Projekt in Düsseldorf
Düsseldorf · Düsseldorfs Wärmeversorgung muss klimaneutral werden. Wie das schnell gelingen kann, hängt davon ab, ob sich Hauseigentümer entscheiden, auf Fernwärme umzusteigen.
Damit die Umwelt weniger belastet wird, soll die Wärmeversorgung zukünftig klimaneutral werden. Die Stadt und die Stadtwerke Düsseldorf haben zum Erreichen dieses Ziels unter anderem eine Fernwärme-Offensive gestartet. Bislang ist das Fernwärmenetz in der Landeshauptstadt rund 280 Kilometer lang. Es gibt derzeit mehr als 7000 Anschlusspunkte. Um den Ausbau weiter voranzutreiben, startet im kommenden Jahr ein sogenanntes Reallabor an der Jahnstraße in Friedrichstadt.
Als Testraum ausgewählt wurde ein Straßenabschnitt zwischen den Hausnummern 88 und 119. Dort ist bereits eine Fernwärmeleitung verlegt – bislang ist an diese allerdings nur ein Gebäude angeschlossen. Eine ebenfalls vorhandene Gasleitung ist sanierungsbedürftig. Ziel ist es nun, eine Vollerschließung aller Gebäude auf dem Abschnitt mit Fernwärme zu erreichen. Daraus möchte die Stadt „wertvolle Rückschlüsse“ für den Ausbau der Fernwärme und die Kommunale Wärmeplanung ziehen, teilte die Verwaltung zuletzt in einer Vorlage mit. Diese sahen die Mitglieder des Umweltausschusses ein.
Hauseigentümer an Jahnstraße sollen überzeugt werden
Erkenntnisse sollen unter anderem darüber gewonnen werden, unter welchen Bedingungen sich Hauseigentümer dazu entscheiden, frühzeitig auf Fernwärme umzusteigen. Im Reallabor arbeitet die Stadt mit den Stadtwerken sowie mit Bezirksschornsteinfegern und der Innung Sanitär Heizung Klima Düsseldorf zusammen. Mitarbeiter aus letzteren Bereichen sollen im Laufe des kommenden Jahres gezielt auf die Eigentümer an der Jahnstraße zugehen und sie von den Fernwärme-Vorteilen überzeugen. Planmäßig werden dann 2026 die Anschlüsse verlegt, darunter möglicherweise Blindanschlüsse. Diese würden auch einen nachträglichen Umstieg möglich machen.
Entscheiden sich Eigentümer für die Fernwärme, erhalten sie eine Prämie – zusätzlich zu der schon ohnehin vorhandenen Förderung durch das Programm „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf“. Die Austauschprämie beträgt pauschal 2000 Euro je Gasetagenheizung, 6000 Euro je Zentralheizung bis 40 Kilowatt und 8000 Euro je Zentralheizung größer 40 Kilowatt. Die Stadt will außerdem prüfen, ob dann nicht mehr genutzte, alte Heizungen weiterverwendet werden können. Dazu stehe die Verwaltung im Austausch mit der ukrainischen Partnerstadt Czernowitz.
Insgesamt sind für das Projekt 500 000 Euro eingeplant. Die Finanzierung soll über den Klimaschutzetat erfolgen. Im Anschluss an das Reallabor Fernwärme Jahnstraße ist die Umsetzung eines vergleichbaren Wärmepumpenprojekts auf Düsseldorfer Stadtgebiet angedacht.
Nötig wird eine „Wärmewende“, weil deutschlandweit das Heizen einen hohen Energieverbrauch und schädlichen CO2-Ausstoß verursacht. In Düsseldorf entfallen 56 Prozent des Energieverbrauchs auf die Wärmeversorgung, bei den privaten Haushalten sogar 81 Prozent. Die Bundesregierung hat mittlerweile Städte und Gemeinden dazu verpflichtet, einen Wärmeplan zur erstellen. Dieser soll aufzeigen, wie eine klimaneutrale Wärmeversorgung gelingen kann. Diese Kommunale Wärmeplanung soll für Großstädte wie Düsseldorf bis spätestens Ende Juni 2026 vorliegen.
„Die Fernwärme spielt eine entscheidende Rolle für das Gelingen der Wärmewende“, betont eine Sprecherin der Stadtwerke Düsseldorf. Zwar wird die Fernwärme bei den Stadtwerken heute noch zu einem großen Teil aus nicht erneuerbarer Energie gespeist, nur zu rund 20 Prozent ist das anders. Der Anteil soll in Zukunft aber immer weiter wachsen.
Aktuell werden in Düsseldorf 25 Prozent des Wärmebedarfs durch Fernwärme gedeckt. Beim Ausbau des Fernwärmenetzes planen die Stadtwerke nicht in der Anzahl von Hausanschlüssen, sondern in sogenannter Anschlussleistung. Aktuell liege diese bei rund 15 bis 20 Megawatt zusätzlicher Anschlussleistung im Jahr, erklärt die Sprecherin. Für die Zukunft habe man sich ambitionierte Ziele gesetzt. 2026 sollen die 30 Megawatt erreicht werden – und diese Zahl in den Folgejahren noch gesteigert werden. Im Fokus stehe dabei auch eine Verdichtung des bestehenden Leitungsnetzes.