Urlaub mal anders Zelten in der eigenen Stadt
Düsseldorf · Ein Tag am See mit Übernachtung soll es sein. Ich starte von zu Hause in Wersten mit Zelt, Hund und Rucksack zur kleinen Alltagsflucht. Vorbei an einem Schloss und durch den Wald Richtung Unterbacher See.
24 Stunden können eine richtige Auszeit sein. Manchmal dauert ja schon die Anreise zu manchem Ferienort so lange und oft kommt dann noch eine Zeitverschiebung hinzu. Da ich direkt zu Fuß und mit Rucksack von zu Hause in Wersten starte, kann ich spontan losgehen, ohne auf die Uhr zu schauen, um einen Termin einzuhalten. Die Anreise zu Fuß ist kostenlos, meine Tour dauert zwischen zwei und drei Stunden, je nachdem, wie oft ich unterwegs Brombeeren pflücke, die Aussicht bestaune, die Schafe am Brückerbach beobachte oder den Hund kurz im Wasser etwas toben lasse. Ich schmiere mir noch Brötchen als Proviant, fülle die Wasserflaschen und wiege den Rucksack, circa acht Kilogramm sind es. Auch mein Mann kommt mit und übernimmt auf dem Hinweg das Zelt, das Hundefutter für unseren Labrador Kaya habe ich eingepackt, auch ein kleiner Gaskocher kommt ins Gepäck für Tee, Kaffee oder die Dose Ravioli.
Es soll bei sonnigem Wetter zum Unterbacher See gehen und das ist von Wersten aus gar nicht so weit weg. Zehn Kilometer sind es ungefähr, die Strecke habe ich online nochmal herausgesucht, obwohl ich sie von meinen Fahrradfahrten eigentlich schon im Kopf habe. Auch den Zeltplatz habe ich vorher online reserviert, denn es sind Sommerferien. Bisher bin ich bei meinen Spaziergängen um den Unterbacher See am Campingplatz immer nur vorbeigegangen, diesmal will ich einfach mal am See übernachten.
Wir starten an der Fischtreppe am Brückerbach in Wersten unsere Tour durchs Grüne. Ja, auch das ist möglich, denn bis zum Unterbacher See geht es fast immer über schöne Wege und durch Grünzüge. Einzig das Werstener Kreuz als große Verkehrsachse müssen wir passieren und dann geht es auch schon über den Werstener Deckel weiter Richtung Eller. Innerstädtisch und komplett im Grünen gehen wir zwar entlang der A 46, was wir natürlich hören, aber nicht sehen. Belohnt werden wir mit dem Blick auf den Eselsbach, an dem wir entlang spazieren. Die Eisenbahnstrecke queren wir durch einen kleinen Tunnel bis wir zum Eingang des Eller Schlossparks gelangen. Hier lohnt sich natürlich ein Abstecher, um das Schloss von außen anzuschauen. Unter großen schattenspendenden Bäumen gehen wir weiter, kommen an großen Wiesen vorbei und gelangen zum Nebenausgang des Parks. Dort überqueren wir mit der Deutzer Straße für heute die letzte große vierspurige Straße und gehen weiter Richtung Eisenbahnbrücke für Fußgänger und Radfahrer, die wir am Kikweg überqueren, um dann in den Eller Forst zu gelangen. Die letzten zwei Kilometer verbringen wir entspannt auf Waldwegen. Viele Hinweisschilder zeigen die Richtungen an, denn zum Unterbacher See führen nun ganz verschiedene Strecken.
Mit der Nähe zum See wird es auch deutlich voller, wir treffen auf Jogger, Spaziergänger und Radfahrer. Am Campingplatz Nord angekommen, checken wir unkompliziert ein und dürfen frei einen Platz auf der Zeltwiese wählen. Der Campingplatz liegt direkt am See, den man aber von der Zeltwiese leider nicht sehen kann. In unmittelbarer Nähe ist allerdings der Zugang zum Strandbad, das mit einem Chip zu den Öffnungszeiten besucht werden kann. Schnell ist unser kleines Wanderzelt aufgebaut. Rings um uns herum herrscht geschäftiges Treiben. Es ist Freitagnachmittag und einige kommen in kleinen Freundesgruppen zum Zelten an den Unterbacher See. „Wir machen hier zwei Wochen Ferien und sind aus Remscheid“, sagt ein Vater mit zwei Töchtern.
Kinder tollen auf der Wiese herum, die Eltern bauen die Zelte auf. Ein Paar aus den Niederlanden reist mit dem Motorrad an, im Beiwagen sitzen zwei große Hunde. Ihr Campinggepäck haben sie in einem weiteren Anhänger verstaut. Zur kurzen Erfrischung gehe ich erstmal eine Runde schwimmen im See. Damit stellt sich auch sofort ein Urlaubsgefühl ein. Während ich meine Bahnen ziehe, beobachte ich Segel- und Tretboote auf dem Unterbacher See, und auch Stand-up-Paddler ziehen ihre Runden.
Rund um den Campingplatz gibt es viele Freizeitangebote: Man kann segeln, surfen, Tretboot und Sup fahren oder Minigolf spielen, sich in die Höhen des Kletterparks wagen oder die Zeit in den beiden Strandbädern verbringen. Nach der Wanderung verzichte ich auf eine Joggingrunde um den Unterbacher See, aber auch das ist eine schöne Strecke, die manche Sportler schon morgens um sechs Uhr nutzen, wie ich im Zelt morgens an den Schritten höre.
Rund um den See kann man auch zum Essen oder für ein Getränk einkehren und dabei den Sonnenuntergang genießen. Wir sitzen einfach vor unserem Zelt und öffnen dann doch noch die Dose mit den Ravioli, unterhalten uns mit den anderen Campern. Ein Frosch hüpft hinter das Zelt, langsam wird es dunkel, die Dauercamper spielen noch Dart.
Obwohl man die Autos hört, schlafen wir gut. Die Zeltnachbarn frühstücken Kuchen, wir trinken Kaffee und essen einige Butterkekse. So gestärkt starten wir den Rückweg. Im Wald ist es angenehm kühl und gemütlich laufen wir zurück nach Hause. Wir wählen die gleiche Strecke und sind froh, dass es so nah so viel zu entdecken gibt.