Obdachlosigkeit in Düsseldorf Wie wichtig sind Notschlafstellen im Sommer?

Düsseldorf · Die sommerlichen Temperaturen stellen obdachlose Menschen vor andere Herausforderungen als im Winter. Für Unterkünfte und Versorgung wird auch jetzt gesorgt.

Nicht nur in den kalten Wintermonaten, sondern auch bei sommerlichen Temperaturen sind Obdach- und Wohnungslose auf Hilfe angewiesen.

Foto: dpa/Martin Gerten

(anbu) Wenn es kalt wird, leiden insbesondere die Obdach- und Wohnungslosen darunter, die bei Minustemperaturen ihr Leben gestalten müssen. Doch auch im Sommer leben Menschen auf der Straße, für die es bei den heißen Temperaturen unerträglich wird. Im Ausschuss für Gesundheit und Soziales stellte die Linke daher die Anfrage, ob es eine Saisonregelung in den Düsseldorfer Notschlafstellen gebe. Die Versorgung mit Essen und Trinken sowie Sonnencreme sei gerade im Sommer sehr wichtig, ergänzte Antragsteller Helmut Born.

Ende Mai gab es 49 belegbare Plätze in städtischen Obdachlosenunterkünften, nahm Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, Stellung. Notschlafstellen, Hotels und Ausweichschlafstellen werden über eine zentrale Stelle vergeben, zum gleichen Zeitpunkt waren 67 freie Plätze in solchen Notunterkünften verfügbar. In Düsseldorf gebe es eine „relativ bekannte Menge von obdachlosen Menschen, die in unterschiedlichen Formen behandelt werden“. Die Direktansprache sei gegeben.

Zu der Frage, ob es im Sommer und Winter unterschiedliche Aufnahmepraktiken gebe, teilte Koch mit: „Die Platzverfügbarkeit hängt nicht von der Jahreszeit ab, sondern wird ständig an die Anzahl der Personen angepasst, die einen Platz in der Notschlafstelle benötigen.“ Die Verweildauer solle aber grundsätzlich nur von kurzer Dauer sein. Nicht selten komme es vor, dass Nutzer die Notschlafstelle favorisieren und zwischen Notschlafstelle und Straßenobdachlosigkeit wechseln.

Wer eine hilflose Person sieht, wählt die 112

Damit im Winter eine tägliche Entscheidung vermieden werden kann, zählen die kälteren Monate November bis April durchgehend als gefährliche Witterungsbedingungen. „In dieser Zeit haben obdachlose Personen die Möglichkeit, bis 4 Uhr morgens die Notschlafstellen aufzusuchen“, erklärt Koch. Bei der Vermittlung spielt neben den rechtlichen Voraussetzungen auch der Lebensmittelpunkt der betroffenen Person eine ausschlaggebende Rolle.

Egal ob im Winter oder Sommer: Sehe man in der Stadt eine hilflose Person, „wählt man die 112, das würde ich genau so auch für den Sommer empfehlen“, sagte die Beigeordnete Koch abschließend.

Die Nachfrage nach Schlafplätzen sei im Sommer größer als im Winter: Das berichtete auch eine ehrenamtliche Helferin des „Gutenachtbus“ der Redaktion bei einem Besuch im Winter. Das liege daran, dass im Winter viele Bedürftige bei Freunden und Bekannten unterkommen würden, weil eine Nacht auf der Straße kaum auszuhalten sei. Bei den Temperaturen im Sommer sei das alles anders, weshalb mehr Bedürftige das kostenlose Angebot des Gutenachtbusses in Anspruch nehmen würden.