Start für Integrationsprojekt in Düsseldorf Das ehemalige „Hotel Friends“ wird jetzt von Flüchtlingen wieder belebt

Düsseldorf · Ein außergewöhnliches Projekt hat begonnen: In dem früheren Hotel am Worringer Platz sind 15 Flüchtlinge eingezogen, die wie in einer WG zusammenleben – und dort Hotellerie und Gastronomie erlernen.

Mamadou ist vor wenigen Tagen ins „House of Friends“ eingezogen. Bei der Eröffnungsfeier verteilte der 21-Jährige Häppchen an Gäste.

Mamadou ist vor wenigen Tagen ins „House of Friends“ eingezogen. Bei der Eröffnungsfeier verteilte der 21-Jährige Häppchen an Gäste.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Maria hat bis vor Kurzem in einer Flüchtlingsunterkunft gelebt. Nun hat sie ihr eigenes Zimmer mit Bad und vielleicht bald einen neuen Job. Die 45-Jährige aus Afghanistan war die erste Bewohnerin des „House of Friends“, einem neuen und einzigartigen Integrationsprojekt in Düsseldorf. Vor wenigen Wochen ist Maria in eines der Zimmer des ehemaligen „Hotel Friends“ am Worringer Platz eingezogen. Dort lebt sie nun mit 14 weiteren Geflüchteten wie in einer WG zusammen. Sie werden dort aber nicht nur wohnen, sondern vor allem lernen: Deutschkurse, Berufsberatungen und Jobtrainings – passenderweise in Gastronomie und Hotellerie – gehören zum Konzept.

„Wir gehen damit einen völlig neuen Weg“, sagt Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). „Das Konzept der Unterkunft wird neu gedacht.“ Die Bewohner würden nicht nur untergebracht, sondern gefördert. Das übergeordnete Ziel: Die Geflüchteten sollen Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen finden. Der Fachkräftemangel sei vor allem in der Gastronomie groß, so Keller. Die Flüchtlinge hätten dort gute Chancen für einen Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Zu den Teilnahmevoraussetzungen zählte unter anderem eine Vereinbarung, die persönliche Ziele für die einjährige Teilnahme an dem Projekt festlegt. Zudem sollen sich die Bewohner in das Leben der Gemeinschaft einbringen. Dazu gehören die Reinigung der Räume, Küchendienste oder hausmeisterliche Tätigkeiten.

Die Düsseldorfer Sozialeinrichtung Hispi (Hilfe bei der sprachlichen Integration) hat die Leitung des Projekts übernommen. In Kooperation mit Akteuren aus Gastronomie und Hotellerie sollen in den Räumlichkeiten Seminare und kulturelle Veranstaltungen stattfinden. „Wir schaffen für geflüchtete Menschen mit Duldung nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch das Gefühl, aktiv Teil unserer Gesellschaft zu sein“, sagt Projektleiterin Karin Jungjohann.

Bei der Eröffnungsfeier testeten die Bewohner ihr Können

Zugeschnitten ist das Projekt auf Personen mit Fluchterfahrung, die besonders benachteiligt sind – etwa alleinreisende Frauen, Auszubildende, Wohnungslose oder queere Personen. Zu der Gruppe gehört auch Mamadou. Als er vor sechs Jahren alleine nach Deutschland kam, war er gerade einmal 15 Jahre alt. Geboren wurde er in Gambia, aufgewachsen ist er in Guinea. Er ist alleine aus seiner Heimat geflohen und hat nur noch einen Onkel, der dort lebt. Sonst gar keine Familie mehr. Zunächst landete er in einer Kleinstadt im sächsischen Erzgebirge, lebte lange in Flüchtlingsunterkünften. Er machte seinen Schulabschluss, ein Praktikum in einem Pflegeheim und arbeitete im Asylheim. Vor einem Jahr entschied er sich zu einem Umzug nach Düsseldorf und lebte in einer Wohngemeinschaft für Geflüchtete. „Ich war viel alleine“, sagt Mamadou. Als er von dem Projekt „House of Friends“ hörte, habe er sich sofort beworben. Obwohl er gar nicht so gerne koche, wolle er zuerst einen Job in der Küche austesten. „Ich will ja etwas Neues lernen“, sagt er. Er könne sich vorstellen, eine Ausbildung in der Gastronomie oder Hotellerie zu machen. Er freue sich aber vor allem darauf, in der Gemeinschaft zu leben und im „House of Friends“ neue Freunde zu finden. Bei der Eröffnungsfeier konnten die neuen Bewohner erstmals ihr Können austesten: Sie bewirteten die Gäste, teilten Häppchen aus, zapften Bier und verteilten Getränke. „Ihr macht das richtig gut“, so Oberbürgermeister Stephan Keller. Er ist davon überzeugt, dass das Projekt als Modell für andere Städte dienen könnte. „Viele in der Republik werden uns das nachmachen.“ Das Gebäude stand seit November 2023 leer – der Geschäftsführer des „Hotel Friends“ hatte sich nach 20 Jahren zurückgezogen und die Hoteltüren geschlossen. Nun hat die Stadt das Haus am Worringer Platz angemietet. „Es ist genau am richtigen Ort“, sagt Keller. Die Hoffnung ist, dass das Wohnprojekt auch die Gegend am Worringer Platz belebt und sich positiv auf die Nachbarschaft auswirkt.